3. Handball-Liga Löwen glauben zu wenig an die eigene Stärke

Zweibrücken · Handball-Drittligist SV 64 Zweibrücken hat zum Saisonauftakt eine Niederlage hinnehmen müssen. Gegen die TSB Heilbronn-Horkheim unterlag der SV in der heimischen Westpfalzhalle mit 32:37. Am kommenden Samstag Auswärtsspiel beim alten Rivalen TSG Haßloch.

  Niklas Bayer (am Ball) war einer der wenigen Zweibrücker, die am Samstag gegen Horkheim keinen gebrauchten Tag erwischt hatten. Der Rückraumspieler, der sich nach langer Verletzung zurückgekämpft hat, erzielte fünf Tore.

Niklas Bayer (am Ball) war einer der wenigen Zweibrücker, die am Samstag gegen Horkheim keinen gebrauchten Tag erwischt hatten. Der Rückraumspieler, der sich nach langer Verletzung zurückgekämpft hat, erzielte fünf Tore.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Der raue Wind der 3. Handball-Liga hat dem SV 64 Zweibrücken gleich zum Auftakt mächtig ins Gesicht geblasen. „Was bleibt ist ein wenig Ernüchterung – und die Erkenntnis, dass wir auf dem Weg zur Drittliga-Reife noch eine Stufe erklimmen müssen. Wir sind enttäuscht“, sagte SV-Trainer Stefan Bullacher nach der 32:37 (13:19)-Heimniederlage am Samstag in der Westpfalzhalle gegen die TSB Heilbronn-Horkheim. „Der Sieg der Gäste war absolut verdient, er hätte sogar noch höher ausfallen können. Unsere Abwehr – inklusive Torhüter – hatte nicht ihren besten Tag. 19 Gegentore in einer Halbzeit – das sieht man hier nicht alle Tage“, ergänzte der Übungsleiter.

Dabei hatte die Partie gegen die Baden-Württemberger für die Löwen gar nicht so schlecht begonnen. Torhüter Marko Ivankovic entschärfte den ersten Angriff der Gäste mit einer Fußabwehr, im Gegenzug erzielte Linkshänder Tom Ihl die Führung für die Zweibrücker.

Danach verlief die Partie zunächst auf Augenhöhe. Als sich der wegen einer Meniskusoperation lange fehlende SV-Rückraumspieler Niklas Bayer in der zwölften Minute auf halbrechts durchtankte und den Ball in den linken Torgiebel hämmerte, war beim Stand von 7:7 noch alles in der Reihe. Der fünffache Torschütze Bayer war allerdings einer der wenigen Löwen, die keinen gebrauchten Tag erwischt hatten. Er sorgte immer wieder für Druck von der rechten Angriffsseite und nutze dabei geschickt die Räume, die durch die Sonderbewachung der Gäste gegen Zweibrückens Spielmacher Tim Götz entstanden. Der 23-Jährige war in der letzten – in Form eines Ligapokals ausgetragenen – Drittligarunde Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Löwen.

„Tim Götz ist ein außergewöhnlich guter Spieler. Das habe ich auf den Videos gesehen. Und das ist in der Liga ja auch kein großes Geheimnis“, erläuterte TSB-Trainer Michael Schweikardt, der früher selbst in der ersten Bundesliga auflief, seine taktische Maßnahme.

Und diese trug mit einer leichten Verzögerung Früchte. „Zu Beginn haben wir noch gut um die Manndeckung herumgespielt. Aber je länger die erste Halbzeit gedauert hat, desto undisziplinierter sind wir geworden. Auch was die Wurfauswahl angeht“, analysierte Bullacher.

Seine Mannschaft schien ab Mitte der ersten Halbzeit gehemmt, ließ ihr sonst so flüssiges Kombinationsspiel vermissen. Noch gravierender waren aber die großen Defizite in der Abwehr. Normalerweise das Prunkstück der Zweibrücker Löwen, präsentierte sich die 3:2:1-Deckung pomadig und gab den Horkheimer Angriffsspielern viele Räume. Hinter der löchrigen Abwehr agierten auch die beiden Torhüter Ivankovic und Alex Dörr glücklos. Sie bekamen zunächst kaum einmal eine Hand an den Ball. In Durchgang eins konnte das Duo lediglich vier der 23 Würfe des Gegners entschärfen. So setzten sich die Gäste ab der 12. Spielminute kontinuierlich ab und gingen mit einem beruhigenden Sechs-Tore-Vorsprung (13:19) in die Kabine. Das letzte Tor der Horkheimer vor dem Seitenwechsel war dann auch ein Spiegelbild des fahrigen SV-Auftrittes in der ersten Hälfte. Tom Grieser erzielte fünf Sekunden vor der Pause den Treffer zum 13:18. Doch statt den letzten Angriff der Gäste beherzt zu verteidigen, blieben die 64er im Mittelfeld stehen – und der durchgestartete Kreisläufer Rico Reichert konnte mit der Halbzeit-Sirene den alten Abstand wieder herstellen.

Der zweite Durchgang begann dann wie der erste endete. Horkheim war überlegen, die 64er wirkten nicht ganz so emotional wie man es von ihnen gewohnt ist. In der 40. Minute führten die Gäste mit acht Toren (17:25). „Danach hat Horkheim das Ergebnis verwaltet. Das haben sie klug gemacht“, musste Bullacher anerkennen.

Ein klein wenig Hoffnung keimte bei den SV-Fans unter den 350 erlaubten Zuschauern in der Westpfalzhalle auf, als Tim Götz den Rückstand fünf Minuten vor dem Ende nach einer starken Einzelaktion auf vier Tore reduzierte (28:32). Davor hatte Neuzugang Philipp Kockler, der sich lange schwer tat, in zehn Minuten fünf Treffer erzielt, während Torwart Alexander Dörr mehrere Chancen der Gäste zunichte gemacht hatte. Dörr stand in der letzten Viertelstunde durchgehend auf der Platte, weil Ivankovic die Rote Karte gesehen hatte. Horkheims Rechtsaußen Florian Uhl war in den Strafraum gesprungen, während Ivankovic weit aus seinem Tor gekommen und dabei mit dem Gegner zusammengeprallt war.

Das Zwischenhoch der Zweibrücker bedeutete am Ende aber nur Ergebniskosmetik. Horkheim verteidigte die Führung im Stile einer Spitzenmannschaft und gewann am Ende souverän.

Bullacher wollte nicht zu hart mit seiner Mannschaft ins Gericht gehen, zu der er nach der Schluss-Sirene im Spielerkreis noch einige Worte gerichtet hatte. „Die Jungs haben auf jeden Fall den ehrlichen Willen gehabt, eine gute Leistung zu zeigen. Doch man muss auch den Glauben an die eigene Stärke haben. Der hat mir heute gefehlt. Wenn du nicht den Glauben an dich selbst hast, kannst du auch keine Berge versetzen. Aber genau das müssen wir in der 3. Liga jede Woche, um erfolgreich zu sein“, so der Trainer. Denn Bullachers Ziel ist klar: „Wir wollen in dieser dritten Liga drin bleiben“. Das möchten die Löwen am Samstag unter Beweis stellen, wenn sie bei der TSG Haßloch antreten, die ihr erstes Spiel ebenfalls deutlich mit 22:28 bei der HG Saarlouis verloren haben.

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