TuS Rimschweiler Ohne großen Druck langfristige Ziele erreichen

Rimschweiler · Fußball-B-Ligist TuS Rimschweiler startet mit namhaften Trainern in die Saison. Ex-Profi Dennis Gerlinger und Ahmed El Khadem-Neuhäuser haben mit dem Club, bei dem beide einst mit dem Fußball begannen, viel vor.

  TuS-Neuzugänge um die Spielertrainer Ahmed El Khadem-Neuhäuser (l.) und Dennis Gerlinger (r.): Islam Eshoo, Fabian Hunsicker, Maximilian Gerlinger, Marco Nickolaus, Antonio Longo, Ingo Tomelleri, Stefan Lehmann, Jannik Hunsicker.

TuS-Neuzugänge um die Spielertrainer Ahmed El Khadem-Neuhäuser (l.) und Dennis Gerlinger (r.): Islam Eshoo, Fabian Hunsicker, Maximilian Gerlinger, Marco Nickolaus, Antonio Longo, Ingo Tomelleri, Stefan Lehmann, Jannik Hunsicker.

Foto: Schwarz/Norbert Schwarz

Die beiden neuen Trainer wirken kurz vor dem Rundenauftakt völlig entspannt. Erzählen gut gelaunt von ihren bisherigen Erfahrungen – mit Mannschaft und Vorstand – beim TuS Rimschweiler. Der für Dennis Gerlinger und Ahmed El Khadem-Neuhäuser kein vollkommen neuer Club ist. Beide haben hier schließlich mit dem Kicken begonnen. Und obwohl es nicht alltäglich ist, dass zwei solche Spieler, die sicher noch höher auflaufen könnten, bei einem Fußball-B-Ligisten anheuern, verspüren sie keinen Druck. Zumindest nicht vonseiten des Vereins. Vor allem der Schritt des Ex-Profis Gerlinger in diese Spielklasse dürfte jedoch nicht wenige verwundert haben – und auch Erwartungen schüren. Von außen ganz gewiss.

Doch davon lassen sich die beiden nicht aus der Ruhe bringen. Sie seien mit ihren eigenen Vorstellungen nach Rimschweiler gekommen. „Und die passen gut mit denen des Vorstands zusammen“, erklärt Gerlinger. Schritt für Schritt würden er und El Khadem-Neuhäuser, die sich schon lange kennen, diese nun gemeinsam mit dem TuS verfolgen.

Zuletzt hatten sich ihre Wege beim TSC Zweibrücken gekreuzt. Gerlinger spielte hier von 2016 bis 2019 und war auch als Co-Trainer von Sanel Nuhic tätig, El Khadem-Neuhäuser war am Wattweiler Berg seit Januar 2015 ebenfalls auf dem Platz und an der Seitenlinie aktiv. Bis zuletzt bei der U23. Der Kontakt zwischen den beiden sei seit ihrer gemeinsamen TSC-Zeit nie abgebrochen, erzählt Gerlinger, der gerade eine zweijährige Fußballpause hinter sich hat. „Die hatte ich ganz bewusst eingelegt und genau diese Zeit hat mir auch gezeigt: Nur Fußball alleine ist nicht das, was ich brauche.“ Ganz ohne geht es für den ehemaligen Profi, der für den FK Pirmasens, den FC Homburg und Eintracht Trier 97 Regionalliga-Spiele bestritt und dabei 26 Treffer erzielte, aber auch nicht. „Es war in Zeiten von Corona – und tatsächlich war ich selbst daran erkrankt, war 14 Tage zuhause in Quarantäne – als der Moment kam, in dem ich den Entschluss gefasst habe, nochmal im Fußballbereich arbeiten zu wollen“, erzählt der 31-Jährige. „Aber nicht mehr in der Form, wie es früher war.“ Nicht mehr in dem Umfang, nicht mehr vorrangig als Spieler, sondern vielmehr in der Rolle des Trainers. Als Gerlinger seinem ehemaligen Weggefährten von seiner Idee erzählte, wieder einsteigen zu wollen, sei dieser sofort interessiert gewesen, mit ihm zusammen etwas anzugehen. „Die Entscheidung, nicht mehr beim TSC zu bleiben, war für mich schon vorher gefallen“, erklärt El Khadem-Neuhäuser, der nach Rimschweiler in der Jugend noch beim 1. FC Kaiserslautern, 1. FC Saarbrücken und FK Pirmasens am Ball war. Dass die beiden im Duo als Trainer gut harmonieren würden, davon waren sie überzeugt. „Schon beim TSC hatten wir oft die gleichen Vorstellungen“ sagt El Khadem-Neuhäuser und fügt lachend an: „Außer, dass Dennis der erste war, der mich als eigentlichen Offensivspieler in die Abwehr gesteckt hat, weil einfach die Spritzigkeit nicht mehr so da war, aber eben der Biss. Letztendlich bin ich in der Rolle auch aufgegangen“, muss der 35-Jährige zugeben. „Ich habe bei Dennis zu 100 Prozent das sportliche Vertrauen. Natürlich hat man auch mal eine andere Meinung, aber wir kommen immer auf einen gemeinsamen Nenner – das ist bei uns kein Ego-Ding.“ Der Vorschlag, zum TuS Rimschweiler zu gehen, kam von El Khadem-Neuhäuser, der nach dem Weggang von Julian Müller bereits Kontakt zu dem B-Ligisten hatte. „Und so schließt sich hier ein 25 Jahre alter Kreis“, erzählt Gerlinger, dessen Vater lange beim TuS aktiv war, von den Anfängen am Ball und schiebt mit einem Lachen hinterher: „Ich war damals noch im Tor.“ Ahmed El Khadem-Neuhäuser ist in Rimschweiler groß geworden. „Nach den ersten Gesprächen mit dem Vorstand haben wir schnell einen Nenner gefunden“, erzählt Gerlinger, der erstmals als hauptverantwortlicher Coach tätig ist. „Man merkt ihm an, dass er in dieser Rolle aufgeht“, lobt El Khadem-Neuhäuser.

Ebenso wie er kennt Gerlinger das familiäre Umfeld des Vereins, der in der abgebrochenen Runde 2019/20 unter Julian Müller und dem weiterhin unterstützend zur Seite stehenden Marco Schwarz den Aufstieg in die B-Klasse geschafft hatte. „In erster Linie war uns dieses familiäre Umfeld wichtig. Wir haben auch bei den Spielern darauf geschaut – die natürlich auch sportlich hier reinpassen sollen –, dass das vom Charakter funktioniert“, sagt El Khadem-Neuhäuser zum Anreiz, diese Aufgabe beim TuS zu übernehmen. „Ich habe nun auch Familie und will nicht mehr den gleichen Aufwand betreiben“, erklärt Gerlinger, der bereits in der D-Jugend zum FKP gewechselt war. „Ich habe 28 Jahre fast täglich auf dem Platz gestanden“, sagt der gebürtige Zweibrücker, der sich zwischenzeitlich fünf Jahre lang nur auf den Fußball konzentriert hatte. Nach der Pause habe es nun wieder gekribbelt.

Denn bei allen Entbehrungen, bei aller Arbeit, die der Fußball mit sich bringt, so verbinden Gerlinger und El Khadem-Neuhäuser damit auch viele tolle Erinnerungen. „Sportlich gesehen war für mich der schönste Moment 2012 der Aufstieg mit dem FC Homburg in die Regionalliga. Damals waren wir ein komplett neu zusammengetrommelter Haufen, von dem das keiner erwartet hätte“, blickt Gerlinger zurück. Aber vielmehr als das Sportliche zähle für ihn heute eine andere Ebene. „Wenn ich etwa meinen Cousin sehe, der geistig behindert ist: Wenn ich den hier spielen lasse und sehe seine Augen, das ist mir mehr wert als ein 1:0-Sieg“, betont der Coach, dass es für ihn auch ein Erfolg ist, „wenn ich meine Familie hier habe, meine Eltern. Das ist das, was am Ende des Tages zählt“. Man könne bei den sportlichen Erfolgen natürlich diesen Sieg oder jene Meisterschaft aufzählen – „aber vielleicht bringt es die Lebenserfahrung mit, dass andere Dinge wichtiger werden“, stimmt El Khadem-Neuhäuser zu und erzählt von einem seiner besonderen Erlebnisse. „Ich hatte einen Spieler beim TSC, Jan Hofer, der sich 2018 einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen hatte.“ Es war ein harter Weg zurück. Aber er sei mit solch riesigem Engagement dabei gewesen, dass er in einer Pokalpartie sein Comeback bekam, in der er noch nicht damit gerechnet hatte. „Ich sagte zu ihm: Wenn du in diesem Spiel ein Tor schießt, dann zahle ich 100 Euro in die Mannschaftskasse.“ Das Team nahm den Coach beim Wort. „Das Gefühl, in diesem Moment, als er sich nur schwer bewegen konnte, alle Mann aber für ihn gespielt haben und er kurz vor Schluss das Tor machte – unbeschreiblich. Alle haben sich von Herzen wie wild gefreut.“ Einer dieser ganz speziellen Augenblicke. „Es gibt einfach Momente, die kann nur der Fußball schreiben“, fügt Gerlinger an. Und solche wollen sie nun auch in Rimschweiler erleben.

Mit dem TuS sei es für sie das oberste Ziel, dass die Jungs mit Spaß herkommen und mit Spaß wieder gehen. „Wenn ich hier 4:4 spiele, aber alle fühlen sich gut und sitzen später zusammen – das ist doch das, warum wir das hier machen“, betont Gerlinger und fügt an: „Und bisher bekommen wir das denke ich ganz gut hin. Wir haben einen Schnitt von 19, 20 Mann im Training – in der B-Klasse findet man das wahrscheinlich nicht so oft.“

Dass Siege und gute Platzierungen dabei helfen, die Stimmung hoch zu halten, das ist auch den beiden Trainern klar. Dass sie mit ihrem Team auch nach dem Rundenauftakt am Sonntag, 16.30 Uhr, zuhause gegen den SV Bottenbach noch viel Arbeit vor sich haben, ebenso. „Von der Trainingsprofessionalität, von dem ganzen Drumherum ist es für die meisten Spieler noch etwas ungewohnt. Die Jungs müssen erstmal – unabhängig von den vielen Neuzugängen – mit der Sache umgehen lernen. Sich an uns und die Struktur gewöhnen.“ Etwa, dass nicht um 19 Uhr Trainingsstart auf dem Platz ist, sondern um Viertel vor in der Kabine. Neben der Grundfitness, dem Grund-Einmaleins des Fußballs und der Integration der 14 neuen Spieler im 27 Mann starken Kader brauche das alles seine Zeit. Das war dem neuen Trainerduo aber auch vorher bewusst. „Wir haben den Luxus, nicht allein an der Linie zu stehen, daher haben wir die Möglichkeit, die Rollen klar zu verteilen“, erklärt El Khadem-Neuhäuser, der in seiner Aktivenzeit Erfahrungen in Rimschweiler, beim SV Niederauerbach, beim TSC, in Rüssingen, Medelsheim, Ixheim und Altheim sammelte. „Dennis koordiniert komplett das Training mit seinen Inhalten, ich konzentriere mich derzeit auf die körperliche Fitness“, sagt er lachend, „und um den Spielbetrieb. Ich schaue, dass ich das Außenherum festhalte“.

Doch auch auf dem Platz will der 35-Jährige mithelfen. „Ich will unbedingt spielen. Ich weiß, dass es an mir liegt, wieder fit zu werden. Mein Wunsch ist es, nochmal Topleistung bringen zu können – für die Mannschaft und den Verein.“ Gerlinger hingegen „muss nicht unbedingt auf dem Platz stehen“, wie er betont. „Mein Wunsch ist es, zwei junge Spieler zu haben, die vorne rumwirbeln.“ Er wolle niemandem den Platz wegnehmen. Nicht nur die Mannschaft habe es allerdings gerne, „wenn Dennis spielt“, wirft der Trainerkollege ein. „Doch ich würde eigentlich lieber mehr außen stehen“, sagt der Ex-Profi, der natürlich noch Spaß habe, selbst am Ball zu sein. „Ich habe mein Leben lang Fußball gespielt und das wird wahrscheinlich immer ein Teil von mir bleiben. Aber ich kann hier ja zwei-, dreimal die Woche trainieren und wenn ich spielen will, kann ich das auch. Aber die Entwicklung der jungen Spieler steht im Vordergrund.“

Die Gedankenspiele des Duos gehen dabei über die aktuelle Saison und das eigene Team hinaus. „Wir haben kurz-, mittel- und langfristige Ziele“, sagt El Khadem-Neuhäuser. „Kurzfristig wollen wir so schnell wie möglich einen Aufbau schaffen, es soll eine gewisse Disziplin reinkommen, die Mannschaft zur Mannschaft werden.“ Aber der Blick gehe auch auf die Jugendarbeit, „für die wir ein Konzept haben“. 36 Nachwuchsspieler hätten wieder den Anfang in der G und F-Jugend gemacht. „Wir wollen da bestmöglich unterstützen. Ebenso die Damenmannschaft. Wir wollen, dass man schnellstmöglich sieht, dass wir eine Einheit sind“ – egal ob Tanzabteilung oder Fußballer. „Für mich persönlich ist das hier auch eine längerfristige Geschichte“, betont El Khadem-Neuhäuser. „Es soll aber auch ohne uns funktionieren können.“ Gerlinger fügt an: „Wie beim Hausbau: Wir wollen eine gesunde Grundbasis legen für eine längerfristige Vision.“ Wobei Vorgänger Julian Müller „hier schon einiges getan hat, was wir weiterführen wollen.“ Und natürlich habe der Vorstand ein perspektivisches Ziel, die A-Klasse. „Die kann ich auch als Trainer aussprechen – als entferntes Ziel. Diese Liga ist sehr interessant, mit vielen tollen Derbys“, sagt Ahmed El Khadem-Neuhäuser. Dieser nächste Sprung müsse aber nicht auf die Schnelle passieren. Und diese Erwartung dürfe auch nicht da sein. Zumal der TuS nach dem Aufstieg noch keine ganze Runde in der B-Klasse absolviert hat. „Ich bin da realistisch“, sagt er mit Blick auf die anstehende Saison. „In dieser müssen wir eher hinten aufpassen. Die diesjährige Gruppe A ist glaube ich die stärkste B-Klasse, die ich je gesehen habe. Das wird nicht einfach.“ Daher wäre alles, was in Richtung oberes Drittel geht „bombastisch“. Die Aufstiegsrunde zu erreichen, wäre top. Doch in dieser Zehner-Gruppe könne es verdammt schnell gehen, wenn man nur mal zwei Spiele hintereinander verliert.

 Ahmed El Khadem-Neuhäuser, einer der Spielertrainer des TuS Rimschweiler.

Ahmed El Khadem-Neuhäuser, einer der Spielertrainer des TuS Rimschweiler.

Foto: maw/Martin Wittenmeier
Der neue Rimschweiler Spielertrainer Dennis Gerlinger ist in der Region als gefährlicher Stürmer bekannt. Beim TuS würde er künftig lieber mehr an der Seitenlinie stehen.

Der neue Rimschweiler Spielertrainer Dennis Gerlinger ist in der Region als gefährlicher Stürmer bekannt. Beim TuS würde er künftig lieber mehr an der Seitenlinie stehen.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Auch die beiden klaren Erfolge in den ersten beiden Kreispokalrunden gegen den PSV Pirmasens (7:0) und den SV Herschberg II (15:0) dürften über diese Realität nicht hinwegtäuschen. Den beiden Neuen an der Seitenlinie ist klar, dass Erwartungen von außen an sie herangetragen werden, „dass viele neugierig sind, wie solche zwei Typen wie wir uns hier verhalten, wie wir uns ergänzen“, sagt El Khadem-Neuhäuser und fügt erklärend an: „Ich selbst bin auf dem Platz schon etwas autoritär.“ Aber es sei auch für ihn ein Lernprozess. „Wie Dennis die Rolle des Trainers vorlebt, das ist allerdings schon à la bonne heure.“ Insgesamt brauche die Mannschaft aber Zeit – „und die gibt uns der Verein“. Und so können Ahmed El Khadem-Neuhäuser und Dennis Gerlinger auch über den Ligaauftakt hinaus ganz entspannt ihre Arbeit machen.

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