Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt

Zweibrücken. Die Qualifikation der Handball-A-Jugend des SV 64 Zweibrücken für die Junioren-Bundesliga war ein großer Erfolg, der Verbleib in ihr ein ebensolcher. Wie die Chancen in der kommenden Runde nach den Abgängen der Ausnahmespieler Björn Zintel und Jerome Müller stehen, darüber sprach Merkur -Redaktionsmitglied Martin Wittenmeier mit SV64-Jugendtrainer Tony Hennersdorf.

 Mit toller Teamleistung hat die A-Jugend von Tony Hennersdorf (grau) den Ligaverbleib gemeistert. Foto: mw

Mit toller Teamleistung hat die A-Jugend von Tony Hennersdorf (grau) den Ligaverbleib gemeistert. Foto: mw

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Herr Hennersdorf, Sie haben mit den A-Junioren des SV 64 Zweibrücken in der Juniorenhandball-Bundesliga (JBLH) als Neuling Platz fünf erreicht, sich damit für ein neues Jahr in dieser Liga qualifiziert. Hat es Sie überrascht, wie schnell sich Ihr Team zurechtgefunden hat?

Tony Hennersdorf: Nach der erfolgreichen Qualifikation zur JBLH war ich der Meinung, dass diese Mannschaft durchaus konkurrenzfähig ist. Die Vorbereitung mit Spielen gegen JBLH-Mannschaften wie Großwallstadt und Friesenheim hat diesen Eindruck bestätigt. Deshalb war das Ziel die direkte Quali für die nächste Spielzeit. Aufgrund einiger Verletzungen konnten wir nur selten mit der besten Mannschaft auflaufen. Deshalb haben andere Spieler, auch aus der B-Jugend, Verantwortung übernehmen müssen, was sehr gut gelungen ist. Mit dem Abschneiden bin ich absolut zufrieden, wobei die Ausbildung der Spieler im Vordergrund steht. Welche Spieler haben Sie besonders überrascht, wer waren die Führungsspieler?

Hennersdorf: Aufgrund der verletzungsbedingten Ausfälle von Björn Zintel und Jerome Müller mussten wir die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen. Hervorheben kann man Robin Egelhof und Nils Wöschler. Darüber hinaus denke ich, dass es immer eine Aufgabe vor allem des älteren Jahrgangs ist, etwas an die jüngeren Mitspieler weiterzugeben. Dies ist auch trotz der wenigen Einsätze vor allem Jerome und Björn sehr gut gelungen.

Welchen Handball lassen Sie spielen? Welche Philosophie steckt dahinter?

Hennersdorf: Grundsätzlich spielen wir beim SV 64 ab der C-Jugend dasselbe System, angepasst an das jeweilige Leistungsvermögen der Mannschaften. Dabei versuchen wir, in der Abwehr offensiv zu verteidigen und Ballgewinne zu forcieren. Im Angriff versuchen wir spielerisch Lösungen zu finden, verlassen uns nicht auf Einzelaktionen.

Wo kann sich Ihr Team noch verbessern?

Hennersdorf: Steigerungspotenzial sehe ich im Tempospiel. Darüber hinaus müssen wir es schaffen, bessere Entscheidungen zu treffen und unsere Fehlerquote zu minimieren.

Sie haben vorher eine Männermannschaft trainiert, jetzt arbeiten Sie mit Jugendlichen. Was hat Sie an der Aufgabe beim SV 64 gereizt?

Hennersdorf: Die Arbeit im Jugend- ist anders als im Aktivenbereich, da die Spieler noch nicht "fertig" ausgebildet sind. Aber gerade das stellt auch eine reizvolle Aufgabe dar, da man auf viele Aspekte im persönlichen und sportlichen Bereich Einfluss nehmen kann.

Wie haben sich die Spieler in der abgelaufenen Saison entwickelt?

Hennersdorf: Die Spieler haben sich stetig weiterentwickelt. Die meisten kamen auch im Aktivenbereich, in der ersten und zweiten Mannschaft, zum Einsatz, weshalb sie noch schneller Fortschritte gemacht haben.

Welche Ziele verfolgen Sie mit der A-Jugend in der nächsten Saison?

Hennersdorf: Das Ziel ist dasselbe wie in dieser: die direkte Qualifikation für die nächste JBLH-Spielzeit. Darüber hinaus möchten wir auch im nächsten Jahr unseren Talenten den Übergang in den Aktivenbereich erleichtern.

Viele Spieler hatten eine Doppelbelastung mit der A-Jugend und der Dritten Liga. Wie wird dieses Problem gehandhabt, wie sind die Absprachen mit Erstmannschaftstrainer Stefan Bullacher?

Hennersdorf: Eine Doppelbelastung sehen wir im Verein nicht als Problem. Grundsätzlich hatten wir die Absprache, dass alle 96er (älterer Jahrgang) für die Heimspiele zur Verfügung stehen. Die Plätze, die bei Auswärtsspielen frei geworden sind, haben wir mit B-Jugendlichen aufgefüllt, welche so auch die ersten Erfahrungen in der JBLH sammeln konnten.

Wie groß ist der Sprung von der A-Jugend in die Dritte Liga?

Hennersdorf: Sehr groß. Dieses Jahr stellt sicher eine Ausnahme dar, wenn man bedenkt, dass sieben A-Jugendliche im Kader der Ersten standen. Mittelfristig denke ich, dass zwei bis drei Spieler pro Jahr die Chance haben, in der Dritten Liga oder höher zu bestehen. Dennoch ist es durchaus denkbar, dass der Sprung auch mit der Zwischenstation Saarlandliga, also der zweiten Mannschaft, machbar ist.

Jerome Müller und Björn Zintel werden den Verein verlassen. Ist das der Preis der guten Nachwuchsarbeit im Verein?

Hennersdorf: Björn und Jerome sind herausragende Talente. Ich denke, dass beide noch viel erreichen werden. Dass diese Talente zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrer Karriere den nächsten Schritt machen wollen, ist vollkommen normal. Sicher wiegen die beiden Abgänge für unseren Verein sportlich und menschlich schwer, aber ich denke, dass auch hier die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt wird. Wir haben in den nächsten Jahrgängen viel Potenzial und könnten einige dieser Talente mittelfristig in der Dritten Liga sehen.

Ist es schwer damit umzugehen, dass die Toptalente von größeren Vereinen abgeworben werden?

Hennersdorf: Schön ist es natürlich nicht, dass Talente den Verein verlassen, aber für mich kein Problem. Diese Jungs haben noch Entwicklungspotenzial und das Zeug dazu, auch oberhalb der Dritten Liga erfolgreich Handball zu spielen.

Auch die B-Junioren waren sehr erfolgreich, sind Meister geworden? Welche Ziele gibt es für die neue Runde?

Hennersdorf: Ja, die B-Jugend ist Meister der höchsten Spielklasse in ihrer Altersklasse. Allerdings ist hier die Saison noch nicht zu Ende, da ab diesem Wochenende die Viertelfinalspiele zur Deutschen Meisterschaft anstehen. Die neue B-Jugend mit den Jahrgängen 1999 und 2000 war vor zwei Jahren Südwestdeutscher-Meister, weshalb das Ziel auch nächste Saison heißt: Meister werden und sich für die DM qualifizieren.

Gibt es auch hier Spieler, die herausstechen?

Hennersdorf: Aus der aktuellen B-Jugend haben bereits acht Spieler Einsätze in der A-Jugend-Bundesliga gehabt. Einige Spieler, zum Beispiel Tom Grieser, haben sich auch dort schon zu Leistungsträgern entwickelt.

Kian Schwarzer, Sohn von Weltmeister Christian Schwarzer spielt bei Ihnen in der B-Jugend. Wie sehen Sie seine Entwicklung? Ist es für Sie etwas Besonderes den Sohn einer Handball-Legende zu trainieren?

Hennersdorf: Kian ist ein talentierter Spieler aus dem 99er-Jahrgang. Er hat sich in dieser Saison sehr gut entwickelt und ich glaube, dass er ein richtig Guter werden kann. Zu Beginn war es schon etwas merkwürdig, wenn ein Weltmeister seinen Sohn vom Training abholt und dann noch zuschaut - man gewöhnt sich aber daran.

Wie ist der Kontakt zu Schwarzer, der beim DHB für den Nachwuchs zuständig ist? Empfehlen Sie ihm Spieler aus Ihrem Team?

Hennersdorf: Da Christian im Rahmen seiner Tätigkeit beim DHB auch für die Sichtung- und Auswahlmaßnahmen in der für mich relevanten Altersgruppe zuständig ist, tauschen wir uns durchaus über den Leistungsstand unserer Spieler aus.

Der SV 64 hat sich als Ausbildungsverein einen Namen gemacht. Was zeichnet ihn dabei besonders aus?

Hennersdorf: Beim SV 64 wird sehr viel für die Jugendarbeit getan. Wir haben ein gutes Trainerteam und viele Helfer im Hintergrund, die Events wie das Camp64 möglich machen.

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