Handball-Drittligist SV 64 Zweibrücken Zuerst die HSG Rodgau – dann der THW Kiel?

Zweibrücken · Handball-Drittligist SV 64 Zweibrücken hat sein Heimspiel an Christi Himmelfahrt gegen den TV Gelnhausen mit 35:26 für sich entschieden. Ein Sieg in den verbleibenden beiden Partien würde den Löwen auf jeden Fall reichen, um in den DHB-Pokal einzuziehen. Am Samstag geht es nun aber zum ungeschlagenen Tabellenführer HSG Rodgau Nieder-Roden.

 Tim Götz (am Ball) war mit acht Treffern gegen den TV Gelnhausen wieder einemal treffsicherster Zweibrücker Schütze.

Tim Götz (am Ball) war mit acht Treffern gegen den TV Gelnhausen wieder einemal treffsicherster Zweibrücker Schütze.

Foto: maw/Martn Wittenmeier

„Wir würden auch dann gewinnen wollen, wenn wir gegen den THW Kiel spielen“, schwärmte Stefan Bullacher nach dem bärenstarken Auftritt seiner Mannschaft. „Ob das realistisch ist, ist natürlich eine ganz andere Sache“, schob der Trainer des Handball-Drittligisten SV 64 Zweibrücken zwar schelmisch grinsend hinterher. Und dennoch: Ein gesundes Selbstbewusstsein konnten sich Bullacher und seine Löwen am Donnerstagabend leisten. Mit 35:26 (17:12) hatten die Zweibrücker im Nachholspiel an Christi Himmelfahrt den TV Gelnhausen aus der Westpfalzhalle gefegt – und damit ein dickes Ausrufezeichen im Kampf um die beiden ersten Plätze der Staffel Mitte im Ligapokal der 3. Handball-Bundesliga gesetzt. Jene beiden Plätze, die zur Teilnahme am Deutschen Handballpokal berechtigen. Und nach dem dritten Sieg (ein Remis) im vierten von sechs Spielen stehen die Chancen der 64er immer besser, dass dieser Traum Realität wird.

 Durch den Heimsieg liegen die 64er mit 7:1 Punkten nun gleichauf mit Tabellenführer HSG Rodgau Nieder-Roden. Alle anderen Mannschaften in der Liga haben schon mindestens vier Verlustpunkte auf dem Konto. Kurios: Der Vorletzte HG Saarlouis (2:4 Punkte) ist die einzige Mannschaft, die nach Punkten noch an den Löwen vorbeiziehen könnte. Dafür müssten die Saarländer aber ihre verbleibenden drei Spiele allesamt gewinnen. Auch das am letzten Spieltag (22. Mai) in der Zweibrücker Westpfalzhalle gegen den SV 64.

Beim Nachholspiel der Zweibrücker gegen den TV Gelnhausen war nicht nur der Anwurftermin am Donnerstagmittag um 17 Uhr ungewöhnlich. Denn mit der Philosophie, größtenteils auf Spieler aus der eigenen Talentschmiede zu bauen, setzen sich beide Vereine von der überwiegenden Mehrheit der 3.Liga ab. Außerdem verbindet beide Mannschaften der Wille zum Tempohandball. Gute Voraussetzungen für ein kurzweiliges Handballspiel. Und das war es auch. Sowohl die Hausherren, als auch ihre Gäste aus Hessen, die verletzungsbedingt auf ihren starken Kreisläufer Björn Pape verzichten mussten, sorgten für eine attraktive und unterhaltsame Begegnung.

Von Beginn an schenkten sich beide Teams nichts und kämpften um jeden Zentimeter in der Zweibrücker Westpfalzhalle. Dass nach einer Viertelstunde schon fünf Zeitstrafen ausgesprochen wurden und sowohl der Zweibrücker Benni Zellmer, als auch der Gelnhäuser Torben Fehl mit kleinen Platzwunden behandelt werden mussten, lag keinesfalls an einer unfairen oder rüden Gangart. Das Spiel war schlicht geprägt von einer hohen Intensität. Die Anfangsphase gehörte allerdings klar den 64ern. Tim Götz und Philipp Kockler harmonierten im Angriff und erzielten bis zur 15. Minute acht von zwölf Treffern der Löwen. Die Abwehr um Tom Grieser und Benni Zellmer stand sicher und ließ den gefährlichen Rückraumspielern des TVG kaum Räume. Beim Spielstand von 12:6 (17.) zog Gästetrainer Matthias Geiger die Reißleine und beantragte eine Auszeit, um den Abwärtstrend seines Teams zu stoppen.

Auf Zweibrücker Seite musste Torhüter Marko Ivankovic verletzt das Gehäuse räumen und wurde fortan von Alexander Dörr vertreten, der sich nahtlos an die gute Leistungen seiner Vorderleute anpasste. Durch Tore von Nils Bergau und einem Doppelpack von Paul Hüttmann (12:9/20.) tastete sich Gelnhausen kurzfristig wieder heran. Doch bis zum Seitenwechsel war der Abstand beim 17:12 wieder auf fünf Treffer angewachsen.

Zurück aus der Kabine ließen die Gastgeber nichts mehr anbrennen. Dörr startete die zweite Hälfte gleich mit zwei Paraden und das Team rund um Spielmacher Tim Götz baute seine Führung mit einem 5:1-Lauf in den ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte weiter aus (22:13, 40. Minute). Auch als TVG-Trainer Matthias Geiger vom taktischen Mittel des siebten Feldspielers Gebrauch machte, ließen sich die Zweibrücker nicht verunsichern. Nach 43 Minuten traf Tom Grieser zur ersten Zehn-Tore-Führung – damit schien die Vorentscheidung in dieser Begegnung gefallen zu sein. Die letzte Viertelstunde verlief ausgeglichen. Dennoch ging der Sieg beim 35:26 klar den den SV 64.

Für Trainer Bullacher war das Ergebnis letztendlich etwas zu hoch ausgefallen: „Was wir am letzten Wochenende gegen Bieberau am Schluss in der Differenz zu wenig hatten, haben wir heute zu viel. Gelnhausen war ein guter Gegner und wurde am Ende unter Wert geschlagen“. TVG-Coach Matthias Geiger zeigte sich als fairer Verlierer: „Kompliment an Zweibrücken. Sie haben heute alles rausgeholt und jeden Fehler von uns konsequent bestraft“.

Nach dem Spiel haben die 64er nur einen Tag Pause, bevor sie am Samstag zum Tabellenführer nach Nieder-Roden fahren. Die sogenannten „Baggerseepiraten“ sind aktuell in der Staffel Mitte das Maß aller Dinge. Ebenso wie die Rosenstädter mussten sie bisher nur einen Punkt beim Unentschieden gegen die ESG Gensungen/ Feldberg abgeben. „Eine absolute Spitzenmannschaft. Die schießen gerade alles aus der Halle“, sagte Bullacher am Donnerstag anerkennend. Zuletzt setzten die Hessen zwei deutliche Ausrufezeichen. Auswärts beim TV Kirchzell gewannen sie mit zehn Toren Unterschied (33:23). Dem ehemaligen Zweitligisten HG Saarlouis verpasste die HSG gar eine 35:20-Abreibung. „Nieder-Roden steht zu Recht an der Spitze. Auch in den vergangenen Jahren haben sie in der 3. Liga sehr gute Platzierungen erreicht. Das ist sicherlich eine starke Mannschaft“, blickt SV 64-Spielmacher Tim Götz mit Respekt aufs Wochenende.

Die Partie gegen die Südhessen könnte auch schon die Entscheidende über die Belegung der vorderen beiden Plätze und somit den Einzug in den DHB-Pokal sein. „Da wir aktuell noch ungeschlagen sind, ist unsere Ausgangslage natürlich gut. Wir müssen aber in den verbleibenden Spielen weiter gute Leistungen abrufen, um eine Chance auf die ersten beiden Plätze zu haben“, sagt Götz und fügt bescheiden an: „In der Mannschaft ist das momentan aber noch kein großes Thema. Wir versuchen natürlich jedes Spiel zu gewinnen, haben uns damit aber noch nicht beschäftigt.“

Und dennoch: Die Löwen trennt nur noch ein Sieg vom Einzug in den DHB-Pokal. Und dort winkt das Los gegen einen ganz großen Gegner. So einer wie der THW Kiel zum Beispiel. Das würde sicher nicht nur Trainer Bullacher blendend gefallen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort