Oliver Spurzem organisiert privaten Wettkampf Endlich wieder ein Triathlon

Von Svenja Hofer · Oliver Spurzem hat kurzerhand einen eigenen Wettkampf für sich und seine Trainingsgruppe organisiert.

Das Training am Seil im selbst gebauten Pool hat sich für Oliver Spurzem gelohnt, wie sich am Sonntag zeigte.

Das Training am Seil im selbst gebauten Pool hat sich für Oliver Spurzem gelohnt, wie sich am Sonntag zeigte.

Foto: Spurzem Privat/Privat

 Normalerweise plant Oliver Spurzem sein Wettkampf-Jahr lange im Voraus. Alles ist haargenau durchgetaktet. Verschiedene Trainingsblöcke, mehrere Wettkämpfe, Ruhephasen. 2020 ist vieles anders. Die Corona-Pandemie hat den kompletten Kalender der Triathleten weltweit durcheinander gewirbelt. Aus der Routine bringen lässt sich der Zweibrücker davon nicht. Er zieht nicht nur sein Training so durch, als würden die Wettkämpfe wie geplant stattfinden, kurzerhand organisierte er privat für einen Teil seines Finish Strong Racing Teams am vergangenen Sonntag einen eigenen Triathlon – unter Einhaltung der geltenden Bestimmungen des Landes. 1,9 Kilometer Schwimmen im See mit Jagdstart, 25 Kilometer Radfahren, zehn Kilometer Laufen.

„Es war natürlich kein Wettkampf in dem Sinne, aber es war befreiend, mal wieder ein Rennen zu machen“, erklärt Spurzem, der den Termin nicht zufällig so gewählt hat. Denn eigentlich hätte am Sonntag die Ironman-EM in Frankfurt stattfinden sollen. Doch auch die fiel dem Coronavirus zum Opfer. Wie für Spurzem die Militär-WM im Juni in Spanien. Auch Slowenien ist abgesagt, die als WM-Quali-Wettkampf geplante Langdistanz in Santa Rosa (USA) verschoben, ebenso der Ironman auf Hawaii. Planungen sind da schwierig. Dieses Gefühl, in der Luft zu hängen, „nervt“ den Zweibrücker.

Auch deshalb kam der kleine Wettbewerb am Sonntag gerade recht. „Es war natürlich nicht die riesige Herausforderung, aber ich war schon gespannt, zu sehen, wie es nach den vergangenen Wochen und Monaten so läuft.“ Gerade beim Schwimmen. „Ich bin gefühlt seit Ewigkeiten nicht echt geschwommen“, erklärt der 43-Jährige. Lediglich im selbst gebauten Pool im Garten. „Es hat besser geklappt als erwartet.“ In dem Schnitt, den Spurzem geschwommen ist, wäre über 3,8 Kilometer „locker“ eine Zeit unter einer Stunde drin gewesen. Beim Radfahren sei aufgrund der harten Trainingsintervalle in den Tagen zuvor klar gewesen, dass es nicht so einfach rollen würde. Und auch beim Laufen fehle noch die Geschwindigkeit. „Für eine Kurzdistanz wäre ich momentan nicht so geeignet“, sagt Spurzem lachend. Da er gerade einen Ironman-Trainingsblock mit harten Intervallen hinter sich hat, sei das wenig überraschend. Denn trotz der Absagen, trotz der Ungewissheit, wann oder ob in diesem Jahr noch Rennen stattfinden, ackert er weiter.

Derzeit mit Blick auf den 17. Oktober. Da nämlich soll der eigentlich für Ende Juli geplante Ironman im kalifornischen Santa Rosa nachgeholt werden. „Ich habe mich auf diesen Termin verlegen lassen. Jetzt hängt es von den Einreisebestimmungen in die USA ab, wo der Virus ja gerade wieder wütet“, erklärt Spurzem, dem das Rennen gut in den Plan passen würde. Bei einer kompletten Absage würde ihm der Coeur d‘Alane im US-Bundesstaat Idaho 2021 als Ersatz angeboten. Der würde allerdings mit den Plänen kollidieren, im kommenden Sommer wieder in Frankfurt zu starten. „Wenn es aber nicht geht, dann kann ich nichts tun.“ Außer weiter trainieren und abwarten. Abwarten, ob in diesem Sommer noch irgendwelche Triathlons stattfinden. „In Europa wären Rennen durchaus möglich und unter bestimmten Bedingungen auch erlaubt. Es müsste allerdings auch ein Veranstalter sagen, er macht’s.“ Das tut derzeit aber keiner.

Dennoch zieht Spurzem seinen Plan durch. „Es ist wichtig für mich, etwas zu machen – sonst werde ich wahnsinnig.“ Es sei gut, zu kontrollieren, ob der Trainingsplan funktioniert. „Auch, wenn ich es derzeit im Wettkampf nicht beweisen kann.“ Dennoch könne er Rückschlüsse aus Werten und Zeiten ziehen. Am Sonntag seien die Indikatoren gut gewesen. Der Selfmade-Triathlon habe ihm auch gezeigt, dass die Entscheidung für den selbst gebauten Pool richtig gewesen sei.

Ab Mittwoch bietet sich auch wieder die Möglichkeit zum Training im Zweibrücker Freibad. „Ich werde mir das ganze anschauen. Wenn es zu kompliziert wird, lasse ich es und gehe in meinem Pool“, erklärt der Athlet der WSF Zweibrücken. Damit komme er gut zurecht. „Der Pool hat für mich auch Vorteile. Hier habe ich nichts zum Abstoßen, wie im Wettkampf.“ Diesen Effekt habe er am Sonntag gemerkt, als er die langen festen Züge durchziehen konnte.

Nun geht es für Oliver Spurzem in den letzten Ironman-Trainingsblock. Probleme, sich zu motivieren, hat er trotz der fehlenden Planungssicherheit nicht. „Wenn der Wettkampf dann kommt, kann ich mich voll fokussieren, dann bin ich im Tunnel.“ Das schaffte er auch bei dem kleinen eigenen Rennen. „Wenn das auch kein echter, harter Wettkampf war, gilt für mich trotzdem immer 100 Prozent – das war keine Spaßveranstaltung.“ Obwohl auch die Freude daran, sich mit ein paar Athleten messen zu können, groß war in dieser ansonsten so triathlonarmen Zeit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort