Saarderby in der Handball-Oberliga Ein Top-Spiel zur falschen Zeit

Zweibrücken · Die Zweibrücker Löwen empfangen am Samstag den TV Homburg zum Saarderby in der Handball-Oberliga. Bei einem Sieg der Homburger drohen die 64er im Aufstiegsrennen abgehängt zu werden.

 Peter Gohl (am Ball) trug vergangene Saison das Trikot des SV 64 Zweibrücken. Seit dieser Spielzeit läuft er für Homburg auf. Allerdings nicht am Samstag. Im Top-Spiel gegen seinen Ex-Verein muss er verletzt passen.

Peter Gohl (am Ball) trug vergangene Saison das Trikot des SV 64 Zweibrücken. Seit dieser Spielzeit läuft er für Homburg auf. Allerdings nicht am Samstag. Im Top-Spiel gegen seinen Ex-Verein muss er verletzt passen.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Die Vorzeichen vor diesem Handballderby in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar, sie könnten unterschiedlicher kaum sein, wennn am Samstag die Handballer des SV 64 Zweibrücken den TV Homburg zum Saarderby empfangen. Während es bei den Gästen aus der Kreisstadt kaum besser laufen könnte in dieser Saison, haben die Rosenstädter seit Wochen personelle Probleme.

Vor gute einem Monat sah die Welt für die Zweibrücker noch rosiger aus. Mitte November lagen sie als erster Verfolger hinter dem TV Homburg, die mit 17:1-Punkten die Liga anführten. Ohne Punktverlust in direkter Schlagdistanz zum Tabellenführer. Doch während die Homburger um den Ex-Bundesligaprofi Yves Kunkel von Sieg zu Sieg eilen, mussten die Zweibrücker verletzungsbedingt Rückschläge hinnehmen.

Vor dem Spiel am Samstagabend liegen die 64er nun auf dem dritten Platz (19:5). Dabei galten die Zweibrücker mit den Gästen aus Homburg und den ebenfalls aus der dritten Liga abgestiegenen Sportfreunden Budenthal als Mitfavorit um die Meisterschaft. „In kompletter Besetzung spielen diese drei Vereine absolut auf Augenhöhe um die Meisterschaft. Wir mussten leider in den letzten Wochen erkennen, dass uns die Ausfälle von Tom Ihl, Philipp Kockler und Niklas Bayer doch viel härter treffen, als wir uns das gewünscht haben“, räumt SV-Trainer Stefan Bullacher mit Blick auf den Negativtrend der letzten Wochen ein. Zuletzt konnten die Löwen nach der Niederlage in Budenheim auch ihre Heimspiele gegen Aufsteiger Ottersheim und den Tabellenletzten Dansenberg II nicht gewinnen. Erst am letzten Wochenende bei Handball Mülheim/Urmitz gelang mit 21:20 ein knapper Sieg.

Für die Gastgeber kommt dieser Sieg zur richtigen Zeit, bringt er doch ein wenig Selbstvertrauen zurück in die arg gebeutelte Bullacher-Truppe. Dabei stach besonders Vizekapitän Tom Grieser hervor, der in der Partie auf der Rückraum-Position überzeugte. “Das war für die gesamte Stimmung ein sehr wichtiger Sieg. Auch mit der Tatsache, dass wir nur acht Feldspieler waren und wir in der letzten Sekunde gewonnen haben tat richtig gut”, freut sich Grieser nach dem Spiel.

Für das Team aus der Rosenstadt ist ein Derbysieg wahrscheinlich die letzte Chance, den Anschluss im Aufstiegsrennen zu verlieren. Bei einem Sieg der Saarländer hätte der SV 64 bereits sechs Verlustpunkte auf dem Konto. Damit den Löwen dann noch eine zumindest theoretische Chance auf eine Aufholjagd bliebe, müssten die bislang ungeschlagenen Saarpfälzer noch drei Mal patzen. Aus dem vor der Saison erwarteten Dreikampf um den Aufstieg in die 3. Liga würde dann wohl ein Duell zwischen Homburg und den Sportfreunden Budenheim werden.

Mit derlei Gedankenspielen will sich Homburgs Trainer Steffen Ecker noch nicht beschäftigen. Er warnt: „Zweibrücken ist eine mental starke Mannschaft, die äußerst gefährlich sein kann, wenn man sie spielen lässt, auch wenn ihnen einige wichtige Akteure nicht zur Verfügung stehen.“ In der Tat: In der vergangenen Saison spielte der SV 64 nämlich noch dort, wo die Gäste hinwollen. In der 3. Liga. Dass Zweibrücken dies nun nicht mehr tut, lag auch daran, dass in der abgelaufenen Spielzeit gleich 26 der 86 Drittligisten, die in verschiedenen Staffeln antraten, absteigen mussten. Denn in den vorangegangenen „Corona-Spielzeiten“ war der Abstieg ausgesetzt worden. In einer „normalen“ Saison hätte die Punktausbeute der Löwen für den Klassenerhalt ausgereicht.

Die Partie wird also voraussichtlich für beide Teams eine Standortbestimmung. Und eine mit einem würdigen Rahmen. Die 1000 Zuschauer fassende Westpfalzhalle wird voraussichtlich ausverkauft sein. „Das hat bis auf Yves Kunkel, glaube ich, keiner meiner Jungs bisher erlebt“, freut sich Ecker.

Anders als sein Zweibrücker Gegenüber Stefan Bullacher, kann Ecker fast aus dem Vollen schöpfen. Fehlen wird dem TVH nur ein Spieler: Und das ist ausgerechnet Peter Gohl (Schulterverletzung), der vor der Saison aus Zweibrücken nach Homburg gewechselt war.

Gohl war nur einer von zahlreichen starken Transfers, die die Homburger vor der Runde tätigten. Allen voran sorgte die Verpflichtung des ehemaligen deutschen Nationalspielers Yves Kunkel für Schlagzeilen. Dass derlei Wechsel, die für andere Oberligisten wohl pure Utopie sind, nicht nur Gegenliebe hervorrufen, dürfte keine Überraschung sein. Und so schoss auch der SV 64 Zweibrücken vor dem Top-Duell den einen oder anderen Giftpfeil ab. Der Einstieg eines „ortsansässigen und vor allem finanzstarken Sponsors“ habe Homburg in die Lage versetzt, „in Rekordzeit einen komfortablen Spielerkader“ zusammenzustellen, schreibt der SV auf seiner Homepage. Nicht ohne zu ergänzen, dass Homburg zwar mit massiven Mitteln sein Oberliga-Team aufrüste, aber „von der F- bis zur A-Jugend über keine einzige Mannschaft“ verfügt. Eine Aussage, der der TVH im sozialen Netzwerk Facebook damit begegnete, dass er im jüngsten Nachwuchsbereich der Vier- bis Sieben-Jährigen sehr wohl Nachwuchsarbeit leiste.

Auch wenn man in Zweibrücken die eigenen Möglichkeiten realistisch einschätzt, Aufgeben will man nicht: „Wenn wir wirklich eine Chance haben wollen, muss jeder sein absolutes Leistungsmaximum erreichen und wir brauchen eine sehr gute Torhüterleistung. Dann schauen wir einfach mal was am Samstag geht.“, gibt sich Löwen-Abwehrchef Grieser kämpferisch. Die Fans dürfen sich also auf ein hitziges Derby freuen.

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