U18-Hammerwerfer Timo Port im EM-Finale „Überragendes“ internationales Debüt

Jerusalem/Zweibrücken · Leichtathletik: Die Anreise verlief holprig, der Wettkampf dafür umso besser. Hammerwerfer Timo Port von der VT Zweibrücken hat bei der U18-Europameisterschaft in Jerusalem souverän das Finale erreicht.

 Als Siebter der Quali zog Hammerwerfer Timo Port von der VT Zweibrücken in Jerusalem ins Finale der U18-Eurpameisterschaft ein.

Als Siebter der Quali zog Hammerwerfer Timo Port von der VT Zweibrücken in Jerusalem ins Finale der U18-Eurpameisterschaft ein.

Foto: Wolfgang Birkenstock

Timo Port steht im Finale der U18-EM. Der Hammerwerfer der VT Zweibrücken hat in Jerusalem ein starkes internationales Debüt im Ring hingelegt. Zur ungewohnten Wettkampfzeit am frühen Dienstagmorgen schleuderte der 16-Jährige sein Wurfgerät auf 67,63 Meter. Mit zufriedener Miene nahm er die Weite zur Kenntnis. „Das war nicht nur gut, das war überragend“, freut sich auch Trainer Jörg Zimmermann. „Ich bin sehr zufrieden mit allem“, sagte sein Schützling im Gespräch mit dem DLV (Deutscher Leichtathletik-Verband). „Ich habe erreicht, was ich wollte.“

Denn so weit wie in der Quali hat Port bisher überhaupt erst in einem Wettkampf geworfen. Nur beim Meeting in Fränkisch-Crumbach an Pfingsten, als er die EM-Norm mit 69,27 Metern übertraf, landete der Fünf-Kilo-Hammer weiter weg vom Abwurfring. Dort hatte der Biesinger seine Bestleistung zunächst auf 67,91, dann auf 68,28 und schließlich auf die über 69 Meter gesteigert.

Dabei musste der VTZler, der als einziger DLV-Hammerwerfer den Sprung nach Jerusalem geschafft hatte, vor seinem ersten Versuch länger warten, weil zuvor eine Metallkugel im Netz gelandet war. Doch davon ließ sich Timo Port nicht verunsichern: „Ich habe mir bewusst etwas Ruhe genommen und versucht, zu entspannen.“ Mit sehr soliden 65,90 Metern war der VTZ-Athlet dann in den Wettkampf gestartet, es folgten 66,64 und schließlich der Wurf über die 67er Marke.

Etwas zittern musste der Schützling von VTZ-Trainer Jörg Zimmermann nach seiner Quali im Givat-Ram Stadion allerdings dennoch. Port warf in der ersten von zwei Gruppen, aus denen die insgesamt besten zwölf Athleten den Sprung ins Finale an diesem Mittwoch um 17.05 Uhr unserer Zeit schafften. Nur wer die hoch angesetzte direkte Quali-Weite von 71,50 übertraf, löste das Ticket sofort. Dies gelang nur drei Teilnehmern aus Ports Gruppe – am weitesten kam Goldfavorit Isoif Kesidis (Zypern) mit 76,58 Metern. Der Zweibrücker katapultierte sich mit seinem dritten Versuch auf Rang fünf. „Man hat natürlich immer ein bisschen ein ungutes Gefühl, bis es durch ist. Aber die zweite Gruppe war etwas schwächer und Timos Weite war schon richtig gut“, betont Zimmermann, dass die Gefahr, noch aus den Finalplätzen rauszurutschen, recht gering war. Und nur zwei Teilnehmer der zweiten Gruppe ließen den Hammer dann auch weiter fliegen als Port. Als insgesamt Siebter der Qualifikation sicherte der VTZ-Werfer als einer der jüngsten im Feld das Finalticket souverän. „Diese Nerven musst du als 16-Jähriger erstmal haben“, sagt Zimmermann. Zumal einige Topwerfer, etwa der Ungar Roland Imre (PB: 75,95) oder der Bulgare Valev Preslav (PB: 73,10), in der Quali scheiterten.

Port hingegen hat sich von Wurf zu Wurf gesteigert – „und der Turbo war noch nicht drin“, macht der Coach klar, dass da noch mehr geht. „In Timo steckt noch viel drin“, sagt Zimmermann, der sich aber wünschen würde, dass sein talentierter Sportler nicht immer erst im letzten Versuch richtig einen raushaut. „Es gibt wenige Athleten, die das so können. Die meisten schauen, dass die ersten zwei gut sitzen. Mir wäre es so herum auch lieber, das ist für die Nerven besser und nimmt einen nicht so mit“, erklärt der VTZ-Trainer, fügt jedoch an: „Aber solange es für ihn so funktioniert.“

Und darauf setzen Athlet und Trainer nach dem guten Auftakt auch im Finale von Jerusalem. „Timo ist sehr ehrgeizig, er ist nicht zu bremsen“, versteht Zimmermann, dass sich sein Schützling am Mittwochabend den Einzug in den Endkampf der besten Acht erträumt. „Aber ganz ehrlich, meine Erwartungen sind schon mehr als erfüllt. Das war ein toller Quali-Wettkampf, er hat drei gute Würfe gemacht, die mittig im Sektor waren. Alles, was jetzt noch kommt, ist Bonus“, sagte der 52-Jährige vor dem Finale, das er gebannt vor dem Livestream verfolgen wird. „Mein Wunsch ist, dass Timo das richtig genießen, dass er die Wettkampf-Atmosphäre einsaugen kann – und ein bisschen Blut leckt.“

Bis Timo Port am Dienstagmorgen allerdings in den Ring steigen und erste internationale Wettkampfluft schnuppern konnte, hatten er und das DLV-Team bereits eine abenteuerliche Anreise nach Israel hinter sich. Der Personalmangel an deutschen Flughäfen traf auch die Nachwuchsathleten, die planmäßig bereits am Freitag nach Jerusalem hätten fliegen sollen. Nachdem der Flug kurzfristig annulliert wurde, verbrachten die 80 Team-Mitglieder die Nacht auf Samstag in der Frankfurter Sportschule. Erst am Sonntagabend ging es für Port, der erstmals in einen Flieger stieg, schließlich in die Luft.

Doch auch das hat der 16-Jährige gut weggesteckt in der Vorbereitung auf seinen ersten internationalen Auftritt. „Da, wo ein normaler Mensch Nerven hat, ist es bei Timo glaub‘ ich leer“, sagt Jörg Zimmermann lachend und weiß, dass er selbst am Mittwochabend seine Nerven nur zu deutlich spüren wird, wenn sein Schützling in Jerusalem nochmal in den Ring treten wird.

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