Schwergewichtsboxen Senad Gashi will „verrückten“ Chisora ausknocken

Zweibrücken · Senad Gashi hat die vielleicht größte Herausforderung seiner bisherigen Karriere vor sich. Am Samstag boxt der Zweibrücker in London gegen Dereck Chisora. Der schon gegen Vitali Klitschkoim Ring stand.

 Schwergewichtsboxer Senad Gashi aus Zweibrücken steigt am Samstag in London gegen Dereck Chisora in den Ring.

Schwergewichtsboxer Senad Gashi aus Zweibrücken steigt am Samstag in London gegen Dereck Chisora in den Ring.

Foto: Oliver Dietze

Dass man ihm für seinen großen Kampf viel Glück wünscht, möchte Senad Gashi eigentlich nicht. „Wer Glück braucht, hat sich nicht richtig vorbereitet. Wünsch mir lieber Erfolg“, sagt der Zweibrücker Schwergewichtsboxer vor seinem Fight am Samstag, 20. April gegen den Briten Dereck Chisora. Ein klein wenig Glück kann in der O2-Arena in London aber zumindest nicht schaden. Denn Gashi hat eine extrem harte Aufgabe vor der Brust. Chisora ist ehemaliger Europameister und stand mit den besten Boxern der Welt im Ring. Der 35-Jährige kämpfte schon gegen Box-Legende Vitali Klitschko um den WM-Gürtel, unterlag 2011 aber nach Punkten. Ist die Aufgabe gegen den erfahrenen Briten zu groß für den Zweibrücker?

Nicht wenn es nach Gashi geht. „Chisora ist clever und abgewichst. Aber ich bin jünger und habe die schnelleren Beine“, sagt der 28-Jährige. Seine Prognose: „In der siebten Runde schlage ich ihn K.o. Linker Haken an den Kopf“. Zehn Mal sei er den Kampf in Gedanken schon durchgegangen. „Neun Mal gewinne ich, einmal werde ich disqualifiziert“, sagt Gashi augenzwinkernd.

Disqualifiziert wurde er nämlich im April vergangenen Jahres im Kampf um den WBO-Interkontinental-Titel gegen Tom Schwarz. Wegen eines Kopfstoßes. Nicht wenige Experten hatten damals den Eindruck, dass Gashi bis dahin der bessere Mann im Seilgeviert gewesen war. „Schwarz hat drei Mal am Tag trainiert. Ich habe in Thailand geheiratet und bin praktisch aus dem Flugzeug mit ihm in den Ring gestiegen – und ich habe ihn trotzdem dominiert“, meint Gashi.

Einen großen Gegner hatte er schon im vergangenen Dezember vor den Fäusten. Gegen Ringveteran Carlos Takam aus Kamerun, der wie Chisora bereits mit Weltmeistern wie dem Russen Alexander Povetkin im Ring stand, verlor der Zweibrücker in der siebten Runde durch K.o. Allerdings lieferte Gashi nicht nur einen beherzten Kampf ab – sondern hatte auch nur drei Tage Vorbereitungszeit. Er war für einen anderen Gegner eingesprungen. Das Risiko sei er ganz bewusst eingegangen, auch wenn die Aussicht auf Erfolg angesichts der kurzen Vorbereitung überschaubar gewesen sei: „Ich wusste, dass ich eine gute Performance abliefern kann. Aber in der siebten Runde hatte ich überhaupt keine Körperspannung mehr. Ein kleines Mädchen hätte mich umschubsen können.“

Gashi verlor, aber Boxpromoter Eddie Hearn sei so angetan von seiner Leistung gewesen, dass dieser ihm nun eine echte Chance mit sechswöchiger Vorbereitung gegeben hat, erzählt Gashi. Und diese nutzt der 28-Jährige, der mittlerweile eigentlich im spanischen Marbella lebt, in seiner Heimat. In Zweibrücken und Saarbrücken bereitete er sich auf den Fight vor. Als Sparringspartner hatte er sich unter anderem den ehemaligen usbekischen Weltmeister Ruslan Chagaev geangelt.

In der Londoner O2-Arena will Gashi am Samstag „jede Sekunde genießen.“ Die vielen Zuschauer würden ihn nicht hemmen, sondern ganz sicher beflügeln, versichert er. Respekt habe er vor seinem Gegner Chisora durchaus, auch wenn dieser „ein bisschen verrückt“ sei. Vor Chisoras WM-Kampf gegen Vitali Klitschko verpasse der Brite dem Ukrainer beim Wiegen eine schallende Ohrfeige und spuckte ihm vor dem Kampf ins Gesicht. Mit Landsmann David Haye lieferte sich Chisora sogar eine handfeste Prügelei. Abseits des Rings wohlgemerkt. „Das soll er bei mir mal versuchen, ich habe die Hand locker sitzen“, zeigt sich Gashi unbeeindruckt. Mit Nebenkriegsschauplätzen mag er sich aber nicht aufhalten, die richtige Antwort will er im Ring geben. Am liebsten in Runde sieben. Mit einem krachenden linken Haken zum Kopf.

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