„Vertrauen spielt eine große Rolle“

Zweibrücken. Die Biologie- und Sportlehrerin Birgit Hohlweg lebt ein Leben für ihre Pferde und den Sport, den sie Nachwuchsreitern ebenso vermittelt, wie ihren Schülern am Pirmasenser Hugo-Ball-Gymnasium in Schul-AGs und Projektwochen. Merkur -Mitarbeiterin Cordula von Waldow sprach mit der 51-jährigen Zweibrückerin über ihre sportliche Karriere und über ihre pädagogischen Ziele.

 Birgit Hohlweg lebt für ihre Pferde und den Sport, sie engagiert sich auf vielen Ebenen. Foto: cvw

Birgit Hohlweg lebt für ihre Pferde und den Sport, sie engagiert sich auf vielen Ebenen. Foto: cvw

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Frau Hohlweg, Sie sind frisch examinierte Richterin für Reiten im Breitensport . Was genau beurteilen Sie da? Wie unterscheidet sich das von anderen Turnierrichtern?

Hohlweg: Im Breitensport sind wir Turnierrichter vor allem zuständig für Einstiegsprüfungen, Reiterpass, die Reitabzeichen zehn bis sechs, aber auch für Gelassenheitsprüfungen und fantasievolle Wettbewerbe, die den Spaßfaktor und pferdegerechten Umgang vor einer hohen Leistung in den Mittelpunkt stellen. Als Richter im Breitensport tragen wir insofern eine große Verantwortung, als wir es in der Regel mit jugendlichen Turniereinsteigern zu tun haben. Entsprechend wichtig ist, Ritte gut und einfühlsam zu kommentieren, verständlich für die jungen Reiter. Ziel ist immer, sie zu motivieren, gerade, wenn etwas weniger gut gelaufen ist. In den Wettbewerben nach der Leistungsprüfungsordnung geht es oft sachlicher zu.

Das neue Richteramt ist aber nicht Ihr einziges Engagement im Hinblick auf die Nachwuchsförderung im Pferdesport .

Hohlweg: Nein, bei Weitem nicht. Ich gehöre seit vielen Jahren dem Breitensportausschuss im Landesverband Saar ebenso an, wie dem Sportausschuss als Vertreterin für Voltigieren und Vielseitigkeit. Gemeinsam mit der Breitensportbeauftragten Uta Rosenau, ebenso wie ich Zweibrücker Pädagogin im RV Einöd, überarbeiten wir besondere Bestimmungen, führen Fitnesstests der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) durch und koordinieren diverse Trainingstermine. Regelmäßig besuche ich Richterschulungen und andere Fortbildungsveranstaltungen bei der FN im Reitermekka Warendorf. Ich organisiere Lehrgänge, etwa mit dem Landestrainer Wolfgang Mengers, betreue die saarländische und oft auch rheinland-pfälzische Mannschaft bei der Landes- und Bundes-Jugendschärpe und halte selbst Gelände-Lehrgänge auf der Rennwiese. Dafür habe ich einen A-Trainerschein. Auch Vormustern und Theorie üben wir regelmäßig dafür. Meine Pferde stelle ich seit Jahren auch jugendlichen Reitern wie der Zweibrückerin Clara Guckel zur Verfügung.

Das ist der reine Hobbybereich. Wie sieht es mit Reiten als Schulsport aus?

Hohlweg: Auf diesem Weg lassen sich sogar Jungen ans Pferd bringen. Vom Hugo-Ball-Gymnasium in Pirmasens aus haben wir mittlerweile einige Reit-AGs in Zusammenarbeit mit Torsten Milz oder dem RFV Pirmasens-Winzeln. Hier finden auch Projektwochen statt. Bei besonderen Gelegenheiten bringen wir auch Ponys mit in die Schule. Besonders freue ich mich, wenn auf diesem Weg Kinder Freude am Reitsport finden und dabei bleiben, ganz gleich, ob mit oder ohne Tur-nierambitionen.

Apropos Turnier: Sie selbst starten ja auch seit vielen Jahren erfolgreich bei Turnieren und sind mehrfache Saarlandmeisterin in der Vielseitigkeit und Homburger Stadtmeisterin in Dressur und Springreiten, um nur einige Erfolge aufzuzählen.

Hohlweg: Ja, meine Karriere begann, wie bei vielen Reitern, mit dem Voltigieren, athletischen Turnübungen auf dem galoppierenden Pferd. Ich bin darin sechsfache Saarlandmeisterin und hatte sogar einige internationale Erfolge, im Einzel wie mit der Mannschaft. Vor 35 Jahren habe ich in den Vielseitigkeitssattel gewechselt. Meinen ersten Landestitel errang ich 1983 noch als junge Reiterin. Allein sechs von acht Landestiteln der Reiter konnte ich mit meinen eigenen, selbst gezogenen Pferden Hopeful Hannes und Marcellino gewinnen. Zu meinen schönsten Erfolgen zählt das Finale im Bundes-championat Springen in Verden, das ich 1992 mit Corso, einem New-Forest-Ponyhengst vom Landgestüt erreichen konnte. Über die Erfolge meiner Reitschüler freue ich mich dabei ebenso wie über meine eigenen.

Wer Sie kennt, weiß, dass Sie Erfolge nicht nur in Treppchenplätzen und Siegerschleifen rechnen. Was ist Ihnen noch wichtig?

Hohlweg: Nein, wobei das natürlich schöne Anerkennungen für eine gute Leistung sind. Erfolg bedeutet immer, sich positiv zu entwickeln. Gerade der Umgang mit dem Pferd und Mannschaftssportarten wie Voltigieren oder die Goldene Schärpe lehren junge Menschen Verantwortung für und Respekt vor anderen Lebewesen und fördern einen guten Teamgeist. Rücksicht nehmen und sich gegenseitig zu helfen ist ebenso wertvoll, wie Ausdauer und Hartnäckigkeit im Training und das Überwinden eigener Ängste, wie etwa beim Sprung über einen Graben. Auch das Thema Vertrauen spielt im Reitsport eine erhebliche Rolle und muss zwischen Pferd und Reiter entwickelt sein. Bei allem Ehrgeiz und aller Trainingsdisziplin ist wichtig, dass sich beide wohlfühlen und Spaß daran haben und behalten.

Das leben Sie Ihren Schülern aktiv vor. Neben Ihren schulischen Aufgaben versorgen und trainieren Sie Ihre Pferde , starten auf Turnieren und engagieren sich ehrenamtlich. Wie schaffen Sie das alles?

Hohlweg: Es macht mir einfach Freude. Zum Glück bin ich ein Organisationstalent mit einem gut funktionierenden Zeitmanagement: Morgens vor der Schule Pferde füttern und auf die Koppel stellen, nach dem Unterricht Stall ausmisten, drei Pferde putzen und reiten, anschließend Schul- und Vereinsarbeiten, aushilfsweise Reitunterricht oder Trainingsstunden abhalten. Da ich selbst gerne auf Turnieren starte, lege ich Training und Einsätze als Richterin auf die Ferienzeiten und betreue lieber kleinere Veranstaltungen wie Reitertage. Insgesamt denke ich, dass wir Ausbilder auch eine Vorbildfunktion haben, die sich nicht vom Sofa aus erfüllen lässt.

Sie engagieren sich aber ja nicht nur beim Landessportverband, sondern auch im Vorstand des RV Einöd, im Pferdezuchtverein Zweibrücken sowie für Jungzüchter, sind zudem noch Vorsitzende der Interessengemeinschaft Vielseitigkeit Rheinland-Pfalz-Saar. Außerdem haben Sie oft noch Nachwuchspferde zum Einreiten unter dem Sattel.

Hohlweg: Mir liegt der Pferdesport , und da besonders die vielseitige Ausbildung von Reiter und Pferd in Dressur, Springen und Gelände am Herzen. Im Vergleich zu Norddeutschland ist das Thema Vielseitigkeit bei uns in Rheinland-Pfalz-Saar aufwendiger zu organisieren, es gibt weniger Turniere und auch weniger Trainingsmöglichkeiten. Für um so wichtiger halte ich die Unterstützung der einzelnen Reitvereine durch die IGV wie auch ein Förderangebot für den Nachwuchs. Ich freue mich, wenn doch immer wieder Nachwuchsreiter oder auch Quereinsteiger Interesse am Geländereiten finden. Deshalb beginnen wir auf den Turnieren bewusst mit einer Cross-Country-Führzügelklasse, bei der schon Kindergartenkinder auf unebenem Gelände geführt werden. Geländereiterwettbewerbe lassen auch angehende Springreiter einmal in das Gefühl von bergauf-bergab und das Überwinden von Naturhindernissen wie Baumstämmen oder Strohballen hineinschnuppern. Mit der Zweibrücker Rennwiese und dem Rasenplatz beim RV Einöd haben wir da beste Bedingungen direkt vor der Haustür. Wir müssen sie nur nutzen und anbieten. Deshalb bin ich froh um jeden Kollegen wie Kerstin Müller , Stefanie Linn, Andreas Schmitt, Helmut Gosert oder Stefan Odenbreit, die ebenfalls Geländetrainings anbieten.

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