Till Wöschler stellt Speer zur Seite

Zweibrücken · U20-Weltmeister und U23-Europameister stehen auf der Erfolgsbilanz von Speerwerfer Till Wöschler. Doch nach zahlreichen Verletzungen beendete der 25-Jährige im Sommer seine Karriere als Leichtathlet. Jetzt spielt er Handball beim SV 64 Zweibrücken – zusammen mit seinen beiden Brüdern Nils und Aris.

 So wird man Till Wöschler wohl nicht mehr sehen. Zahlreiche Verletzungen haben den 25-Jährigen gezwungen, die Karriere im Speerwurf zu beenden. Foto: Birkenstock/pma

So wird man Till Wöschler wohl nicht mehr sehen. Zahlreiche Verletzungen haben den 25-Jährigen gezwungen, die Karriere im Speerwurf zu beenden. Foto: Birkenstock/pma

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Ein Jahrzehnt hat Till Wöschler als Leistungssportler in Stadien Speere geworfen. Die letzten fünf Jahre immer wieder durch Verletzungen gestoppt. Nach einem Rippenbruch beim Training Ende Juni habe er sich entschieden, seine Laufbahn zu beenden, erzählte der 25-jährige Zweibrücker im Gespräch mit dem Pfälzischen Merkur. "Den Speer habe ich erst mal zur Seite gestellt." Doch dem Sport bleibt der Modellathlet erhalten. Till Wöschler spielt beim SV 64 Zweibrücken Handball (wir berichteten). "Im Hinterkopf habe ich es immer gehabt, einmal mit meinen Brüdern Handball zu spielen", gesteht Wöschler.

Die Leidenszeit des Till Wöschler begann bei seinem erfolgreichsten Wettkampf im Juli 2011 im tschechischen Ostrava. Mit dem ersten Wurf auf 84,38 Meter holte er sich die U23-Europameisterschaft. Doch im dritten Versuch zog er sich eine Ellenbogenverletzung zu. Dann folgten Jahre, in denen er sich immer wieder herankämpfte und durch Verletzungen am Ellenbogen oder den Adduktoren zurückgeworfen wurde. Im Juli entschied sich der Sportstudent, einen "letzten Versuch" zu starten. Im München ließ er sich im Ellenbogen ein Stück fremde Achillessehne implantieren. Ziel war es, nach der Operation die Norm für Olympia 2016 zu schaffen. Die Vorbereitung im Winter und Frühjahr lief auch gut an. Auch die ersten Würfe nach einem halben Jahr "haben sich gut angelassen. Die Weiten stimmten."

Doch im Mai zog er sich eine Adduktorenverletzung zu. Mit Spritzen überstand er auch Wettkämpfe. "Ich habe aber immer noch gehofft." Auch nach einer "schwachen" deutschen Meisterschaft. Wenngleich er wusste, dass die Qualifikation für Olympia angesichts des "überragenden" deutschen Speerwerferteams "ganz schwer" werden würde. Dann sei die untere Rippe bei einem Stemmschritt gebrachen. "Das war's."

"Ich möchte die Zeit nicht missen", sagt Wöschler im Rückblick. Ich habe viel erlebt, was ich sonst nicht erlebt hätte und habe meinen Horizont erweitert." Doch wer so lange Leistungssport betrieben habe, könne sich dann nicht einfach auf die Couch setzen. Und auf Dauer auch nicht auf die Zuschauerbank. Dort saß er in den vergangenen Jahren öfters bei den Heimspielen des SV 64 Zweibrücken , um seine Brüdern Aris und Nils anzufeuern.

"Ich bin in dem Verein verwurzelt", sagt Wöschler. Bis zur C-Jugend spielte er auch Handball . Und nach einer Pause noch einmal in der A-Jugend. Auch in dem Winter 2009/10 vor der U20-Weltmeisterschaft im Juli im kanadischen Moncton. Im Juli nahm er das Training bei den Handballern auf. "Das Zirkeltraining war okay. Aber beim Fünf-Kilometer-Lauf im Westpfalzstadion musste ich nach zwei Runden aufhören", meint Wöschler mit einem Schmunzeln.

Inzwischen hat er auch konditionell aufgeholt. "Körperlich habe ich keine Probleme. Aber handballerisch fehlt, noch was", meint, Wöschler selbstkritisch. In der zweiten Mannschaft spielt er regelmäßig. In der Ersten ist er auch schon zum Einsatz gekommen. Ziel sei es, dort dauerhaft zu spielen. "Das ist eine geile Mannschaft mit sympathischen Typen." Wöschler möchte sich mit seinen Erfahrungen als Leistungssportler einbringen.

Das Karriereende hat auch Auswirkungen. Im Februar scheidet Wöschler nach sechseinhalb Jahren als Sportsoldat aus. Seinen Lebensmittelpunkt hat er von Köln (Studien- und Wohnort) und Leverkusen (Trainingsort) wieder nach Zweibrücken verlegt. Derzeit schreibt er an seiner Bachelor-Arbeit mit dem Thema "Mentales Training". Dabei spielt auch Handball eine Rolle. Im Frühjahr möchte Wöschler das Studium abschließen. Ein konkretes Berufsziel hat er noch nicht. Etwas im Trainerbereich - "aber erstmal nicht hauptberuflich" - könne er sich durchaus vorstellen.

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