Gaumeisterschaften Gerätturnen Es klaffen Lücken, „aber wir leben noch“
Dahn/Zweibrücken · Bei den Mädchen-Einzel-Meisterschaften des Westpfalz-Turngaus, dem ersten „normalen“ Wettkampf seit zweieinhalb Jahren, waren weniger Vereine und weniger Teilnehmerinnen am Start als vor der Corona-Krise. Dennoch haben einige Turnerinnen starke Auftritte an den vier Geräten hingelegt.
Die Nervosität war vielen Turnerinnen deutlich anzumerken. Nach zweieinhalb Jahren Wettkampfpause kribbelte es aber auch vor Freude, sich endlich wieder an den vier Geräten – Boden, Balken, Sprung, Stufenbarren – präsentieren und mit der Konkurrenz messen zu können. Die coronabedingte Pause habe sich bei den Mädchen-Einzel Meisterschaften des Westpfalz-Turngaus in Dahn aber nicht nur in der Aufregung der Sportlerinnen, sondern auch in Quantität und Qualität bemerkbar gemacht. Zahlenmäßig habe sich das mit rund 70 Teilnehmerinnen in den insgesamt kleineren Startfeldern gezeigt. „Mit Hauenstein, Winzeln und auch Waldfischbach sind zum einen drei Vereine nicht mehr angetreten“, erklärt Sonja Rayer, Trainerin der VT Zweibrücken und Fachwartin des Westpfalz-Turngaus. Zum anderen fehlten einfach aber auch bestimmte Jahrgänge an Turnerinnen. Nicht nur bei der VTZ. „Bei den Jahrgängen 2013, 1014, 2015 müssten normalerweise mehr Mädchen dabei sein. Logischerweise klafft da aber eine Lücke, man konnte bei Corona ein Jahr lang nicht trainieren und das sind genau die Altersklassen, die zu dieser Zeit mit dem Turnen begonnen hätten“, erklärt Rayer.
Zum Wiedereinstieg sei der Wettkampf in Dahn mit den noch vier verbliebenen Vereinen im Turngau – der VT Zweibrücken, der VT Contwig, der VT Niederauerbach und dem TV Lemberg – aber eine gelungene Veranstaltung gewesen. „Alles hat gut funktioniert, bei nur vier Vereinen kennt und unterstützt man sich.“
Für einige der Turnerinnen war es nach der langen Zeit ohne ihren Sport zum Beginn der Corona-Krise, nach dem schrittweisen Wiedereinstieg in den Trainingsbetrieb aber ein ungewohntes Gefühl, wieder vor den Kampfrichtern an die Geräte zu gehen. „Vor allem bei den Kleinsten, die ihren ersten Wettkampf geturnt haben, war die Nervosität deutlich zu spüren“, erzählt Rayer und fügt an: „Aber auch die Mittleren, die vor Corona die Kleinen waren und eine Entwicklung durchgemacht haben, waren jetzt nicht mehr ganz so cool.“ Es habe allerdings niemand auf der Matte gestanden und ein Blackout gehabt, „sodass wir dachten: Oh Gott, wie schrecklich, wir hören auf“, sagt Rayer lachend. Vielmehr gab es auch schöne Erfolge für die Turnerinnen der Region zu feiern.
Neben üblichen Verdächtigen – wie etwa Chiara Conrad, die den Kür-Wettkampf 2005 (Jg. 2006 und älter) der Leistungsklasse (LK) 2 vor VTZ-Kollegin Lina Meister gewann – habe Jule Neumann einen guten Auftritt hingelegt. Sie sicherte sich den Titel im Kür-Wettkampf 206 (Jg. 1993 - 2006) LK 2 vor Vereinskameradin Emma Baumann. „Viele haben mich gefragt, ob Jule neu in meiner Gruppe ist, aber ich habe die schon ganz lange dabei“, erklärt Rayer. Allerdings sei sie häufig verletzt gewesen und musste sich immer wieder zurück kämpfen. Neumanns Ausdauer wurde nun mit dem Westgau-Titel belohnt. „Sie hat sich sehr gut präsentiert“, lobt die VTZ-Trainerin. Im WK 215 (Jg. 1993 bis 2008) LK 4 gab es einen Dreifach-Erfolg für die VT Zweibrücken. Sheyla Oberst gewann vor Neele Schimmel und Mia Reichert. In der Kür-LK 4 (Jg. 2009 bis 2011) sicherte sich Estelle Conrad von der VT Contwig den Titel knapp vor ihrer Vereinskollegin Jule Sauer.
Gut gefallen haben Rayer auch die Übungen von Zoe und Leni Rutz, die jeweils den Sieg in den besser besetzten Pflicht-Wettkämpfen 403 (Jg. 2008/09) und 405 (Jg. 2012) erturnten. „Es ist bei uns ja so, dass eine bestimmte Altersklasse eine bestimmte Übung turnt“, erklärt Rayer. Aufgrund der langen Trainingspause hätte der Pfälzer Turnerbund für die Ausschreibungen für das Jahr 2022 gerne die Altersanpassung um ein Jahr verzögert. „Das haben wir aber nicht durchbekommen. Wir hängen in der ARGE mit Rheinhessen und Mittelrhein drin und die haben das abgelehnt“, erklärt Rayer. „So haben wir ein Jahr nicht trainiert, mussten vieles wieder auffrischen und neu erlernen, turnen nun aber so, als hätte es Corona nie gegeben“ ärgert sich die Fachwartin. Bei der Gaumeisterschaft wurde die Auswirkung an den Teilnehmerfeldern in den unterschiedlichen Klassen sichtbar: „In den Wettkämpfen mit den 200er und 300er Nummern waren es wenige Teilnehmer, weil die Anforderungen da anspruchsvoller sind. In den 400er Wettkämpfen, in denen das Programm etwas erleichtert ist, war es voller.“
Alles in allem sei Sonja Rayer aber zufrieden mit dem Wettkampf-Restart. „Es gab wirklich auch Mädchen, die schöne Übungen geturnt und mich positiv überrascht haben.“ Andere hätten noch Nachholbedarf. „Aber wir leben noch, Turnen ist noch nicht ausgerottet“, sagt die VTZ-Trainerin.
Und so stehen auch schon die nächsten Wettkämpfe vor der Tür. Am 21./22. Mai geht es bei den Pfalzmeisterschaften im Kürbereich (Spitzensport) in Ramstein um die Titel. Dort gehen Vertreterinnen der VT Zweibrücken und VT Contwig an die Geräte. Die Pfalzmeisterschaften in den Pflichtübungen werden am 11./12. Juni in Contwig ausgetragen.