„Wir sind an unsere Grenzen gestoßen“

Denger: · Zweibrücken. Der SVN Zweibrücken hat das härteste Jahr in der Vereinsgeschichte hinter sich. Der sportliche Abstieg aus der Fußball-Regionalliga war nur die logische Folge der finanziellen Nöte, nachdem der Kader abgespeckt, die Mannschaft komplett neu aufgestellt werden musste, um zu überleben. Der Vorsitzende Richard Denger sprach mit Merkur -Redakteurin Svenja Kissel über die Erfahrungen der vergangenen Monate und wagt einen Blick in die Zukunft.

 Die dunklen Wolken überm Westpfalzstadion weichen ersten Lichtstrahlen. Der SVN um seinen Vorsitzenden Richard Denger blickt dem Neuaufbau in der Oberliga nach zwei harten Jahren zuversichtlich entgegen. Foto: Martin Wittenmeier

Die dunklen Wolken überm Westpfalzstadion weichen ersten Lichtstrahlen. Der SVN um seinen Vorsitzenden Richard Denger blickt dem Neuaufbau in der Oberliga nach zwei harten Jahren zuversichtlich entgegen. Foto: Martin Wittenmeier

Foto: Martin Wittenmeier

Herr Denger, wenn Sie mit etwas Abstand auf die vergangene Runde blicken - wie lautet Ihr Fazit?

Richard Denger: Es war wichtig, dass wir nach dem Umbruch mit Guido Hoffmann einen Trainer gefunden hatten, der die Saison mit uns durchgezogen und sich nicht nur der sportlichen Verantwortung gestellt hat. Er hat sich in den Verein eingebracht. Der finanziellen Situation war es geschuldet, dass er keine Spieler mehr im Kader hatte, die weiter oben mitspielen konnten. So war uns bewusst, dass es schwer würde die Klasse zu halten. Obwohl es in der Rückrunde ein paar Spiele gab, die wir hätten gewinnen können. Zuhause gegen Koblenz (1:2), gegen Trier (0:1) oder sogar Saarbrücken (0:1). Wenn wir da gepunktet hätten, dann wäre das für die Motivation gut gewesen. Aber es hat nicht sollen sein und hätte auch anders nicht gereicht für uns.

Sind Sie am Ende einfach froh, dass der Verein es geschafft hat, die Insolvenz abzuwenden und die Saison ordentlich zu Ende zu bringen?

Denger: Auf jeden Fall. Wir sind abgestiegen, sind aber noch da. Selbst wenn wir es irgendwie geschafft hätten, nicht abzusteigen, wäre noch eine Saison in der Regionalliga undenkbar gewesen. Finanziell wäre es absolut unmöglich gewesen. Es ist ein Riesensprung von der Ober- in die Regionalliga - nicht nur wirtschaftlich, auch sportlich.

Haben Sie ein vergleichbares Jahr in den 25 Jahren als Vorsitzender des Vereins, der bei Ihrem Amtsantritt noch Bezirksliga spielte, schon mal durchlitten?

Denger: Nein (atmet tief durch). Eigentlich waren es ja zwei wirklich harte Jahre. Es war noch nie so schwer.

Finanziell war der Druck in den vergangenen beiden Jahren enorm groß, der Kader musste abgespeckt, mehrfach neu aufgebaut werden - wie ist die finanzielle Lage nun für die Oberliga-Runde, sind Sie zuversichtlich, diese ordentlich über die Bühne bringen zu können?

Denger: Wir müssen finanziell immer noch aufpassen und weiter sparen. Daher werden auch nur Spieler verpflichtet, die in unser Konzept passen. Eben solche aus der Region, die nicht unbedingt aufs Geld schauen. Wir brauchen noch ein, zwei Jahre, um aus der Sache herauszukommen. Wir sparen aber ja nicht nur am Kader, sondern an allen Ecken und Enden. Dem Clubheim, das von Leuten geführt wird, die nicht dafür bezahlt werden, an Bussen und so weiter. Mehr geht nicht. Es kommt natürlich auch auf die ausstehenden Sponsorengespräche an. Aber wir werden sicher mit dem derzeitigen Konzept durchkommen.

Wo liegt das geplante Budget?

Denger: Wir kalkulieren mit 60 000 bis 80 000 Euro.

Wie sieht es derzeit mit Sponsoren aus? Ist eine Tendenz erkennbar, ob die vorhandenen bleiben?

Die Suche läuft derzeit. Von einem wichtigen haben wir die Rückmeldung, dass er weitermacht - vielleicht sogar ein bisschen mehr. Weitere Gespräche werden geführt. Auch Sven Blauth bringt sich hier dankenswerterweise sehr ein.

Die erfolgreichen Jahre des SVN mit Landesliga-, Verbandsliga- und Oberliga-Aufstiegen, zwei Teilnahmen am DFB-Pokal gipfelten vor zwei Jahren im Sprung in die Regionalliga. Möchten Sie diesen trotz der Erfahrungen des vergangenen Jahres missen?

Denger: Klar haben wir die Regionalliga auch genossen. In Offenbach zu spielen, gegen Saarbrücken und Mannheim ist nicht nur für die Spieler, sondern auch den Verein etwas Besonderes. Das waren Erlebnisse. Aber wir sind an unsere Grenzen gestoßen. Nicht nur finanziell. Auch in der Vorbereitung und Abwicklung der Heimspiele, mit den Sicherheitsaspekten und allem, was dazugehört. Hätten wir die Chance genutzt, wieder in den DFB-Pokal zu kommen, dann wäre es uns sicher besser gegangen. Aber das haben wir verspielt.

Können Sie aus dem vergangenen Jahr irgendetwas Positives mitnehmen?

Denger: Puh. Da muss ich wirklich überlegen (denkt nach). Dass wir überlebt haben.

Sehen Sie den Abstieg als Möglichkeit eines Neustarts?

Denger: Ja, wir fangen in der Oberliga ja wieder bei Null an und müssen uns etwas aufbauen. Ich denke, wir sind da jetzt trotz der vielen Arbeit, die noch vor uns liegt, auf einem guten Weg. Es wird viel über den SVN erzählt, aber ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen.

Sehen Sie die sportliche Zukunft des Vereins langfristig in der Oberliga?

Denger: Das hoffen wir. Wir streben sicher nicht an, wieder in die Regionalliga zu kommen.

Schaut man sich die bisherigen Neuzugänge an, insgesamt sind es bislang elf, kommen die Spieler vermehrt aus der Region, sind jung und den Angaben des neuen Trainers nach, hungrig aufs Fußballspielen. Hoffen Sie, in der Oberliga eine Mannschaft formen zu können, die auch längerfristig zusammenbleibt?

Denger: Das ist ganz klar die Intension des Trainers und Vorstands. Wir hoffen, dass einige der Spieler längerfristig beim SVN bleiben, es nicht mehr eine solch große Fluktuation gibt und damit eine größere Kontinuität einzieht.

Mit Sven Blauth haben sie einen Trainer aus der Region verpflichtet. Warum ist er der richtige Mann für den SVN?

Denger: Es tut dem Verein sicher gut, jemanden aus der Region zu haben. Wenn ich die vergangenen Wochen sehe, wie er arbeitet, auch mit zu den Sponsoren geht, bin ich zuversichtlich, dass es in die richtige Richtung läuft. Ich denke, dass er aus dem Studium und seinem Job als Organisationsleiter bei der Debeka viel mitbringt, was ihm auch hier hilft. Mal abgesehen von den fußballerischen Stationen und Kontakten.

In diesem Jahr steht wieder eine Jahres-Hauptversammlung an. Bereits vor Ihrer Wiederwahl vor zwei Jahren hatten Sie mit einem Rückzug aus de Amt des Vorsitzenden geliebäugelt. Ist schon klar, ob Sie auch weiterhin den Verein führen wollen?

Denger: Am 30. Juni ist das Geschäftsjahr zu Ende. Etwa Ende Juli wird es nach dem Aussetzen im vergangenen Jahr wieder eine Hauptversammlung geben. Dann wollen wir uns auch auf der Vorstandsebene ein bisschen professioneller aufstellen, die Aufgaben neu verteilen. Nach 25 Jahren würde ich gerne einmal aufhören. Irgendwann werden Leute da sein, die die Aufgabe übernehmen können. Aber in der schweren Zeit kann ich den Verein nicht im Stich lassen.

Können Sie schon ein Ziel für die kommende Spielzeit ausgeben?

Denger: Die Zielsetzung muss sein, die Klasse zu halten, vielleicht im sicheren Mittelfeld zu stehen.

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