Zweibrücker Triathlet Oliver Spurzem Mit „größtem Erfolg“ Hawaii-Quali bestätigt

Thun/Zweibrücken · Nach 16 Triathlon-Jahren ist für Oliver Spurzem ein Traum in Erfüllung gegangen: ein Podiumsplatz bei einem Ironman. In Thun sicherte sich der Zweibrücker den Altersklassensieg – und fiebert nun voller Zuversicht seiner fünften Langdistanz-WM entgegen.

 Oliver Spurzem inmitten atemberaubender Landschaft: In Thun feierte der Zweibrücker Triathlet beim „schönsten Ironman der Welt“ mit dem Sieg in seiner Altersklasse seinen bisher größten Erfolg.

Oliver Spurzem inmitten atemberaubender Landschaft: In Thun feierte der Zweibrücker Triathlet beim „schönsten Ironman der Welt“ mit dem Sieg in seiner Altersklasse seinen bisher größten Erfolg.

Foto: Privat

Sprachlos ist Oliver Spurzem eher selten. Nach seinem Ironman im schweizerischen Thun fällt es dem Zweibrücker Triathleten allerdings schwer, seinen Erfolg in Worte zu fassen. In 9:26,07 Stunden lieferte er nicht nur ein starkes Rennen über die 3,8 Kilometer Schwimmen (56:33 min), 180,2 Kilometer – inklusive 2200 Höhenmetern – auf dem Rad (5:09,01 std) und 42,2 auf der Laufstrecke ab (3:14,33 std), sondern sicherte sich damit auch Platz eins seiner Altersklasse M45-49. Mit zwölf Minuten Vorsprung. „Das ist schon richtig krass – ich kapiere das noch nicht so ganz“, sagt Spurzem und fügt an: „Davon habe ich immer geträumt. Ein Podium bei einem Event wie dem Ironman zu erreichen.“ Eindrucksvoll hat er damit auch seine bereits 2021 in Frankfurt erreichte Qualifikation für die WM auf Hawaii im Oktober bestätigt. „Ich habe mich tatsächlich auf der Strecke gewundert, was da gerade so passiert.“

Das Schwimmen im 18,1 Grad kalten Wasser des Thunersees „ging recht gut“. Die frische Temperatur machte dem 45-Jährigen nicht zu schaffen. „Je schneller man schwimmt, umso angenehmer ist das kühle Wasser“, sagt er lachend. Zudem sei er „ein Freund vom Ein-Runden-Schwimmen, ohne Landgang, bei dem man aus dem Rhythmus kommt“. So konnte der Zweibrücker vorne in der Spitzengruppe mitmischen. Er erreichte nach 56 Minuten souverän sein Ziel, in einer Zeit unter einer Stunde wieder aus dem Wasser zu steigen.

 „Komischerweise“ habe er dann auch die 2200 Höhenmeter auf der anspruchsvollen Radstrecke durch das Gürbental und den Naturpark Gantrisch sehr gut überstanden. „Weil der Asphalt so gut ist, ist das echt schön zu fahren.“ Nach 2:30 Stunden hatte er die ersten 90 Kilometer hinter sich. „Leider ist in der zweiten Runde der Wind stärker geworden“, erzählt Spurzem. Der habe auch den vor ihm gestarteten Profifrauen das Leben schwer gemacht. „In deren Feld sind wir dann voll reingefahren.“ Denn der Zweibrücker hatte „eine sehr gute Radgruppe“ erwischt. „Wir haben uns gegenseitig gepusht“. Da hieß es an dem Tag: „Immer mitgehen und Vollgas.“ So offensiv sei er noch nie gefahren. „Ich habe mir sonst schon immer Gedanken gemacht, was passiert, wenn ich voll durchziehe, ob ich einbreche.“ Tat er nicht. „Ich hätte nie gedacht, diese harte Strecke unter 5:35 Stunden fahren zu können.“ Nach 5:09 kam er in der Wechselzone an. „Ich habe mich gewundert, wie leer die ist“, erzählt Spurzem, dessen Beine sich noch „recht frisch“ anfühlten.

Und so traute er es sich zu, sich an eine Profiathletin dranzuhängen. „Ich habe sehr schnell losgelegt.“ Mit Zeiten zwischen 4:09 und 4:19 Minuten ist er die ersten Marathon-Kilometer angegangen. „Irgendwann bin ich dann nicht mehr mitgezogen und habe das Tempo etwas gedrosselt“, erzählt er und fügt an: „Das hat sich auch bezahlt gemacht, später war ich wieder an ihr dran.“ Spurzem konnte in seinem Rhythmus bleiben. Wäre die Strecke mit ihren vielen Kurven und dem rutschigen Schotteruntergrund nicht so schwer gewesen, wäre eine Zeit deutlich unter 3:10 Stunden drin gewesen, ist der Zweibrücker sicher. Doch auch so wurden starke 3:14 Stunden gestoppt. „Bei der Wechselbelastung von Schotter auf Asphalt, da haben meine Beine aber schon den einen oder anderen Krampf angekündigt – sehr anstrengend. Das war eine echte Hausnummer.“ Und deutlich schwerer zu ertragen als die Hitze.

Obwohl es Spurzem schaffte, nach kräftezehrenden 9:26,07 Stunden und 226 Kilometern in den Knochen noch mit einem Sprung die Ziellinie zu überqueren, sei es ihm nach dem Rennen, als alles abgefallen war, „kurz erst mal nicht so gut gegangen“. Aber recht schnell habe sich sein Körper wieder aufgerappelt – und er konnte genießen. Das starke Abschneiden bei der zum schönsten Ironman gewählten Langdistanz.

„Zum einen ist die Region wirklich wunderschön, ich habe mich ein bisschen in sie verliebt. Zum anderen habe ich gewonnen – das Gesamtpaket hat einfach gepasst“, kann Oliver Spurzem die Wahl der Triathlongemeinschaft trotz der harten Strecke absolut nachvollziehen. „Ich bin sehr happy. Das ist mein bislang größter sportlicher Erfolg. Bei der Langdistanz kommen einfach alle Karten auf den Tisch. Bei einem Ironman aufs Podium zu kommen, ist die Krönung des Ausdauersports.“ 16 Jahre nach seinem ersten Triathlon, zwölf nach seiner ersten Langdistanz in Florida ist dem ehrgeizigen Sportler das nun gelungen. „Ich bin sehr zufrieden damit, wie es dieses Jahr läuft. Die erste Saisonhälfte ist nun rum – und ich habe da einiges gerissen“, sagt er mit einem zufriedenen Grinsen. Mit Platz elf bei der Militär-WM, dem Altersklassen-Sieg bei der Halbdistanz in Maxdorf und nun dem großen Triumph in der Schweiz.

„Die ganzen Profis, die mit Mitte 30 ihren Höhepunkt erreichen, haben davor auch 15 Jahre trainiert“, erklärt Spurzem, dass es ihm mit seinen 45 nun ähnlich gehe. „Ich habe einfach später angefangen und bin jetzt in der Lage, Sachen abzurufen, die ich mir vorher noch nicht zugetraut habe – ich habe da jetzt diesen Rückhalt von mir selbst. Das Körpergefühl ist da.“

Mit Blick auf das große Ziel, die Ironman-WM auf Hawaii im Oktober, ist Spurzem daher „weiterhin guter Dinge“. Ihm sei klar gewesen, dass er das Schwimmen und Laufen ohne große Probleme hinbekommt, „wenn ich gut drauf bin“. Dass aber auch das Radfahren „auf solch einer extrem harten Strecke so gut gelaufen ist, das ist für mich echt ein gutes Zeichen.“ Dafür, dass er das gesamte Jahr über gut getüftelt und geschuftet hat. „Seinen Teil dazu beigetragen hat auch der Block mit dem Militär-Nationalteam, vor allem das fordernde Trainingslager im Frühjahr auf Mallorca“, betont der Stabsfeldwebel des Fallschirmjägerregiments 26. Und an diese Form will er nach einer nur kurzen Regeneration anknüpfen.

Nach den seit Thun schon wieder absolvierten lockeren Einheiten, startet spätestens Ende Juli der „ganz große Trainingsblock“ zur direkten Vorbereitung auf die WM. In der neben dem Rad- und Schwimmtraining noch an der neuen Marathon-Pacing-Strategie sowie der Optimierung der Verpflegung gefeilt wird. Mit der Mitteldistanz in Neuwied am 18. September steht für Spurzem der letzte finale Test an. „Und dann schauen wir mal, was in Kona passiert.“

 Oliver Spurzem (oben rechts) stand beim Ironman in Thun – bei seiner insgesamt 15. Langdistanz – ganz oben auf dem Podest.

Oliver Spurzem (oben rechts) stand beim Ironman in Thun – bei seiner insgesamt 15. Langdistanz – ganz oben auf dem Podest.

Foto: Privat

Bisher hat es der Zweibrücker in diesem Jahr stets geschafft, ohne Druck in die Rennen zu gehen. „Vom Kopf her bin ich frei. Die Selbstzweifel, die ich oft hatte, dieses Zurückhalten, wenn mein Kopf mir gesagt hat: Mach nicht so wild, du explodierst doch bestimmt“ – all das habe er abgelegt. „Da bin ich gefestigter geworden.“ Spurzem hofft, dass das bei seinem fünften Hawaii-Start anhält. Bei dem legendären Rennen auf der Vulkaninsel könnte er dann seinen bislang größten Erfolg damit toppen, dort endlich die ersehnte Zehn-Stunden-Marke zu knacken. Das würde ihn womöglich ein zweites Mal in dieser Saison sprachlos machen.

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