Triathlon Trainiert wird notfalls wieder im Gartenpool

Zweibrücken · Oliver Spurzem hat sich von der Corona-Krise nicht ausbremsen lassen. Seinen Trainingsplan hat der Zweibrücker Triathlet so durchgezogen, als hätten all seine Wettkämpfe wie geplant stattgefunden. Nun bereitet sich der 43-Jährige auf die Saison 2021 vor – und hofft auf seinen fünften Start beim Ironman auf Hawaii.

  Derzeit ist WSF-Triathlet Oliver Spurzem noch nicht auf seinen selbst gebauten Pool im Garten angewiesen. Doch selbst wenn – er wäre darauf eingestellt.

Derzeit ist WSF-Triathlet Oliver Spurzem noch nicht auf seinen selbst gebauten Pool im Garten angewiesen. Doch selbst wenn – er wäre darauf eingestellt.

Foto: Spurzem Privat/Privat

Einige wenige Sekunden muss selbst Oliver Spurzem nach Luft schnappen. Schließlich befindet sich der Triathlet der Wassersportfreunde (WSF) Zweibrücken beim Anruf des Merkur gerade mitten in einer Trainingseinheit. In der kurzen Pause zwischen zwei Intervallen schafft es Spurzem dann aber trotzdem über seine Erfahrungen im ablaufenden Jahr – sowie seine großen Pläne für das kommende zu sprechen. Denn diese Pläne stehen in weiten Teilen trotz der Corona-Pandemie bereits fest. Das große Ziel, auf das Spurzem einmal mehr hinarbeitet, ist der Ironman auf Hawaii. Die Teilnahme am härtesten Triathlon der Welt ist 2020 nicht nur ihm verwehrt geblieben.

Doch obwohl all seine geplanten Rennen in diesem Jahr coronabedingt ausgefallen sind, hat der Ausdauerathlet weiter geackert. Der 43-Jährige hat sein Trainingsprogramm genau so durchgezogen, als hätten all seine Wettkämpfe wie geplant stattgefunden: Die Militär-WM im Juni in Spanien, das anschließende Rennen in Slowenien, die als WM-Qualifikations-Wettkampf geplante Langdistanz in Santa Rosa (USA) – sowie sein fünfter Start beim legendären Ironman auf Hawaii im Oktober. Und obwohl die größte Motivation – die Belohnung für die harte Arbeit mit dem echten Renngefühl und dem Überqueren der Ziellinie – fehlten, verspürt Spurzem beim Blick zurück auf die vergangenen Monate keine Zermürbung. Denn die Einheiten liefen gut, der Körper spielte mit. „Ich habe Testergebnisse vom Aufbau und kann sagen: Das hätte funktioniert. Und daher wird der Trainingsaufbau jetzt im Prinzip kopiert und mit Blick auf das kommende Jahr massiv motiviert nochmal durchgezogen“, erklärt Spurzem. Und das trotz Puls von noch immer 155 in entspanntem Plauderton.

Für jedes Problem, für jede Frage hatte der Triathlet in den herausfordernden letzten Monaten die passende Antwort gefunden: Die Schwimmbäder geschlossen? Der Zweibrücker konstruierte kurzerhand einen Pool im eigenen Garten. Das komplette Renn-Programm gestrichen? Spurzem organisierte einen Selfmade-Triathlon mit seiner Trainingsgruppe. Noch Platz im Wettkampfkalender, weil keine Veranstaltung stattfinden darf? Der 43-Jährige besuchte Trainerfortbildungen, bot Laufanalysen an und plante, wie er sich in dieser Hinsicht künftig noch professioneller aufstellen kann.

Auch wenn Spurzem die fehlende Planungssicherheit, das „in der Luft Hängen“ zuweilen an den Nerven zehrte – an Antrieb habe es ihm in diesem Jahr nie gefehlt. „2021 bin ich letztmals in der Altersklasse 40 bis 44 am Start, dann wechsle ich in die 45er. Deshalb will ich jetzt nochmal richtig Gas geben, um das mitzunehmen in die neue Altersklasse“, erklärt der Stabsfeldwebel des Fallschirmjägerregiments 26.

Derzeit hat der WSF-Athlet im Vergleich zum Frühjahrs-Lockdown immerhin den Vorteil, zumindest im Lehrschwimmbecken des Zweibrücker Hofenfels-Gymnasiums mit den Profis trainieren zu können. Laufen und Radfahren sind ohnehin kein Problem. „Laut der Landesverordnung dürfen Bundeskaderathleten und Teilnehmer an Weltmeisterschaften trainieren – somit ist dieser Drops auch gelutscht“, erklärt Spurzem gut gelaunt. Das Lehrschwimmbecken sei zwar nicht einmal 17 Meter lang – dennoch könne er dort sehr gut mit einem Zugseil arbeiten. In der kalten Jahreszeit in den eigenen Pool im Garten zu steigen – was im Sommer stets eine nette Alternative zum Trockentraining darstellte, bleibt ihm damit erspart. Ganz so abwegig ist dieser Gedanke bei Oliver Spurzem aber nicht, wie er sogleich unter Beweis stellt. „Aktuell muss ich nicht in den Pool, aber die Notfalllösung dafür steht auch schon bereit“, sagt der Zweibrücker wie selbstverständlich. „Wenn jetzt wirklich wieder komplett runtergefahren wird, dann wird die Heizung in Betrieb genommen“, führt der viermalige Hawaii-Teilnehmer seine Pläne aus. „Ich kann da ja schwimmen, ich habe ein Dach drüber und die Heizung parat. Ich habe das schon alles vorbereitet, du musst immer zwei Schritte vorausdenken.“ Ein Zurück gibt es bei dem 43-Jährigen nicht.

Und so ist auch sein Rennkalender für die kommende Saison bereits wieder vollgepackt. „Die Wettkämpfe stehen, ich musste mich ja schon anmelden“, erklärt Spurzem. Im Mai ist eine Mitteldistanz in Venedig geplant, im Juni folgt über die gleiche Streckenlänge das Rennen in Maxdorf. Ende Juni steht dann wieder die Ironman-EM in Frankfurt im Plan. Dort soll es mit der nächsten Qualifikation für das legendäre WM-Rennen in Kailua-Kona auf Hawaii klappen. Bevor es dann in die letzten Vorbereitungen auf den Saisonhöhepunkt geht, steht Ende Juli noch die Weltmeisterschaft mit dem Militärteam in Kanada über die Olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen) an. „Dann haben wir schon August, da ist hauptsächlich Training und Aufbau für Hawaii angedacht“, erklärt Spurzem seinen durchgetakteten Kalender. Damit aber nicht genug. Nach Hawaii – in der eigentlichen Regenerationsphase – will Spurzem eine weitere Langdistanz absolvieren: beim Ironman California in Sacramento. Dieser wäre der Ersatz für den in diesem Jahr ausgefallenen Wettkampf in Santa Rosa. Nach Hawaii wäre er demnach gerademal eine Woche zuhause, bevor er schon wieder in die USA fliegt. „Das ging nicht anders, ich konnte kein anders Rennen reinpacken, das weit genug von Frankfurt weg ist, zwischen Frankfurt und Hawaii wäre es auch Quatsch, eine Langdistanz zu machen“, erklärt Spurzem. „Da hänge ich doch lieber noch einen schönen Saisonabschluss in Kalifornien dran. So zum Ausrollen“, sagt er und muss lachen. Dies sei dann ja – bis auf den ungewöhnlichen Ausklang – eine ganz normale Saison. Zumindest wenn die Corona-Entwicklung es zulässt.

Darauf, dass die Rennen auch tatsächlich stattfinden, dass Trainings- und vor allem der Wettkampf-Rhythmus wieder zur Routine finden, „hoffe ich schon sehr“, so Spurzem. Und die Hoffnungen sind begründet. Denn ein paar Triathlon-Wettbewerbe seien ja schon wieder gelaufen. „Der erste in Florida, aber auch in Europa gab bereits welche. Die Hygienekonzepte sind angepasst, mit weniger Teilnehmern – das läuft schon mal.“

 Für Oliver Spurzem steht nächstes Jahr ein straffes Wettkampfprogramm auf dem Plan.   Foto: Spurzem/Privat

Für Oliver Spurzem steht nächstes Jahr ein straffes Wettkampfprogramm auf dem Plan. Foto: Spurzem/Privat

Foto: Spurzem

Derzeit sei vor allem das Reisen noch ein Problem. „In den drei, vier, fünf Monaten, die wir jetzt noch haben, wird sich zeigen, was möglich ist“, sagt Spurzem schon jetzt mit dem Blick auf das nächste Trainingsintervall. Welches ihn seinem Ziel – beim nächsten Hawaii-Start endlich die Zehn-Stunden-Marke, an der er mehrfach knapp vorbeigeschrammt ist, zu knacken – wieder ein Stückchen näher bringen soll.

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