WSF Zweibrücken Mit großen Ambitionen rein ins Getümmel

Zweibrücken · Endlich wieder ein Saisonhöhepunkt. Mit Lukas Fritzke, Nick Werner und Leo Ilias Baumann starten drei Athleten der WSF Zweibrücken bei der Freiwasser-DM, die ab Donnerstag im Stadthafen von Münster ausgetragen wird. Fritzke geht mit Rückenwind in die nationalen Titelkämpfe und hat sich daher viel für den ersten großen Wettkampf seit Beginn der Corona-Pandemie vorgenommen.

 Lukas Fritzke will sich für den Freiwasser-Kader des DSV und die Junioren-EM empfehlen.

Lukas Fritzke will sich für den Freiwasser-Kader des DSV und die Junioren-EM empfehlen.

Foto: Matthias Fritzke

Die Motivation in den vergangenen 16 Monaten stets hoch zu halten. Auf dem Trockenen und dann endlich wieder regelmäßig im Becken zu trainieren. Ohne einen Wettkampf direkt vor Augen zu haben. Das war auch für die Schwimmer der Wassersportfreunde (WSF) Zweibrücken nicht leicht. „Diese Perspektivlosigkeit, diese Ungewissheit über einen so langen Zeitraum“, auch für den Kopf eine Herausforderung, wie der WSF-Vorsitzende Matthias Fritzke schon im Frühjahr betonte. Saisonhöhepunkte wie die deutschen Meisterschaften wurden verschoben oder abgesagt. Das schuften jedoch musste weitergehen. Für den Tag X. Nach der erneuten Verschiebung der deutschen Jahrgangsmeisterschaften im Mai steht dieser Tag für drei junge WSF-Athleten nun aber tatsächlich bevor. Bei den deutschen Freiwassermeisterschaften, die von Donnerstag bis Samstag in Münster ausgetragen werden. Bis vergangene Woche war auch hier noch gezittert worde, doch acht Tage vor dem Startschuss der nationalen Titelkämpfe im münsterischen Hafenbecken sind diese offiziell genehmigt worden.

Und so dürfte in den vergangenen Tagen auch die Vorfreude darauf, sich endlich wieder mit der nationalen Konkurrenz messen zu können, bei den drei WSF-Startern Lukas Fritzke, Nick Werner und Leo Ilias Baumann stetig gewachsen sein. Zumal die Vorbereitung in den vergangenen Monaten gut glaufen sei, wie der WSF-Vorsitzende und Vizepräsident des Saarländischen Schwimm-Bundes Matthias Fritzke verrät. „Dadurch, dass die Jungs alle drei im Landeskader sind, können sie gemäß der Verordnung ja schon länger wieder durchgehend trainieren.“ Allerdings gehen die drei WSF-Schwimmer bei der DM das erste Mal für dieses Jahr in freies Gewässer. „Tatsächlich wird auch das Freiwasser hauptsächlich im Becken trainiert, wenn schon auch mal mit entsprechendem Neoprenanzug“, erklärt Fritzke. „Normalerweise wäre in diesem Jahr bei uns in der Nähe in Losheim noch ein Freiwasser-Wettkampf geplant gewesen, aber der ist coronabedingt ausgefallen.“ Dennoch seien die Zweibrücker „sehr gut vorbereitet“. Auf die deutschen Meisterschaften die „in dieser schwierigen Zeit natürlich etwas Besonderes“ sind, wie Bundestrainer Hannes Vitense im Gespräch mit den „Westfälischen Nachrichten“ betont. „Sie gelten auch als Wiedereinstieg für zahlreiche junge Sportler in die internationale Spitze. Die DM ist die Vorbereitung auf kommende Aufgaben auf internationalem Niveau“, erklärt Vitense.

Ihre Form vor dem ersten Höhepunkt des Jahres haben Nick Werner (Jahrgang 2001) und Lukas Fritzke (Jg. 2006) am vergangenen Wochenende noch beim CIJ Meet in Luxemburg getestet. Und sie zeigten sich über die 1500 Meter im Becken gut aufgelegt. Werner ist dort als Dritter (16:33.45 min) „eine sehr sehr gute Zeit geschwommen und Lukas konnte sich erheblich steigern“. In 16:26,89 Minuten schlug dieser nicht nur als Zweiter hinter dem Olympia-Achten von 2012, Andreas Waschburger (16:12.75 min) aus Saarbrücken an, sondern blieb „offiziell“ unter der Norm für den Nachwuchskader 2 des DSV. „Eigentlich sind das für Münster die optimalsten Voraussetzungen“, sagt Matthias Fritzke. Mit Rückenwind können die beiden WSFler dort am Samstag die fünf Kilometer in Angriff nehmen. „Einer guten Leistung sollte da nichts entgegenstehen“.

Dass die guten Zeiten am Wochende im Becken abgeliefert wurden und nicht im freien Gewässer sei erst einmal zweitrangig. „Im Prinzip ist Wasser Wasser. Wenn Du mit so einem positiven Effekt, so einer Leistung reingehst und das aus vollem Training heraus, dann kann es in Münster weit nach vorne gehen“, ist Fritzke guter Dinge, schiebt aber hinterher: „Obwohl die Konkurrenz natürlich auch nicht zu verachten ist.“

Doch trotz der starken nationalen Gegner hat sich Lukas Fritzke für die DM hohe Ziele gesetzt, wie sein Vater erzählt. „Er will unter die Top 3, um sich auch im Freiwasserkader des DSV zu positionieren.“ Zudem könnten die Athleten, die es bei der DM unter die Top 5 schaffen, „so steht es momentan in den Nominierungsrichtlinien“, für die Junioren-Europameisterschaften vom 22. bis 25. Juli in Paris nominiert werden. „Platz eins und zwei können sich demnach für die Jugend-Weltmeisterschaft qualifizieren, die Plätze dahinter für die Junioren-EM.“ Abschließend entscheide über die Nominierung aber immer noch der Deutsche Schwimm-Verband mit Blick auf die Gesamtleistung. „Von dem her denke ich, geht es bei Lukas um sehr sehr viel“, weiß auch Vater Matthias Fritzke, dass das Ziel seines Sohnes, unter die besten Drei zu schwimmen eine Herausforderung sein wird. „Aber er ist gut drauf.“ Bei der letzten Freiwasser-DM 2019 hatte Fritzke über die 2,5 Kilometer Rang sieben (von 40) seines Jahrgangs 2006 belegt.

Vom Meldeergebnis her ist der WSF-Schwimmer schon mal zufrieden. Mit seiner Meldezeit von 59:30 Minuten über die fünf Kilometer „ist er in dem schnellsten Lauf mit dabei, wo er sein Ziel auch erreichen kann“, erklärt der WSF-Vorsitzende. Wobei die Sportler beim Freiwasserschwimmen immer auch mit Unvorhergesehenem rechnen müssen. „Schon beim Massenstart aus der großen Gruppe heraus herrschen eigene Regeln.“ Aber „Lukas ist auf den langen Strecken zuhause, er liebt diese Rennen.“ Er habe schon immer von sich aus gesagt, dass er Freiwasser schwimmen möchte, erzählt sein Vater. „Egal wie da getreten oder geschlagen wird, er wird das wegstecken.“

Dass das nicht immer ganz einfach ist, davon kann Nick Werner ein Lied singen. Bei seinem DM-Start 2018 musste er nach einem Tritt gegen die Schulter aus dem Rennen aussteigen. Dieser „Nahkampf im Wasser“ sei schon speziell, erklärt Matthias Fritzke. 2019 verpasste Werner mit der 3x1,25-Kilometer-Staffel der Startergemeinschaft SSG Saar Max Ritter als Fünfter knapp das Podest. Am Samstag begibt sich dieser ebenfalls über die fünf Kilometer in das Wasser des Stadthafens von Münster. Für Lukas Fritzke und Nick Werner sei zudem ein Einsatz am Freitagnachmittag in den Staffeln der SSG Saar Max Ritter geplant.

Der dritte WSF-Starter Leo Ilias Baumann (Jg. 2008) misst sich am Freitagvormittag bei seinem Debüt bei der Freiwasser-DM mit der Jugend-Konkurrenz über die 2,5 Kilometer. Moritz Bartels, der ehemalige deutsche Meister über die zehn Kilometer (2018), wird in Münster nicht mit dabei sein. Nach seinem US-Studium und einem Praktikum in Hamburg wird dieser im September sein Master-Studium in Koblenz aufnehmen und hatte angekündigt, deshalb vom Sport kürzer zu treten.

Nach den Zehn-Kilometer- sowie 7,5-Kilometer-Rennen zum Auftakt am Donnerstag geht es für die drei WSF-Starter dann ab Freitag endlich wieder in dem Getümmel, Gedränge und Geschiebe im Wasser zur Sache. „Ich weiß nicht, ob der Schwimmer das so wahrnimmt, aber ich glaube, von der Location her sieht das schon relativ nett aus mit dem 1250-Meter-Rundparcours im Stadthafen, mit der Promenade“, sagt Fritzke, der am Donnerstagabend ebenfalls nach Münster reist, um live vor Ort dabei zu sein. „Ich glaube das wird für die Jungs schon eine schöne Atmosphäre sein“, ist sich der WSF-Vorsitzende sicher. „Jetzt hoffen wir noch, dass das Wetter mitspielt, dass viele Zuschauer da sind – dann gibt das nochmal einen Push nach vorne.“ Nach der langen wettkampfarmen Zeit allemal.

Die Deutschen Jahrgangsmeisterschaften (DJM) im Schwimmen mussten während der Pandemie mehrfach verschoben werden, nun hat die Abteilung Wettkampfsport des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) einen neuen Anlauf geplant. Demnach soll die DJM nun vom 26. bis 30. Oktober 2021 in Berlin ausgetragen werden. Das teilte der DSV am Dienstag mit. „Wir bekommen hier die gewünschte Planungssicherheit für den Formaufbau nach der Pandemiezeit und sicher auch neue Motivation für unsere Aktiven im Nachwuchsbereich“, erklärte der Bundestrainer Nachwuchs, Carsten Gooßes. „Die Titelkämpfe geben den Sportlern noch eine Möglichkeit, sich für freie Kaderplätze zu empfehlen.“

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