Stimmung und Bild gut, Spiel ernüchternd
Zweibrücken · Weit mehr als 1000 fußballbegeisterte Public-Viewing-Fans leiden mit der deutschen Nationalmannschaft, freuen sich frenetisch über deren Tore und lassen sich die Stimmung auch nicht wirklich vom Ausgang des dramatischen Spiels versauen.
Freud und Leid liegen nah beieinander. Auch im Fußball, wie die mehr als 1000 Fans am Samstagabend beim Public Viewing auf dem Herzogplatz erlebten.
Ein Meer von schwarz-rot-goldenen Shirts, Hüten und Fahnen zieren lange vor 21 Uhr den Platz. Das Nationaltrikot der deutschen Kicker zählt zu den meist getragenen Kleidungsstücken. Allein die Nummern auf der Rückseite sind so unterschiedlich wie die Namen der Stars: Klose, Lahm, Götze zählen zu den Favoriten. Manche, wie Kerstin, haben sich ihren eigenen Namen aufpressen lassen. Die Rahmenbedingungen für ein ganz besonderes Fußballerlebnis nach dem etwas missglückten Auftakt des Public Viewings in Zweibrücken konnten besser nicht sein. Nun liegt es an den Kickern im fernen Brasilien, diesem Sommerabend auf dem Herzogplatz die Krone via neuer LED-Videowand aufzusetzen. Der Platz zwischen Rathaus, Gerichtsbehörde und Schwarzbachbrücke ist rappelvoll - Familien, Cliquen und Pärchen freuen sich im Kollektiv auf spannende Fußballminuten.
Doch gleich mit dem Anpfiff machte sich eine Ungläubigkeit auf dem Herzogplatz breit. Offenbarten doch schon die Anfangsminuten gegen die Afrikaner, dass dieser Gegner überhaupt nicht gewillt schien, den vielen deutschen Schlachtenbummlern eine Freude zu bereiten. Verdutzte Gesichter. "Nein, damit habe ich nicht gerechnet", räumt Sergej Maler von der Meisterelf des FC Oberauerbach in der Halbzeitpause ernüchert ein. Die Spielkameraden Joshua Haag und Robin Langner stimmen ein. Starke Afrikaner ja, aber die Schwächen im deutschen Team überraschen doch. Studentin Nina Bartelmann, die sich dem Trikot nach als Klose-Fan outet, hält sich in dem Fachgespräch zurück. Sie freut sich auf eine Einwechselung Kloses ebenso wie über die Tatsache, dass diesmal die Bildqualität der Großleinwand optimal für alle ist. Fußball, der interessiert sie nur alle vier Jahre, dann nämlich, wenn es um den Goldpokal geht, Public-Viewing angesagt ist und sich viele mit der Nationaelf identifizieren.
Ein kurzer Schock dann, als die Leinwand schlagartig schwarz wird. Doch nur kurz. Die Sicherung war rausgeflogen, schnell war das Bild wieder da. Nichts war im Spiel passiert.
Trotz der Gemächlichkeit und des geringen Dagegenhaltens der Deutschen, wie Experte Mehmet Scholl in der Halbzeit analysiert, scheint die Rechnung aller aufzugehen. Mario Götze erzielt die Führung und lässt den Herzogplatz beben. Mehr als 2000 Hände recken sich gen Himmel, Männer liegen sich in den Armen, Frauen tanzen vor Freude, Kinder hüpfen - alle sind aus dem Häuschen.
Doch die Ernüchterung kommt schnell, so schnell wie der Ausgleich. Entsetzte Gesichter, als der Außenseiter gar in Führung geht. Doch dann kommt die Stunde des Ex-Lauterers Miro Klose. Gleich eines Vulkans entlädt sich die frenetische Freude über den Ausgleichstreffer. Daumen werden gedrückt, dass es noch etwas mit dem zweiten Sieg für die deutsche Elf. Dazu reicht es nicht mehr. Nicht ganz einschätzen können viele der Fans das Ergebnis. Doch für Kerstin Berger und Martin Stahl, die zusammen mit ihren Freunden Kerstin und Hans Lauer das Spiel sahen, war "der Abend ein großartiges Erlebnis". Ein spannendes, dramatisches Spiel gemeinsam mit Gleichgesinnten anzuschauen, so mache Fußball großen Spaß. Auch, wenn das Ergebnis die Euphorie aus dem Auftaktspiel doch etwas bremst.