Sportinfrastruktur Warum nicht mal den Rasen färben?

Koblenz/Zweibrücken · Beim Landessport-Forum „Sportplätze in der Sportentwicklungs- planung“ zeigten Experten auch ungewöhnliche Ideen auf, wie man Fußballplätze interessant gestaltet.

 Die Referentenriege in Koblenz (von links): Bernd Schnabel, Klaus Lütkefedder und Robin Kähler.

Die Referentenriege in Koblenz (von links): Bernd Schnabel, Klaus Lütkefedder und Robin Kähler.

Foto: Landessportbund Rheinland-Pfalz

Ein „Plädoyer für eine neue, freundliche Moderne in der Sportplatzarchitektur“ hielt Robin Kähler, Vorstand der Internationalen Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen sowie Direktor a.D. des Sportzentrums der Universität Kiel, beim Forum „Sportplätze in der Sportentwicklungsplanung“. Dabei ging es um die Bedeutung und Potenziale von Fußballplätzen in der multifunktionalen Sportstättenentwicklung. Eingeladen ins Haus des Sports in Koblenz hatte der Landessportbund in Kooperation mit dem Städtetag, dem Gemeinde- und Städtebund und dem Landkreistag Rheinland-Pfalz sowie dem Institut für Sportstättenentwicklung (ISE).

Wie Kähler vor 70 Zuhörern darlegte, meint der Begriff einer freundlichen Sportplatzarchitektur „freundlich mit sich umzugehen“, „freundlich zu anderen zu sein“ und „Freund oder Freundin des guten Sportplatzes“ zu sein. „Ich finde es eine Unverschämtheit, wenn Land, Kommunen und Städte kein Geld zur Verfügung stellen, um einen Sportplatz zu sanieren“, urteilte der Sportentwicklungs- und Sportraumplaner. „Das ist unfreundlich“ – aber manche Politiker seien nicht in der Lage zu erkennen, welche Kraft und welche Möglichkeiten der Sport habe. „Plätze, die erhalten werden müssen, sollten unbedingt saniert werden“, betonte Kähler und warnte vor einer Verlagerung von vorhandenen Sportplätzen aus verdichteten Stadtgebieten an die Peripherie. Kähler plädierte dafür, dass Vereine ihre Anlagen auch einmal unentgeltlich, etwa für Outdoor-Gymnastikgruppen oder Cricket-Spieler öffnen. Notwendig seien „Möglichkeitsräume in den Städten und Gemeinden, um den Menschen ihr Sporttreiben zu ermöglichen“. Wie etwa im Frankfurter Ostpark regelten die Sportler das auch selbst in einer freundlichen Atmosphäre. Es gelte, offene bespielbare Räume zu schaffen in einem Quartier, das einsehbar sei, wo die Menschen gerne hingingen und wo sie willkommen seien. „Das erfordert allerdings eine andere Planung, bei der Kommunen, Schulen, Kindergärten, Stadtteilgruppen und Architekten vorher einbezogen werden müssen.“

Während Walter Desch, Sportkreisvorsitzender des Rhein-Hunsrück-Kreises, zu bedenken gab, dass „die Freundlichkeit überall da“ sei, „aber nirgends das Geld“, warf LSB-Vizepräsident und Moderator Dieter Krieger ein, man dürfe „das Geld nicht zum Killerargument werden lassen – es gibt auch noch genügend Ideen“. LSB-Präsident Lutz Thieme betonte: „Es kann auf Dauer nicht die Aufgabe eines Vereins sein, kostenfreie Angebote für Nicht-Mitglieder im öffentlichen Raum bereitzustellen.“ Schon im März hatte das LSB-Forum „Sport im öffentlichen Raum“ in Trier auch die Städte und Gemeinden aufgefordert, geeignete kommunale Flächen zum Sporttreiben auszuweisen.

Die bedarfsgerechte Planung und Modernisierung von Sportplatzplatzanlagen skizzierte Klaus Lütkefedder, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wallmerod, am Beispiel der dortigen zentralen Sportanlage. „Ein Sportplatz wird vor allem auch deshalb gebaut, wenn eine Mehrzahl derjenigen, die ihn bauen sollen, auch das Geld dafür bereitstellt“, sagte der Chef der Westerwald-VG. Vom Grundsatz her plane man eine offene Anlage – mit einem Drehkreuz sollen Wildschweine oder Mofafahrer ferngehalten werden. Der Sportplatz wird ausgerüstet mit ausgesuchten Leichtathletikanlagen, innovativen Bereichen für Cross-Fit, ein Kleinfeld mit Markierungen für verschiedene Sportspiele und einer Asphalt-Bahn für Inliner und Rollatoren. Mangels Nachfrage werde man dafür aber nur zwei 400-Meter-Bahnen sanieren. „Die Vereine rennen uns jetzt schon die Bude ein“, freute sich Lütkefedder. „Richtig wichtig waren die Bedarfsermittlung mit dem ISE und die regelmäßige Rückkopplung mit allen entscheidungsrelevanten Akteuren, den Nutzern sowie – ganz bedeutend – Verbands- und Ortsgemeinden. Die Erkenntnis des VG-Bürgermeisters: „Der kommunikative Aspekt – wie man die Leute mitnimmt – ist außerordentlich wichtig.“ Unter dem Strich habe man „eine passgenaue Lösung mit vielen Nutzungsmöglichkeiten“ gefunden und „eine hohe Akzeptanz der potenziellen Nutzern bekommen“. Auf Nachfrage verriet Lütkefedder auch die Gesamtkosten von 1,2 Millionen Euro – 100 000 Euro fürs Sportlerheim, 50 000 für das Flutlicht und eine gute Million für den Platz.

Über die Umnutzung von Sportanlagen und wie man alten neues Leben einhaucht, referierte Diplom-Ingenieur Bernd Schnabel. „Keine Sportanlage ist für die Ewigkeit gebaut – Ansprüche der Sportler ändern sich“, gab der Landschaftsarchitekt und öffentlich bestellte Sachverständige für Sportplatzbau zu bedenken. Er dokumentierte dies anhand des Beispiels Kunstrasen, der „nach zehn, zwölf, maximal 15 Jahren heruntergespielt“ sei und erneuert werden müsse. .

 Wie lassen sich Sportplätze moderner gestalten und umgestalten? Auf diese Frage suchte das Forum „Sportplätze in der Sportentwicklungsplanung“ nach Antworten.

Wie lassen sich Sportplätze moderner gestalten und umgestalten? Auf diese Frage suchte das Forum „Sportplätze in der Sportentwicklungsplanung“ nach Antworten.

Foto: dpa/Carsten Rehder

Generell sei es schlau, sich „am besten frühzeitig – vor der Planung – einen Fachmann dazuzuholen“. Der Sachverständige animierte das Plenum, darüber nachzudenken, Sportanlagen „interessanter“ zu gestalten. So müsse ein Kunstrasen nicht mehr unbedingt grün sein und ein Ballfangzaun könne heute auch schon einmal rot daherkommen.

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