Handball-Oberliga Transferhammer tröstet nach Ende des Titeltraums
Homburg · Handball-Oberligist TV Homburg verliert Spitzenspiel gegen Mundenheim klar. Yves Kunkel kommt von Bundesligist MT Melsungen.
Das Titelrennen in der Handball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar (RPS) ist entschieden. Der TV Homburg hat sein Heimspiel gegen Spitzeneiter VTV Mundenheim am Freitagabend vor rund 400 Zuschauern mit 18:29 (7:15) deutlich verloren. Mit einem Sieg hätte der TVH die Vereinigten Turnvereine im Saisonendspurt noch einmal unter Druck setzen können. Durch ihre erste Heimniederlage haben die Saarpfälzer nun aber nur noch rechnerische Chancen, den Platz an der Spitze zu erobern. Mundenheim, das in der laufenden Saison nur eine Niederlage kassierte, dürfte von seinen verbleibenden sechs Partien nur noch zwei gewinnen.
„Mundenheim war uns in allen Belangen überlegen“, gratulierte TVH-Coach Steffen Ecker seinem Trainerkollegen Steffen Schneider nicht nur zum Sieg im Spitzenspiel, sondern auch zur Meisterschaft. Dass es am Freitagabend trotz des endgültigen Aus im Titelrennen in der Sporthalle der Robert-Bosch-Schule strahlende Homburger Gesichter gab, lag an einem Transferhammer. Der TVH hat sich für die kommenden beiden Spielzeiten die Dienste von Yves Kunkel gesichert.
Der 27-jährige Linksaußen, der noch bis Saisonende bei Bundesligist MT Melsungen spielt und fünf Mal für die deutsche A-Nationalmannschaft auflief, hat in Homburg einen Vertrag bis 2024 unterschrieben. Im Rahmen der Partie gegen Mundenheim wurde er vorgestellt.
Kunkel begann bei der HSG Völklingen mit dem Handball, spielte anschließend für die HG Saarlouis, ehe er in die 1. Bundesliga wechselte. Dort spielte er für Minden, Balingen, Leipzig und Melsungen. „Ich möchte künftig mehr Zeit für mein Studium und meine Familie haben. Als Bundesligaspieler ist das nur schwer möglich. Das Thema berufliche Perspektive war mir unheimlich wichtig, ich hatte immer sehr großen Respekt davor, erst mit 35 oder 36 nach der Karriere in den Beruf einzusteigen“, sagt Kunkel. Er freue sich auf die Rückkehr in seine saarländische Heimat. Gemeinsam mit seiner Frau Selina und Sohn Lias steht nach dem Ende seiner Melsunger Zeit der Umzug an. Der Kontakt nach Homburg kam über seinen ehemaligen und ab Sommer wieder künftigen Mitspieler Jonas Guther zustande. Es sei ein Glücksfall, dass sich mit dem Wechsel nach Homburg „Beruf, Handball und Familie so unter einen Hut bringen lassen“. Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Gerade beim Thema Babysitter haben wir hier mit den Großeltern einiges mehr an Optionen als wir es noch in Melsungen hatten.“
Der gebürtige Völklinger sah am Freitag aber, wie seine künftige Mannschaft gegen den Ligaprimus nie den Hauch einer Chance hatte. Schon nach wenigen Minuten lief der TVH einem 0:4-Rückstand hinterher. Die Hausherren kamen zwar wieder auf 3:6 heran, doch die VTV zogen die Zügel scheinbar mühelos wieder an, bestraften die Homburger Fehler im Stile einer Spitzenmannschaft und lagen schon zur Halbzeit fast uneinholbar vorne. (7:15). Vor allem Simon Schleidweiler bekam der TVH nie in den Griff. Der Mundenheimer trug sich neun Mal in die Torschützenliste ein. TVH-Torwart Max Loschky hielt sogar noch zwei Siebenmeter, stand aber sonst auf verlorenem Posten. Homburg hätte die Niederlage zumindest ein wenig freundlicher gestalten können, warf aber vorne zahlreiche Fahrkarten. Erfolgreichster Schütze war Richard Wilga mit fünf Treffern.
Auch nach dem Seitenwechsel spielte nur eine Mannschaft wie ein Meister: Mundenheim. Die VTV schraubten ihren Vorsprung zwar zunächst nicht weiter in die Höhe, schienen aber stets in der Lage, wenn nötig, zwei Gänge zuzulegen. Als Homburg den Rückstand in der 49. Minute auf sechs Tore reduzierte (16:22), machte Mundenheim wieder ernst und gestaltete den Vorsprung binnen knapp zehn Minuten wieder zweistellig (18:28). Der überragende Schleidweiler krönte seine Leistung mit dem letzten Tor des Tages zum 18:29-Endstand – und sorgte damit für Riesenjubel bei den rund 40 mitgereisten Fans der VTV.
Nächste Saison wollen die Homburger Anhänger dann ebenso feiern. Die Chancen – aber auch der Druck – sind mit der Verpflichtung von Bundesliga-Spieler Kunkel jedenfalls nicht kleiner geworden.
„Mundenheim hat klasse aufgespielt und gezeigt, weshalb sie diese Saison so souverän beherrschen“, räumte TVH-Spieler Marvin Mebus ein. Und Trainer Ecker sagte: „Jetzt wollen wir unter allen Umständen den zweiten Platz einfahren.“
Und im Kampf um die Vizemeisterschaft sieht es für die Homburger recht gut aus. Am Sonntagabend landete der TVH dann nämlich einen Sieg. Vor 150 Zuschauern in der Robert-Bosch-Halle bezwang der TVH die HSG Rhein-Nahe Bingen knapp mit 23:22 und liegt wieder einen Zähler vor dem Dritten TV Offenbach.