SV 64 Zweibrücken „Wir werden nächste Saison stärker sein“

Zweibrücken · Stefan Bullacher, Trainer der Handballer vom SV 64 Zweibrücken, blickt im Gespräch mit dem Merkur auf die abgelaufene Runde zurück, erzählt von Kollateralschäden auf dem Stadtfest und erklärt, warum es so wichtig ist, dass fast sein kompletter Kader bereits beim SV 64 ausgebildet wurde.

 Tim Schaller hat sich in der abgelaufenen Runde in seiner neuen Rolle als Spielmacher gut zurechtgefunden.

Tim Schaller hat sich in der abgelaufenen Runde in seiner neuen Rolle als Spielmacher gut zurechtgefunden.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Bei der Frage, welche Schulnote Stefan Bullacher der abgelaufenen Oberligasaison der Handballer vom SV 64 Zweibrücken geben würde, gerät der Trainer der 64er kurz ins Stocken. Und kommt dann zu dem Fazit: „Wir hatten neun Abgänge, keinen echten Neuzugang. Es war ein Umbruch, eigentlich sogar ein Neuanfang. Wenn man das im Hinterkopf behält – dann war die Saison grandios“, sagt der Übungsleiter, dessen Mannschaft die Runde einen Punkt hinter Vizemeister Illtal auf Rang drei abgeschlossen hat.

Als Bullacher zur abgelaufenen Saison nach zwei Jahren Abstinenz erneut beim SV 64 anheuerte, habe noch kein Spieler fest unter Vertrag gestanden. Im Verein habe Unsicherheit geherrscht, wo man angesichts des personellen Aderlasses eigentlich stünde. Auf die Frage der SV-Verantwortlichen vor der Runde, auf welchen Positionen Neuzugänge am dringendsten erforderlich seien, habe Bullacher die Gegenfrage gestellt: „Um was zu erreichen?“ Angesichts der starken Reserve und Jugend habe er letztendlich keinen einzigen Neuzugang benötigt.

Der Trainer entwickelte lieber das vorhandene Spielermaterial weiter – und das erfolgreich. „Tim Schaller, Philipp Hamann, Niklas Bayer und Christopher Huber – das sind Spieler, die in der vorletzten Saison in der ersten Mannschaft kaum eine Rolle gespielt haben. Diese Saison waren sie immens wichtige Säulen“ zählt Bullacher auf. Der gelernte Linksaußen Schaller wurde unter Bullacher aufgrund seiner Spielintelligenz zum Spielmacher umfunktioniert. Ein Rollenwechsel, der auf Anhieb Früchte trug. Schaller glänzte nicht nur als Ballverteiler, sondern war auch regelmäßig einer der treffsichersten SV-Torschützen. Huber sei schon immer eines der größten Talente in der Westpfalz gewesen, habe aber beim SV zunächst Probleme mit der höheren Spielklasse gehabt. „Er ist, bis er 17 war, in Thaleischweiler in einer der untersten Spielklassen aufgelaufen. Da musste er sich nicht anstrengen, er war nie gefordert, er war sowieso immer der beste Spieler auf dem Feld. Den Reifeprozess, den andere Spieler in jüngeren Jahren hinter sich haben, hat er bis dahin nicht durchlaufen, deshalb hatte er hier Probleme“, erklärt Bullacher. Erst nach einem „intensiven Gespräch“ bei sich zu Hause habe Huber eingesehen, dass er für die Herausforderung Oberliga hart arbeiten müsse.

Seine Mannschaft habe zu Beginn der Runde sieben oder acht Spieltage gebraucht, um richtig in die Saison reinzufinden, blickt der Trainer zurück. „In der Phase hat man gesehen: die Spieler können es eigentlich, aber bringen es noch nicht richtig auf den Platz“, erzählt Bullacher. Doch nach einem eher durchwachsenen Saisonstart mit vier Siegen aus den ersten acht Partien kamen die Löwen immer besser ins Rollen. Gegen den souveränen Oberligameister TV Hochdorf (23:24) und den heimstarken Vizememeister Illtal (29:30) kassierten die Zweibrücker zwar hauchdünne Auswärtsniederlagen, aber davon abgesehen eilten die 64er bis Ende März von Sieg zu Sieg. Erst im Saisonendspurt begann der Motor der Zweibrücker ein wenig zu Stottern. Von den letzten sechs Saisonspielen gewann der SV 64 nur noch drei. Das sei insbesondere der dünnen Personaldecke geschuldet gewesen. Die Ausfälle von Kian Schwarzer und Sebastian Meister (beide Schulterverletzungen) habe die Mannschaft nur schwer kompensieren können. Die Entscheidung von Familienvater Thomas Zellmer – einem der wenigen Linkshänder im Team – vom Handball kürzer zu treten, sei erschwerend hinzugekommen. „Normalerweise schöpft man in so einer Situation aus der Jugend. Aber unsere A-Junioren haben bis zum letzten Spieltag um die Bundesliga-Quali gekämpft – und die meisten waren auch in die zweite Mannschaft eingebunden. Wir konnten die Jungs ja nicht drei Mal an einem Wochenende spielen lassen.“

Allein an der Personalsituation festmachen mag der Trainer die Schwächephase aber nicht. „Im Angriff haben wir noch Entwicklungspotential. Aus dem Positionsspiel agieren wir richtig gut, aber unser Tempospiel nach vorne ist noch fehlerhaft. Die dritte Welle, einfache Gegenstoßtore – da können wir uns noch verbessern.“ Auch die Quote der Torhüter sei mit weniger als 30 Prozent gehaltener Bälle nicht optimal gewesen. Auch deshalb habe der Verein Marko Ivankovic vom bosnischen Erstligisten RK Vogosca Poljne verpflichtet, der künftig mit Benni Berz das Torwartgespann bildet. Auf den Linkshänder-Positionen sei die Mannschaft zwar grundsätzlich gut besetzt, besitze aber zu wenig Backups. Mit den Neuzugängen Tobias Alt und Tom Ihl (beide HF Illtal) habe man auf diese Baustelle reagiert. Königstransfer ist aber Marc-Robin Eisel, der den SV 64 Anfang 2018 zum Drittligisten TuS Dansenberg verlassen hatte. Der ehemalige Junioren-Nationalspieler ist ab der kommenden Runde wieder ein Löwe. Er sei der „Unterschiedsspieler“ (Bullacher), der der Mannschaft noch gefehlt habe. Damit sind die Kaderplanungen der 64er bereits frühzeitig abgeschlossen. „Ohne gegenüber unseren Abgängen (Lukas Majbek, Julien Santirini) respektlos sein zu wollen, aber wir werden stärker sein als in dieser Saison“, sagt der SV-Trainer.

Am 8. Juli steigt die Mannschaft wieder ins Training ein. Ein paar freie Tage gibt es rund ums Zweibrücker Stadtfest, um „Kollateralschäden zu vermeiden“, wie Bullacher schmunzelnd erklärt. Ein konkretes Saisonziel sei gegenwärtig nicht ausgegeben, „aber wir gehen nicht in die Runde und sagen: wir sind mit Platz fünf zufrieden“.

Stolz ist er darauf, dass in der kommenden Runde abgesehen von zwei Spielern der komplette Kader in der Jugend des SV 64 ausgebildet wurde. Das sei zum einen im Hinblick auf die Identifikation mit dem Verein und der Stadt vorteilhaft. Zum anderen, weil „seine“ ehemaligen Jugendspieler mit seinem Handballsystem bereits vertraut seien. Auch deshalb trainiert Bullacher seit einigen Wochen wieder die C-Jugend.

Zudem freut sich der Trainer auf die Stadtduelle mit der VTZ Saarpfalz, die nach einem Jahr in der 3. Liga wieder in der Oberliga an den Start geht. „1000 Zuschauer in der Westpfalzhalle. Egal, ob es um den Titel geht, oder nicht. Sowas gibt es in der Region höchstens noch bei der HG Saarlouis“, schwärmt er.

 SV64-Trainer Stefan Bullacher freut sich auf die kommenden Derbys gegen die VTZ.

SV64-Trainer Stefan Bullacher freut sich auf die kommenden Derbys gegen die VTZ.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Und auf die Frage, welche Schulnote er der abgelaufenen Spielzeit seiner Mannschaft geben würde, hat er zum Ende des Gesprächs dann doch noch eine Antwort parat: „Eine zwei. Ohne unsere Schwächephase zum Saisonende wäre es eine eins minus geworden.“

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