3. Handball-Liga Ivankovics Geistesblitz rettet das Remis

Gensungen/Zweibrücken · Handball-Drittligist SV 64 Zweibrücken sah im Auswärtsspiel bei der ESG Gensungen-Felsberg kurz vor Schluss wie der sichere Verlierer aus. Die Nervenstärke von Tim Schaller und Schlussmann Marko Ivankovic sicherte den Löwen dann aber doch noch ein Remis.

 Torwart Marko Ivankovic vom SV 64 Zweibrücken war nicht nur hinten ein sicherer Rückhalt seiner Mannschaft. Er erzielte auch den entscheidenden Treffer, der den Löwen im Auswärtsspiel bei der ESG Gensungen-Felsberg ein Unentschieden bescherte. 
  Foto: Wittenmeier

Torwart Marko Ivankovic vom SV 64 Zweibrücken war nicht nur hinten ein sicherer Rückhalt seiner Mannschaft. Er erzielte auch den entscheidenden Treffer, der den Löwen im Auswärtsspiel bei der ESG Gensungen-Felsberg ein Unentschieden bescherte. Foto: Wittenmeier

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Das war nichts für schwache Nerven! Rund vier Minuten vor der Schluss-Sirene lagen die Drittliga-Handballer vom SV 64 Zweibrücken am Samstag in ihrem Auswärtsspiel bei der ESG Gensungen-Felsberg mit drei Toren zurück. Ein Kraftakt in den Schlussminuten und ein überragender Torwart Marko Ivankovic retteten den Löwen aber noch ein 24:24 (13:11)-Unentschieden. Ivankovic war es nämlich, der den Hausherren nicht nur mit zahlreichen Paraden den letzten Nerv raubte. Er erzielte den letzten Treffer des Abends auch höchstpersönlich. Gensungen-Felsberg hatte beim Stand von 24:23 die Torhüterposition aufgelöst, um den Angriff mit einem Mann mehr auf dem Feld durchführen zu können. Denn ein Zwei-Tore-Rückstand 90 Sekunden vor Schluss – er hätte den Zweibrückern vermutlich das Genick gebrochen. Doch der Wurfversuch der Nordhessen  wurde geblockt. Ivankovic schnappte sich das Leder geistesgegenwärtig aus der Luft – und warf es quer durch die Gensunger Kreissporthalle ins gegnerische Tor.

Weil die Gastgeber auch ihren folgenden Angriff schlampig ausspielten, hätten die 64er sogar in Führung gehen können. Doch SV-Rückraumschütze Philipp Kockler wurde bei seinem Wurfversuch hart angegangen (Bullacher: „Ein klares Foul“). Und der Ball landete in den Armen des Gensunger Torwarts. 20 Sekunden vor dem Ende hatte die ESG somit ihrerseits noch einmal die Chance, die Partie auf der Zielgeraden für sich zu entscheiden. Gensungens Trainer Arnd Kauffeld stimmte sein Team bei seiner letzten Auszeit auf den finalen Angriff ein. ESG-Spieler Heinrich Wachs schraubte sich nach Wiederanpfiff in die Luft und nahm den letzten Wurf – und ob dann die Fingerspitzen von Tom Grieser oder Benjamin Zellmer den Ausschlag dafür gaben, dass der Ball links neben das Tor flog, war den Zweibrückern egal. Denn direkt danach war Schluss und die Löwen blieben auch in ihrer zweiten Partie im Pokalwettbewerb der dritten Liga ungeschlagen. Das erste Spiel hatten die 64er beim TV Kirchzell mit 31:26 für sich entschieden. Kurios: Für die ESG Gensungen-Felsberg war es bereits das dritte Remis im dritten Spiel.  

„Mit dem Ergebnis können wir auf jeden Fall gut leben. Wir haben uns toll zurück gekämpft und uns trotz aller Nackenschläge nie aufgegeben“, sagte SV-Trainer Stefan Bullacher. Er meinte aber auch: „Wir müssen selbstkritisch mit unserer Leistung umgehen. Heute sind zu viele Spieler unter ihren Möglichkeiten geblieben. Die Jungs trainieren unter der Woche sehr gut und ich wünsche allen, dass sie sich für ihren Fleiß beim Spiel auch belohnen.“

Denn das Duell der beiden Aufsteiger war zwar ungemein spannend, vor dem Seitenwechsel aber auch auf überschaubarem Niveau. Sieben Zeitstrafen im ersten Durchgang störten zudem den Spielfluss. „Die erste Halbzeit war schwere Kost. Ich denke, beide Mannschaften können besser Handballspielen, wenn man sie lässt. Viele Szenen waren unklar. Es wurde viel geredet, erklärt und nachgefragt. Da ist einiges an Qualität auf der Strecke geblieben. Darüber war sicherlich niemand glücklich“, meinte Bullacher.

Dabei hatte die Partie am Samstagabend richtig gut für seine Mannschaft begonnen. Sebastian Meister erzielte vom Kreis den ersten Treffer der Partie. Wenige Minuten später ließ Torwart Alex Dörr den Ball nach einer Parade durch die Halle fliegen – und SV-Kapitän Philipp Hammann vollstreckte zum 5:3 aus Sicht der Löwen (9.). Sogar ein wenig Stimmung herrschte in der Gensunger Kreissporthalle. Die Helfer und Vereinsoffiziellen der ESG trommelten ihr Team konsequent nach vorne. Ob das der Grund dafür war, dass der Offensivmotor der Zweibrücker zunehmend zu stottern begann? Die 64er leisteten sich jedenfalls technische Fehler und fanden nur wenige Lösungen gegen die 6:0-Abwehr der Gastgeber. Und mit der taktischen Umstellung von Gensungens Trainer Arnd Kauffeld, der in den letzten zehn Minuten vor der Pause konsequent den Torwart vom Feld nahm, um einen zusätzlichen Feldspieler auf die Platte zu bringen, kamen die Gäste nur schwer zurecht. Zeitstrafen gegen die Zweibrücker Tom Ihl und Benni Zellmer taten ihr Übriges dazu, dass die Nordhessen zur Pause mit 13:11 vorne lagen.

Und auch danach war zunächst keine Besserung für die Löwen in Sicht. Der zweite Durchgang begann so wie der erste endete. Die ESG baute ihre Führung bis zur 35.Minuten sogar auf fünf Tore (17:12) aus. SV-Trainer Stefan Bullacher reagierte und baute sein Team personell um. Benni Zellmer und Tom Grieser wurden im Angriff geschont, um volle Konzentration auf die Defensive legen zu können. Marko Ivankovic ersetzte Alex Dörr im Tor. Und die Umstellungen trugen direkt Früchte. Die Zweibrücker starteten eine fulminante Aufholjagd. Angeführt vom überragenden Tim Götz (6 Tore) gelang den 64ern ein 8:3-Lauf. Zehn Minuten vor dem Ende traf Benni Zellmer per Siebenmeter zum 20:20 (50.). Doch dann schlug das Pendel wieder zu Gunsten des ehemaligen Zweitligisten Gensungen aus. Erneut brachte ESG-Trainer Kauffeld einen zusätzlichen Angreifer für den Schlussmann – und die ESG zog wieder auf 23:20 (54.) davon. Tim Schaller verkürzte den Abstand zwar durch einen feinen Drehwurf. Doch als Gensungens  Jan Hendrik Otto den alten Abstand wieder herstellte, schien die Partie vier Minuten vor dem Ende so gut wie entschieden.

Doch die Gastgeber hatten die Rechnung ohne Tim Schaller gemacht. Zweibrückens Marc Robin Eisel, der bis dahin einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte, täuschte  an, von halblinks Richtung Mitte zu ziehen, hob den Ball dann aber vor das Tor. Schaller lief von linksaußen ein und verkürzte per Kempa auf 22:24 (57.). „Da braucht man richtig gute Nerven, um in dieser entscheidenden Situation so einen Spielzug durchzuziehen“, lobte Bullacher.

Der folgende Gensunger Angriff verpuffte. Wieder war es Schaller, der am schnellsten reagierte. Er schnappte sich den Ball in der eigenen Hälfte auf Höhe der Torecke und schickte mit einem weiten Pass Benjamin Zellmer auf die Reise, der den direkten Anschluss herstellte (58.). Als Torwart Ivankovic 38 Sekunden später den zu langsamen Torwartwechsel der Gensunger bestrafte, schrie die Zweibrücker Bank ihre Freude über den Ausgleich kollektiv in Kreissporthalle. Kurz darauf war Schluss – und die Löwen waren auch in ihrer zweiten Ligapokal-Partie ungeschlagen geblieben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort