SV 64 Zweibrücken im DHB-Pokal Eine Halbzeit zum Augenreiben

Zweibrücken · Angefeuert von 350 Anhängern lieferten sich der Handball-Drittligist SV 64 Zweibrücken und der Bundesligist TuS Nettelstedt-Lübbecke einen tollen Fight in der ersten Runde des DHB-Pokals. Nach langer Führung in den ersten 30 Minuten gratulierte der Gastgeber dem Favoriten am Ende zum verdienten 30:23-Erfolg.

 Kevin Knieps hat am Samstag ein starkes Pflichtspieldebüt für den SV 64 Zweibrücken abgeliefert.

Kevin Knieps hat am Samstag ein starkes Pflichtspieldebüt für den SV 64 Zweibrücken abgeliefert.

Foto: Martin Wittenmeier

Endlich wieder Handball in der Westpfalzhalle, endlich wieder Fans auf den Rängen. Und wenn es auch „nur“ die zugelassenen 350 Anhänger waren, so zeigten diese am Samstag doch, wie sie ihre Mannschaft mit ohrenbetäubend lauten Anfeuerungen nach vorne peitschen können. Die Erstrundenbegegnung des SV 64 Zweibrücken im DHB-Pokal gegen den Handball-Bundesligisten TuS Nettelstedt-Lübbecke machte Lust auf mehr. Zumal die 64er einen beherzten Auftritt zeigten und dem hohen Favoriten lange Zeit Paroli boten. Treffender als Gästetrainer Emir Kurtagic hätte man das Spielgeschehen nicht zusammenfassen können. Beim anschließenden Pressegespräch zollte dieser den Hausherren großen Respekt für deren Leistung: „Die Heimmannschaft hat heute auf jeden Fall mehr Herzen erobert, aber für uns ging es darum, die nächste Runde zu erreichen. Das haben wir geschafft“. Doch lange Zeit sah es nicht nach einem klaren Favoritensieg aus, denn die Gäste aus Ostwestfalen liefen im ersten Durchgang ständig einem Rückstand hinterher und konnten erst vier Minuten vor dem Seitenwechsel erstmals die Führung übernehmen. In der zweiten Halbzeit hatte Nettelstedt die Partie allerdings souverän unter Kontrolle und der Sieg geriet nicht mehr in Gefahr. Bei den Zweibrücker Löwen verdienten sich die Neuzugänge Philipp Kockler (Sieben Tore) und Kevin Knieps (6), sowie Torhüter Marko Ivankovic Bestnoten.

In den ersten 20 Minuten rieben sich die Fans in der Westpfalzhalle verwundert die Augen. Die Mannschaft von Trainer Stefan Bullacher lieferte dem Team aus der Bundesliga nicht nur ein Spiel auf Augenhöhe, sondern setzte sich nach ausgeglichenem Beginn (5:5/9.) unerwartet Tor um Tor ab. Nach einer Viertelstunde führten die Hausherren mit 9:5 und Emir Kurtagic auf Nettelstedter Seite musste eine Auszeit beantragen, um sein Team aufzuwecken. Bis dahin konnten sich die 64er auf ihren Torhüter Marko Ivankovic verlassen, der mit starken Paraden zum großen Rückhalt wurde. Im Angriff überzeugten vor allem die beiden Neuzugänge Philipp Kockler und Kevin Knieps, die acht der neun SV-Treffer erzielten. „Ich bin mit den beiden top zufrieden. Ich denke da hatten wir bei der Verpflichtung nicht so schlechte Ideen und haben auf die richtigen Spieler gesetzt. Vor allem wenn man bedenkt, dass beide aus der Oberliga kommen“, lobt der SV-Coach. „ Sie haben Qualität und verhelfen uns auf dem Spielfeld zu einer anderen körperlichen Präsenz.“

Ab der 17. Spielminute begann dann die Aufholjagd der Gäste. Die TuS-Flügelspieler Tom Skroblien und Peter Strosack wurden nun immer wieder mustergültig in Szene gesetzt und verwandelten ihre Chancen fast makellos. Zwar hatten auch die Zweibrücker weiterhin immer wieder hervorragend rausgespielte Einwurfmöglichkeiten, scheiterten aber immer häufiger am eingewechselten TuS-Keeper Harvard Asheim. Obwohl die Löwen weiterhin überzeugten, schmolz der Vorsprung. Tom Skroblien erzielte in der 26. Minute beim 12:11 die erste Führung für den dreimaligen Europokalsieger. Niklas Bayer traf dann zwei Minuten später seinen Gegenspieler unglücklich im Gesicht. Das Schiedsrichtergespann Bona/Frank schickte den Linkshänder des SV 64 regelkonform mit Rot vom Feld. Dies sollte später für einen Bruch im Spiel der 64er sorgen. Beim Stand von 12:15 wurden die Seiten gewechselt. „Die Zweibrücker Jungs haben heute richtig gut gespielt. Gerade der Start hat ihnen auch sehr viel Energie gegeben. Da haben sie vielleicht ein, zwei Situation gehabt, die normalerweise wahrscheinlich nicht so gut gelingen“, lobte Kurgatic das Spiel des Drittligisten und meinte wohl auch das Tolle Kempa-Tor von Kapitän Philipp Hammann nach Anspiel von Benni Zellmer.

 Nach dem DHB-Pokalspiel gegen den Bundesligisten TuS Nettelstedt-Lübbecke wurden die Zweibrücker von ihren Fans mit Applaus verabschiedet.

Nach dem DHB-Pokalspiel gegen den Bundesligisten TuS Nettelstedt-Lübbecke wurden die Zweibrücker von ihren Fans mit Applaus verabschiedet.

Foto: maw/Martin Wittenmeier
 SV-Trainer Stefan Bullacher (re.) und Nettelstedts Coach Emir Kustagic.

SV-Trainer Stefan Bullacher (re.) und Nettelstedts Coach Emir Kustagic.

Foto: Martin Wittenmeier

In Halbzeit zwei ließ der Bundesligist nichts mehr anbrennen. Die Drei-Tore-Führung wurde zur 43.Minuten (16:22) kontinuierlich ausgebaut. Die 64er scheiterten immer wieder an Harvard Asheim und der Favorit zog das Spieltempo an. Doch trotz des Rückstandes und schwindender Kräfte ließen die SV-Jungs auch in der zweiten Hälfte der Partie nicht locker und versuchten weiterhin positive Akzente zu setzen. Am Ende setzte sich der TuS Nettelstedt-Lübbecke ungefährdet und verdient mit 30:23 durch. „Mit dem Spiel bin ich natürlich glücklich. Wenn ein Drittligist gegen einen Erstligisten spielt, dann darf man hoffen, dass man, wenn es super läuft, unter einer Zehn-Tore-Differenz.“ Das ist dem SV 64 gelungen. „Es war ein tolles Spiel für die Zuschauer. Jetzt kann die Saison beginnen“, freut sich Bullacher schon auf das erste Rundenspiel, wenn sein Team am Samstag, 18 Uhr, den TSB Heilbronn-Horkheim erwartet.

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