Verpasste Chance noch immer präsent

Deßloch: · Zweibrücken. Der EHC Zweibrücken hat eine turbulente, aber auch die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte hinter sich. Erstmals schafften es die Hornets bis ins Finale der Playoffs der Eishockey-Regionalliga Südwest, mussten sich dort den Eisbären Heilbronn geschlagen geben. In der kommenden Runde will das Team von Trainer Martin Deßloch, der weiterhin in dem spontan übernommenen Amt bleiben wird, an diesen Erfolg anknüpfen. Merkur -Redakteurin Svenja Hofer sprach mit dem 40-Jährigen über die Erfahrungen der zurückliegenden Saison und die Pläne für die neue.

 Martin Deßloch will auch in der nächsten Runde mit dem EHC Zweibrücken die Playoffs erreichen. Foto: Marco Wille/pmd

Martin Deßloch will auch in der nächsten Runde mit dem EHC Zweibrücken die Playoffs erreichen. Foto: Marco Wille/pmd

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Herr Deßloch, erst einmal ein Blick auf die abgelaufene Runde: Die Hornets haben erstmals in der Vereinsgeschichte das Playoff-Finale erreicht. Hätten Sie damit gerechnet, als Sie im Dezember das Trainer-Amt nach dem kurzfristigen Rücktritt Richard Drewniaks übernommen haben?

Martin Deßloch: Gerechnet hatte ich damit nicht. Darauf gehofft ja. Das Potenzial in der Mannschaft war ja da. Aufgrund der Gesamtsituation wusste aber niemand, ob die Mannschaft das abfängt oder nicht. Wenn drei, vier Spieler nicht mitgezogen hätten, hätte das gereicht.

Was hat aus Ihrer Sicht den Ausschlag gegeben für den Erfolg?

Deßloch: Die Mannschaft ist die beste der Liga gewesen. Das gesamte Team hat zudem Charakterstärke gezeigt. Ein Sprichwort sagt: ‚Siegen kann jeder, in der Niederlage zeigt eine Mannschaft ihres wahres Gesicht'. Wenn man vor so einen Schutthaufen gestellt wird, kann es entweder passieren, dass alles auseinanderbricht oder eben, dass man zusammenhält. Das war ja für jeden Einzelnen nicht einfach.

Bei allem Stolz auf das Erreichte: Trauern Sie den verpassten Chancen in den Finalspielen noch nach? Gerade im ersten Spiel in Heilbronn war ein Sieg ja greifbar nahe.

Deßloch: Ich müsste Lügen, wenn ich sagen würde, dass es nicht so wäre. Aber gar nicht so sehr die verpasste Chance um die Meisterschaft. Wenn eine andere Mannschaft gewinnt, wenn sie besser ist, dann kann ich das auch wegstecken. Aber wenn die eigene Mannschaft überlegen ist, und sich selbst ein Bein stellt, dann kann ich mit den Niederlagen schlecht umgehen. Das ist auch immer noch präsent. Man muss in diesen Spielen einfach konzentriert sein, da reicht es nicht, fit zu sein. Ich habe bei allen Spielen Statistik geführt. Da ist zu sehen, dass wir einige Fehler gemacht haben und noch Luft nach oben ist. Da will ich mit der Mannschaft anknüpfen, damit wir künftig noch konstanter auftreten.

Das Zuschauerinteresse der Hornets-Fans war riesengroß. Hat Sie die unglaubliche Zuschauer-Resonanz mit ausverkauftem Haus im Final-Heimspiel überrascht?

Ich habe es vor sehr, sehr langer Zeit - es ist sicher schon 20 Jahre her - schon einmal erlebt, dass die Halle so voll war, wie beim letzten Finalspiel. Dass die Halle aus allen Nähten geplatzt ist. Ich war auch überrascht, wie viele es dann waren, aber natürlich hat es uns gefreut. Aber es war nicht nur bei den Heimspielen unglaublich, was die Fans da gemacht haben. Auch bei den Auswärtsspielen waren sie mit den Fanbussen, die mitgekommen sind, eine riesige Unterstützung. Das ist nicht selbstverständlich.

Bekommt man es auf dem Eis oder ander Bande während des Spiels überhaupt mit, was auf den Rängen los ist?

Deßloch: Während des Spiels eher nicht, da ist man fokussiert. Aber beim Warmmachen, wenn man noch Zeit hat, sich einen Überblick zu verschaffen ist es schon ein Ansporn.

Sie werden auch in der neuen Runde als Hornets-Trainer fungieren. Hätten Sie selbst damit im vergangenen Dezember gerechnet, als Sie ja ganz spontan das Traineramt bei der Ersten übernommen haben?

Deßloch: Nein, für mich war die Situation ja genauso überraschend wie für die ganze Mannschaft. Da habe ich, wenn ich ganz ehrlich bin, nur gedacht - und gehofft: ‚Lass uns das ordentlich rumkriegen und die Runde meistern.' Also im Dezember. Da gab es einfach zu viele Fragzeichen. Etwa, ob die Mannschaft dahinter steht.

Ist Ihnen die Entscheidung, weiterzumachen nun schwer gefallen?

Deßloch: Beim Gedanken an den zeitlichen Aufwand mit Sicherheit. Da bleibt schon einiges liegen. Auch im Privaten musste ich abklären, ob es in Ordnung gehen wird. Zudem wollte ich zunächst auch mit der Mannschaft reden, um zu wissen, ob sie weiter hintendran steht. Aber das alles war gegeben.

Mit Marc Lingenfelser, Frederic Hellmann, Maximilian Dörr, Benedikt Peters und Tim Essig haben bereits einige Spieler frühzeitig für die kommende Runde zugesagt. Stehen auch schon Neuzugänge Saison fest?

Deßloch: Nein, es laufen Gespräche, aber es ist noch nichts fest beziehungsweise spruchreif.

Ist schon klar, wer die Hornets verlassen wird? Bleiben zum Beispiel die Kontingentspieler Adam Klein und Ryan McDonald oder haben sie dafür einen anderen im Blick? Ben Payne etwa war beim letzten Spiel in Zweibrücken zu Gast.

Deßloch: Ryan McDonald bleibt bei uns. Adam ist nach seiner Kniebehandlung nun wieder in der Heimat. Auch Ben hatte sich bei uns sicher wohlgefühlt. Es gab noch Gespräche zu führen. Ben hat aber meines Wissens wieder bei Zirl unterschrieben. Aber es gäbe da sicher auch noch andere Optionen.

Was wird in der kommenden Saison Ihr Ziel mit dem EHC Zweibrücken sein?

Deßloch: Ganz wichtig ist mir weiterhin der mannschaftliche Zusammenhalt. Dann sollten wir eine ordentliche Meisterschaftsrunde spielen, sodass wir sicher in die Playoffs kommen. Die haben dann wieder ganz andere Regeln als die Vorrunde.

Was glauben Sie, können die Hornets langfristig erreichen? Wäre es aus Ihrer Sicht vielleicht sogar möglich, noch eine Liga höher zu spielen?

Deßloch: So wie der Verein momentan aufgestellt ist, ist das nicht möglich. Die Hornets spielen derzeit schon ein sehr hohes Amateurniveau. Eine Liga obendrüber befinden wir uns schon zum großen Teil im Profisport. Das ist derzeit nicht machbar mit den Kosten für Fahrten und die Mannschaft. Wenn du dann noch Spieler hast, die einem Beruf nachgehen, ist das nicht drin, wenn Spiele freitags und sonntags stattfinden. Momentan ist die Regionalliga Südwest für uns die interessantere. Wenn sechs Teams, wie in der vergangenen Runde, eng beisammen liegen und es bis zum Schuss spannend bleibt. Nach Jahren, in denen wir häufig im Abstiegskampf steckten, wollen wir uns nach den zwei starken Spielzeiten zuletzt erst einmal etablieren und weiter vorne mitspielen.

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