Handball-Oberliga „Wir werden alles aufbieten, was wir können“

Zweibrücken · Handball-Oberligist VTZ Saarpfalz empfängt am Sonntag die HSG Kastellaun/Simmern zu einem wichtigen Spiel in der Westpfalzhalle.

 Das Trainerduo der VTZ Saarpfalz, Kai Schumann (2. v. li.) und Philip Wiese (3. v. l.) arbeiten seit ihrem Amtsantritt unter erschwerten Bedingungen. Auch in dieser Saison legt Corona dem Handball-Oberligisten zahlreiche Steine in den Weg. In den letzten Spielen trat die VTZ mit einer Rumpftruppe an – und schlug sich gegen starke Gegner achtbar. Vor dem Heimspiel am Sonntag gegen Kastellaun sieht die Personalsituation ein wenig freundlicher aus. 
  Foto: Wittenmeier

Das Trainerduo der VTZ Saarpfalz, Kai Schumann (2. v. li.) und Philip Wiese (3. v. l.) arbeiten seit ihrem Amtsantritt unter erschwerten Bedingungen. Auch in dieser Saison legt Corona dem Handball-Oberligisten zahlreiche Steine in den Weg. In den letzten Spielen trat die VTZ mit einer Rumpftruppe an – und schlug sich gegen starke Gegner achtbar. Vor dem Heimspiel am Sonntag gegen Kastellaun sieht die Personalsituation ein wenig freundlicher aus. Foto: Wittenmeier

Foto: maw/Martin Wittenmeier

(jad) Im Winter 2019/20 haben Kai Schumann und Philip Wiese das Traineramt beim Handball-Oberligisten VTZ Saarpfalz übernommen. Kurz darauf hatte die Pandemie den Amateursport fest im Griff. Ein störungsfreier Spielbetrieb ist bis heute nicht möglich. Im Merkur-Interview sprechen die beiden Trainer über die Herausforderungen ihrer Amtszeit. Über Gegner, die sich trotz Infektionsrisikos weigern, Begegnungen zu verlegen. Und über das wichtige Spiel am Sonntag: Der Drittletzte Zweibrücken empfängt um 17 Uhr den Vorletzten HSG Kastellaun/Simmern in der Westpfalzhalle.

Am Sonntag steht für die VTZ Saarpfalz das Heimspiel gegen die HSG Kastellaun/Simmern auf dem Programm. Mit einem Sieg hält die VTZ den Anschluss an das hintere Mittelfeld. Bei einer Niederlage rückt Kastellaun der VTZ wieder bis auf zwei Punkte auf die Pelle. Ein richtungsweisendes Spiel?

Kai Schumann: Natürlich. Wir haben zuletzt Partien gehabt, bei denen wir gut gespielt haben – aber die Ergebnisse stimmten nicht. Jetzt beginnt die Phase, in der die Punkte kommen müssen. Im Spiel zu Hause gegen den Vorletzten zählt nur ein Sieg.

Philip Wiese: Ja, es ist ein richtungsweisendes Spiel. Wir wollen unbedingt gewinnen und Kastellaun auf keinen Fall noch einmal an uns vorbeiziehen lassen.

In der Hinrunde trennten sich die beiden Mannschaften Remis. Was ist Ihnen von dem Spiel noch präsent? Und wie wollen Sie dafür sorgen, dass die VTZ diesmal beide Punkte gewinnt?

Schumann: Das Hinspiel war ein ganz bitteres Unentschieden. Wir haben bis kurz vor Schluss deutlich geführt und auf unerklärliche Weise einen Punkt abgegeben. Da ist noch eine kleine Rechnung offen. Der Punktverlust schmerzt immer noch. Wir müssen ganz konzentriert an die Sache ran gehen: Stabile Abwehr und schnelles Spiel von hinten raus. Vorne müssen wir mit Geduld spielen und die Chancen gut herausspielen.

Wiese: Das war der dümmste Punktverlust der gesamten Hinrunde. Es war super ärgerlich. Das war eines der bittersten Spiele der Saison. Das darf uns nicht nochmal passieren.

Die VTZ Saarpfalz ging in den letzten Wochen personell auf dem Zahnfleisch. Sieht die Situation vor dem Heimspiel wieder ein wenig freundlicher aus?

Wiese: Kevin Hauck ist verletzt. Er wird aller Voraussicht nach nicht spielen können. Wer sonst ausfällt, ist noch nicht ganz klar. Zwei Spieler sind diese Woche wieder zurückgekehrt. Wir werden am Sonntag also mehr sein als vergangenes Wochenende. Und wir werden alles aufbieten, was wir können.

Die Spielzeit steht (erneut) im Zeichen von Corona. Die Aufstellung hängt oftmals davon ab, wen das Infektionsgeschehen verschont hat. Wie beurteilen Sie den sportlichen Wert der Saison? Und die Fairness des Wettbewerbs?

Schumann: Corona ist allgegenwärtig. Deswegen müssen wir schauen, wie wir damit umgehen. Wir haben derzeit nur Geimpfte mit Booster-Impfung – was aber mit Omikron keinen großen Unterschied mehr macht. Es wird jetzt darum gehen, wer infiziert ist und wer nicht. Das mildert die sportliche Aussagefähigkeit einer Saison natürlich ab und es ist kein 100-prozentig fairer Wettbewerb. Aber Dinge, die man nicht ändern kann, muss man so akzeptieren, wie sie sind.

Wiese: Der sportliche Wert ist wirklich zu hinterfragen. Uns hat Corona extrem zugesetzt, denn durch die 2G-Regel fallen uns Spieler weg, die eigentlich gesetzt und für die komplette Runde eingeplant waren. So haben wir im Vorfeld nicht geplant. Dann kommt hinzu, dass jetzt immer wieder Spieler während der Runde wegen Corona ausfallen, unabhängig von der Booster-Impfung. Momentan sind die Zahlen so hoch, dass man nicht mal weiß, ob die Spiele am Wochenende stattfinden. Ganz fair ist es definitiv nicht.

Die VTZ hatte in den letzten Wochen mit über einem halben Dutzend Coronafällen zu kämpfen. Trotzdem haben Gegner Spielverlegungen nicht zugestimmt. Insbesondere bei der (schlussendlich durch den Klassenleiter doch verlegten) Partie gegen Vallendar wäre die Wahrscheinlichkeit, dass infizierte Spieler auf dem Feld gestanden hätten, hoch gewesen. Haben Sie für das Vorgehen der Gegner Verständnis?

Schumann: Das ist schwierig. Weil sich durch Spielverlegungen Nachholspiele häufen und es nicht leicht ist, neue Termine zu finden. Bei dem einen oder anderen Verein gefällt mir die Vorgehensweise aber nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, dass man versucht sportliche Vorteile herauszuschlagen und nimmt nicht 100 Prozent Rücksicht auf die Gesundheit der Gegner. Das ist ärgerlich, aber auch das können wir nur zum Teil beeinflussen. Auch der Verband, beziehungsweise die spielleitende Stelle hätten manchmal cleverer reagieren können.

Wiese: Nein, für die Weigerung, Spiele zu verlegen von Gegnern, die wissen, dass wir von Corona betroffen sind, habe ich null Verständnis. Da bin ich ehrlich. Wir wären die Letzten, die einer Verlegung nicht zustimmen würden. Ich kann das in keiner Weise nachvollziehen, weil nicht nur die Gesundheit der Spieler gefährdet wird, sondern auch die der Familien und des Umfelds.

Die Pandemie beeinträchtigt den Sport jetzt seit etwa zwei Jahren. Fühlt sich das surreal an? Hätten Sie gedacht, dass nach so langer Zeit immer noch kein störungsfreier Spielbetrieb möglich ist?

Schumann: Corona beeinflusst unsere Arbeit enorm. Seit zwei Jahren, sprich, seit wir das Traineramt übernommen haben, gibt es keinen normalen Ablauf für uns. Das ist belastend und herausfordernd und macht es anstrengender als in normalen Zeiten, aber – wie gesagt – über Dinge, die man nicht ändern kann, braucht man sich nicht aufzuregen. Entweder man nimmt sie an oder eben nicht. Wir haben uns dafür entschieden, sie anzunehmen und das Beste daraus zu machen

Wiese: Damit hat wohl keiner gerechnet. Die Hoffnung war, dass, wenn der Impfstoff zur Verfügung steht, die Pandemie relativ schnell beendet wird. Das hat sich leider nicht bewahrheitet. Es verfolgt uns immer noch und ich denke, dass es uns noch eine Zeit lang weiterverfolgen wird. Damit muss man sich aber abfinden, denn das betrifft ja nicht nur den Handball, sondern auch das berufliche und familiäre Umfeld. Wenn man sich aber beispielsweise die Olympischen Spiele anschaut und in welchen „Blasen“ sich die Teilnehmer dort befinden, ist das schon ein bisschen surreal.

Macht die Arbeit nach zwei Jahren unter Corona noch Spaß?

Wiese: Die Arbeit macht grundsätzlich Spaß, sonst würden wir sie nicht weiter machen. Es ist aber schon nervenaufreibend und belastend. Vor allem, weil man nie weiß, wie die Woche wird. Es werden einem durch Corona ständig Knüppel zwischen die Beine geschmissen.

Der wegen der Personalprobleme kurzfristig vom HC Oranienburg verpflichtete Abderrahmane Belhadi hat in Saulheim einen vielversprechenden Einstand gezeigt. Was sind seine Stärken?

Schumann: Was Abdu anbelangt, bin ich sehr positiv. Der ganze Ablauf, von den ersten Gesprächen bis zum Probetraining und den ersten Einheiten, die er bei uns gemacht hat, hat gepasst. Er ist sehr schnell in seinen Bewegungen und kann das Angriffsspiel bereichern. Er zeigt sehr viel Einsatz und gibt in der Abwehr 100 Prozent. Wir sind sehr froh, dass er bei uns ist. Er wird uns mehr Optionen geben.

Wiese: Mit 22 Jahren ist er noch jung und braucht etwas Zeit, sich hier einzuleben. Er kommt aus dem großen Berlin ins beschauliche Zweibrücken in eine ganz neue Mannschaft. Der Junge ist super schnell und hat ein gutes Spielverständnis. Jetzt müssen wir ihm die Zeit geben, anzukommen. Er darf sich Fehler erlauben, ich bin mir sicher, er wird uns nach vorne bringen.

Die VTZ hat im neuen Jahr ein Spiel gewonnen und vier verloren. Die teils knappen Ergebnisse gegen Spitzenteams wie Mundenheim, Dansenberg und Saulheim lesen sich gerade vor dem Hintergrund der Personalsituation aber gar nicht schlecht. Ist die Mannschaft auf dem richtigen Weg?

Schumann: Ich bin von der Mannschaft absolut überzeugt. Die Einstellung hat auch in schwierigen Zeiten gestimmt. Bis auf das Spiel in Nieder-Olm (21:32-Niederlage im November Anm. d. Red.) haben wir auch gute Spiele gezeigt, die wir hinten raus zu oft verloren haben. Das ist natürlich das Manko, das es zu verbessern gilt. Das kann man auch nicht immer auf die Personalsituation schieben. Es ist eine Frage der Entwicklung. Und da sehe ich uns auf einem guten Weg. Trotzdem: Ab jetzt zählen nur noch Punkte.

Wiese: Die Problematik ist, dass man die Fortschritte schwerer erkennen kann, wenn man jedes Wochenende gezwungen ist, mit einer neuen Mannschaft zu spielen. Teilweise mit Personal, das nicht eingeplant war. Es war nicht vorgesehen, dass Dominik Rauch, Marek Galla oder ich selbst nochmal spielen müssen.

Mehrere Leistungsträger haben für die nächste Saison ihren Vertrag verlängert. Mit Pascal Glöckner steht auch ein Neuzugang fest? Mit Thomas Jung und Yannic Klöckner gibt es aber auch schmerzhafte Abgänge. Was sind die Baustellen bei der Kaderplanung?

Schumann: Mit Abdu und Pascal haben wir für die Abgänge Ersatz gefunden. Natürlich gibt es Bedarf. Wir wollen den Kader noch breiter aufstellen. Mit einem Linkshänder und einem Kreisläufer würden wir uns gerne noch ergänzen.

Wiese: Dass viele Leistungsträger verlängert haben, macht uns sehr glücklich. Mit Pascal Glöckner bekommen wir einen erfahrenen Torhüter, der sich mit Norman Dentzer sehr gut ergänzen wird.

Vervollständigen Sie den folgenden Satz: Die VTZ schafft den Klassenerhalt in der Oberliga, weil . . .

Schumann: . . . wir eine Mannschaft haben, die gemeinsam dieses Ziel verfolgt und handballerisch die Qualität hat, um die Oberliga-RPS zu halten. Wir gehören in diese Liga

Wiese: . . . wir unbestritten die Qualität dazu haben. Wir, und damit meine ich nicht nur das Trainerteam, sondern die Mannschaft und den gesamten Verein, werden alles reinhauen, um die Klasse zu halten.

Die Fragen stellten Jadran Pesic
und Mirko Reuther

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