Basketball-Landesliga Das düstere Déjà-vu des Denis Rendgen
Zweibrücken · Die Landesliga-Basketballer der VT Zweibrücken wollen in den letzten drei Saisonspielen den Klassenerhalt klarmachen. Der schien Ende 2021 schon so gut wie sicher. Nun beschleichen Spielertrainer Denis Rendgen aber bittere Erinnerungen an das Jahr 2018.
Es sind Momente, an die sich Denis Rendgen nicht gerne erinnert. Fast genau vier Jahre ist es her, dass der Spielertrainer des Basketball-Landesligisten VT Zweibrücken mit seinen Korbjägern den Abstieg antreten musste. Trotz sieben Saisonsiegen („Es gibt Jahre, da wirst du mit so einer Bilanz Fünfter“ – Rendgen 2018) ging es für die VT damals wegen eines verlorenen direkten Vergleichs und kurioser Ergebnisse der Konkurrenz im Saisonendspurt runter in die Bezirksliga. Warum sich Rendgen dieser Tage trotzdem erinnert? Weil die laufende Saison „mir vorkommt, als hätten wir das alles schon einmal erlebt“.
Lange sah es so aus, als sollte seine Mannschaft eine sorgenfreie Saison spielen. Im letzten Spiel vor der Winterpause gewann die VT deutlich gegen Schlusslicht Landau und kletterte auf Rang drei. Doch nach zuletzt vier Niederlagen in Serie sind die Zweibrücker auf Mittelfeldplatz Platz sechs abgerutscht. Und dieser ist trügerisch – denn wo genau die Abstiegszone beginnt, ist gar nicht so leicht auszumachen. Mindestens zwei Teams müssen runter, womöglich sind es aber doppelt so viele. Das hängt auch davon ab, wie die Runde in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar ausgeht. Dort stehen vier Teams abgeschlagen im Tabellenkeller. Zwei von ihnen – der TV Kirchheimbolanden und der ASC Mainz – würden der Landesliga Rheinhessen-Pfalz zugeordnet, in der die Zweibrücker spielen. Das würde dort für einen vermehrten Abstieg sorgen. Wie viele Teams aber überhaupt aus der Oberliga den Abstieg antreten müssen, hängt wiederum von deren übergeordneten Spielklassen ab. Nichts genaues weiß man aktuell also nicht . . .
Die Situation ist aber auch deshalb trügerisch, weil die Tabelle völlig verzerrt ist. Die Zweibrücker haben zwar noch drei Punkte Vorsprung auf die potenziell gefährliche Zone – aber auch schon 15 Partien absolviert. Die VT befindet sich also mitten im Saisonendspurt, während der Vorletzte SG Ludwigshafen/Frankenthal mit elf Partien gerade mal etwas mehr als die Halbzeit hinter sich gelassen hat. Wenn die VT am 3. April ihr letztes Saisonspiel (gegen Ludwigshafen) bestreitet, wird die SG noch vier Partien in der Hinterhand haben. Die letzte davon findet erst am 8. Mai statt. Das bedeutet: Die Zweibrücker müssten womöglich über einen Monat warten, ehe sie Gewissheit über ihre Klassenzugehörigkeit hätten.
Mit der Gewissheit ist das in dieser Saison ohnehin so eine Sache. Am letzten Spieltag bezwang der Vorletzte TV Oppenheim überraschend den Dritten BBC Rockenhausen. Schon 2018 waren es die als Meister feststehenden Rockenhauser, die mit einer Niederlage am letzten Spieltag den Abstieg der VT besiegelten. In jener Saison habe „Jeder jeden schlagen“ können, berichtet Rendgen. Auch das ist eine Parallele zur aktuellen Saison. „Jede Woche schaue ich auf die Ergebnisse. Und jede Woche frage ich mich: Wie konnte denn das passieren?“ Wobei der 28-Jährige die Antwort dann gleich selbst nachreicht. Corona mache die Aufstellungen der Teams noch immer zu einer Lotterie. Die Zweibrücker waren selbst davon betroffen, bestritten zahlreiche Partien nur mit einem Rumpfkader. Verlassen könne man sich daher auf gar nichts. Auch nicht darauf, dass der direkt hinter der VT platzierte VfL Bad Kreuznach am Wochenende gegen den in seinen 16 Saisonspielen stets siegreichen Tabellenführer Lambsheim verliert. Dann könnte Bad Kreuznach die Zweibrücker in der Tabelle nicht mehr überflügeln.
Schwarzmalen will Rendgen aber nicht. Im Gegenteil: „Wir haben alles selbst in der Hand, müssen gar nicht nach links und rechts schauen. Wir haben noch drei Spiele. Alle zu Hause. Wenn wir zwei gewinnen, sind wir auf jeden Fall durch.“ Die nächste Partie bestreitet seine Mannschaft am Sonntag um 18 Uhr in der Sporthalle des Hofenfelsgymnasiums gegen den Tabellenvierten DJK Nieder-Olm II. „Ein wahnsinnig talentiertes, schnelles und athletisches Team mit einer aggressiven Verteidigung. Viele ihrer Spieler kommen regelmäßig in der ersten Mannschaft zum Einsatz“, weiß der Spielertrainer. Das Hinspiel im vergangenen Oktober gewann die VT aber auswärts mit 72:63. Das wäre ein Déjà-Vu, das Rendgen ausnahmsweise gefallen würde – dafür müssen sich seine Korbjäger aber anders präsentieren als im letzten Heimspiel gegen Lambsheim. „Es war eine Katastrophe, das war offensiv unser schlechtestes Spiel seit fünf Jahren – der Korb war wie vernagelt“, stöhnt Rendgen. Nach acht Minuten stand es 0:18 aus Sicht der VT. Die Zweibrücker fingen sich zwar wieder, schnupperten nach einem zwischenzeitlichen 10:0-Lauf an einer Aufholjagd, doch am Ende war die Hypothek zu groß. Die VT unterlag mit 44:66.
„Das Spiel haben wir dann auch gar nicht mehr groß aufgearbeitet. Dafür hätten wir nicht die Zeit gehabt. Dafür hätten wir unser ‚Playbook‘ von A bis Z durchgehen müssen“, sagt Rendgen und ergänzt: „Wir müssen uns jetzt einfach den Frust von der Seele trainieren und es gegen Nieder-Olm besser machen.“
Knapp eine Woche später muss sein Team dann gleich zwei Spiele binnen drei Tagen bestreiten. Am Freitag, 1. April (20 Uhr), empfangen die Zweibrücker den Tabellenzweiten SG Speyer/Schifferstadt zum Heimspiel. Am Sonntag (18 Uhr) hat die VT erneut Heimrecht gegen den Vorletzten SG Ludwigshafen/Frankenthal. Dass seine Mannschaft das womöglich entscheidende Spiel gegen Ludwigshafen mit nicht einmal 48 Stunden Regenerationszeit angehen muss, sei kein großer Nachteil, findet Rendgen. „Bis dahin werden wir die müden Knochen auskuriert haben“, verspricht der 28-Jährige.
Auf ihn wartet nach dem letzten Spiel seiner VT übrigens eine ungewöhnliche Situation. Am 9. April ist er bei der Partie zwischen Kaiserslautern II und Ludwigshafen als Schiedsrichter eingeteilt. Würde er die Partie tatsächlich leiten, wenn Ludwigshafen seine VT in der Tabelle noch überflügeln könnte? „Ich habe noch nie ein Spiel gepfiffen und dabei die Tabelle im Hinterkopf gehabt. Es gab in dieser Hinsicht auch noch nie irgendwelche Probleme. Wir sind nicht so viele Schiedsrichter im Landesliga-Kader. Aber ja – je nachdem wie es in der Tabelle aussieht, wäre ich mit einer falschen Entscheidung der Depp. Da würde ich mich absetzen lassen.“
Drei Endspiele bleiben den Zweibrücker Korbjägern noch, dass das nicht nötig sein wird – und Denis Rendgen zum Saisonfinale Momente erlebt, an die er sich in Zukunft immer gerne erinnern wird.