Pferdesport Furchtlos und energisch über jedes Hindernis

Schellweiler/Zweibrücken · Die gebürtige Zweibrückerin Xenia Kaehl-Schmidt glänzt mit starken Noten in der Vielseitigkeit und gehört damit auch bundesweit zu den besten Reiterinnen ihrer Leistungsklasse.

 Die 15-jährige Xenia Kaehl-Schmidt ist mit ihren Pferden Karat, Lumos und Remondo (von rechts) gut beritten.

Die 15-jährige Xenia Kaehl-Schmidt ist mit ihren Pferden Karat, Lumos und Remondo (von rechts) gut beritten.

Foto: Svenja Hofer

Xenia Kaehl-Schmidt ist mit Pferden groß geworden. Und dennoch verlief die Karriere der erfolgreichen Buschreiterin ganz anders, als sich das hätte absehen lassen. Mutter Alexandra Kaehl besaß nämlich früher schon Quarter Horses und züchtete in Schellweiler auf dem eigenen Hof mit Xenias Patentante Nicole Finzel diese vor allem im Westernreiten sehr beliebten Pferde. So saß auch die kleine Xenia zuerst vor und dann im Westernsattel. Mit acht Jahren ritt die gebürtige Zweibrückerin mit Mamas Quarter Horse ihre erste Reining (Disziplin im Westernreiten) – und siegte. Doch dann passierte es: Nachdem sie irgendwo bunte Parcours-Hindernisse gesehen hatte, brachte sie ihrem geduldigen Shetty und sich selbst das Springen bei. „Ich möchte auf einem Springturnier starten“, überraschte die Elfjährige ihre Familie. Bekannte erklärten die Voraussetzungen und so brachten das kleine Mädchen und ihr zu „Cotton Eye Joe“ rasendes Shetty das begeisterte Publikum zum Johlen. Ihre nächste goldene Schleife, diesmal im WBO-Jump-and-Run, da alle Stangen liegen blieben und auch die Läuferin schnell war.

Zwölf Wochen später hielt mit Cantago das erste deutsche Reitpony Einzug auf dem Hof in Schellweiler und Xenia bekam im Herbst 2016 die erste Reitstunde ihres Lebens, bei Torsten Milz. Mit seiner Hilfe quälte sie sich durch die Dressur-Grundlagen und lernte, wie man einen Parcours nicht nur mit Tempo, sondern auch mit Linienführung und Köpfchen meistert. Und ihre Familie lernte, umzudenken von Western auf Englisch Reiten, machte sich mit diesem Turniercodex vertraut. Bis vor zwei Jahren die Reiterin auf die Idee kam: Gelände ist doch viel schöner. Bei Torsten Milz sprang sie furchtlos und begeistert über alles, was bunt war. Ein Jahr später stieg sie dann auf zwei Großpferde um. Ein erster Lehrgang mit Kerstin Müller auf der Zweibrücker Rennwiese, den sowohl ihr Max als auch Papas 1,80 Meter hoch gewachsener Fuchwallach Solo nicht nur bereitwillig, sondern mit sichtlichem Spaß meisterten, inklusive Wasserdurchritt und Graben, besiegelten die neue Disziplin: Vielseitigkeit.

Ihr erstes Turnier bestritt die Pfälzerin (damals RFV Kusel) gleich bei den Saarlandmeisterschaften 2018 in Schwalbach. Nach dem ersten Steher am Einsprung sah Xenia Kaehl-Schmidt sowohl mit Max als auch mit dem fehlerfreien Fuchs das Ziel im Gelände. In diesem Jahr wechselte sie dann auch zum zur RFG Ilsenhof Beckingen Angela und fand mit Hilfe von Elisabeth Keith ihr Erfolgspferd, den damals achtjährigen Zweibrücker Wallach Remondo. Heute trainiert sie Gelände vorzugsweise mit Andreas Hemmer, gerne auch auf der eigens gebauten Anlage am elterlichen Hof. Eine Kombination, die so gut passt, dass der Trainer die Juniorin sogar mit dem vom großen Sport verabschiedeten, für die Rentnerbank jedoch noch übermotivierten Takehnerwallach Karat, mittlerweile 20-jähriges, international hoch dotiertes Erfolgspferd von Tochter Lisa Hemmer, fördert. Außerdem ist Xenia mit Remondo und ihrem 17-jährigen Lehrpferd Lumos gut beritten. Bester Lehrmeister ist jedoch Karat, denn: „Auch, wenn er so spritzig wirkt, er ist kein Selbstläufer, erst recht nicht in der Dressur. Da schenkt er mir überhaupt nichts, aber genau das ist es, was mich weiterbringt“, erklärt die junge Reiterin. Ist die Hilfe nicht absolut korrekt, wird es nichts.

So sind die Achter-Stilnoten, die sie in der A* und A**-Klasse mit ihm erhielt, eine riesige Belohung für ihr Durchhaltevermögen. Beide profitieren auch von den wertvollen Tipps von Karin Ostheimer-Sutter, Stefan Odenbreit und Hans-Günter Klein. Doch das Naturtalent kann sich nicht nur auf jedes ihrer charakterlich völlig unterschiedlichen Pferde brillant einstellen. Xenia reitet in einem Lehrgang vier Pferde hintereinander konzentriert und energisch von ersten bis zum letzten Schritt. „Dafür muss ich dauernd essen“, sagt die 15-Jährige lachend, die mit Leichtigkeit neben einem Cheeseburger auch noch eine Currywurst mit Pommes verdrückt. Um die Kalorien dann sofort wieder umzusetzen, denn bei der diesjährigen Saarlandmeisterschaft sattelte sie zwei Pferde in Klasse E und Karat zum ersten Mal in einer Zwei-Sterne-A-Vielseitigkeit: sechs Prüfungen am Samstag und am Sonntag noch drei Runden Parcoursspringen. Sie wurde Saarlandmeisterin mit der Mannschaft, Vize-Saarlandmeisterin im Einzel und verhalf ihrem Verein zu Team-Bronze.

Xenia Kaehl-Schmidt weiß um ihre eigene Nervenstärke und ist manchmal nur genervt von Mutter Alexandra, der die Naturhindernisse mächtigen Respekt einflößen. Ein Sturz 2019 in den Trakehnergraben auf der Zweibrücker Rennwiese irritierte jedoch nur die Mama, denn die Reiterin selbst motiviert ihre Pferde durchweg beherzt voran über alles, was gerade im Weg steht. Dass sie nach ihren Achter- und Neunernoten bei der Goldenen Schärpe, die sie mit der besten Geländenote (8,7) beendete, jetzt nicht nur beste saarländische Vielseitigkeitsreiterin ist – mit fast 100 Ranglistenpunkten mehr (118) als im Vorjahr (22) – und bundesweit auf Rang drei in ihrer Leistungsklasse steht, ist ein Teil ihres Erfolgs. Ebenso freut sich sich, dass sie gleich mit allen drei Pferden in das saarländische Achterteam (mit Wertnoten 8,0 und besser) gehört und Remondo sowie Karat die besten Buschpferde ihrer Rasse und Altersklasse sind, gefolgt von Lumos auf dem Silberrang.

Die Berufsbildende Schule in Landstuhl hilft der begeisterten Reiterin, älter zu werden, denn ihr Ziel ist eine Ausbildung zur Pferdewirtin in einem renommierten Vielseitigkeitsstall in Norddeutschland. „Die Betriebe und Trainingsmöglichkeiten sind dort genial“, weiß die Bronzegewinnerin bei der Bundesjugendschärpe über die Konkurrenz. Mit Freundin Julia trainiert sie zu Hause Dressur und geht, so lange das Wetter es erlaubt, vorzugsweise ausreiten. 2021 will sich Xenia Kaehl-Schmidt auf A**-Niveau festigen und dann den ersten Stilgeländeritt Klasse L anstreben. Ein Herzensziel ist das Bundesnachwuchschampionat in Warendorf.

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