3. Handball-Liga Das Ende der Wartezeit „ist wie eine Befreiung“

Zweibrücken · Am Samstag steht für die Handballer vom SV 64 Zweibrücken nach einem halben Jahr ohne Pflichtspiel der Auftakt im Liga-Pokal an.

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Foto: SZ

Es wird wieder ernst für die Löwen. Am kommenden Samstag um 18 Uhr steigt Handball-Drittligist SV 64 Zweibrücken mit einem Auswärtsspiel beim TV Kirchzell in die Gruppenspiele des Liga-Pokals ein, in denen es in einer Einfachrunde um zwei begehrte Startplätze im DHB-Pokal geht. Im Merkur-Interview berichtet SV-Trainer Stefan Bullacher von kräfteraubenden Monaten der Ungewissheit, von den anstehenden sechs Partien gegen namhafte Gegner – und er verrät, welche Chancen er seinem Team im Kampf um die beiden Pokal-Tickets einräumt.

Herr Bullacher, Ihre Mannschaft hat seit dem 10. Oktober vergangenen Jahres (28:21 gegen den TV Kirchzell) kein Pflichtspiel mehr bestritten. Am Samstag geht es erneut gegen Kirchzell im Liga-Pokal wieder los. Wie groß ist die Freude, sich wieder unter Wettkampfbedingungen messen zu können?

Es ist wie eine Befreiung. Es gibt allem, was wir sportlich tun, wieder einen Sinn. Die Corona-Situation hat alle Menschen ins Grübeln gebracht. Man hinterfragt sein ganzes Dasein. Im Beruf, in der Familie und auch im Hobby. Viele Menschen kommen dabei zu einer negativen Bewertung ihres bisherigen Lebens. Ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu philosophisch, aber der Wunsch nach Veränderung ist daher allgegenwärtig. Deshalb freuen wir uns so sehr, dass uns wieder ein Stück Normalität im Alltag geschenkt wird. 

Bereits seit Januar bereiten Sie sich mit Ihrem Team auf den Re-Start der 3. Liga vor. Wie kräfteraubend waren die vergangenen Monate mit der ständigen Verschiebung des Wiederbeginns. Mit den ständigen Diskussionen was den Spielmodus betrifft? Wie schwer war es, die Motivation hochzuhalten?

Es war schlicht und ergreifend unmöglich, allen Gefühlslagen und Meinungen der Spieler gerecht zu werden. Vereinzelt gab es Sorgen und Ängste vor einer Ansteckung oder einer weiteren Quarantäne. Anderen fiel es schwer, sich ohne Wettkämpfe zu motivieren. Eine dritte Gruppe hätte dagegen am liebsten zweimal am Tag trainiert, weil die fehlende Präsenzpflicht an der Universität oder an den Schulen plötzlich ungeahnte zeitliche Ressourcen freigab. Parallel dazu liefen die Vertragsgespräche über die zukünftige Ausrichtung. Dabei wirst du dann plötzlich mit Wünschen konfrontiert, die dich teilweise befremden. Das alles zu moderieren hat unseren Vorstand und mich als Trainer wirklich gefordert. In der Rückschau denke ich aber, dass wir das alles sehr ordentlich hinbekommen haben.

Wie ist derzeit die Stimmung im Team?

Die Stimmung ist sehr gut. Wir haben uns trotz vieler verletzungsbedingter Ausfälle in den Vorbereitungsspielen gut verkauft. Mit drei Unentschieden und einer knappen Niederlage gegen renommierte Mannschaften wie Saarlouis und Dansenberg haben wir unsere Erwartungen sicher übertroffen. Jetzt wollen wir in den Punktspielen an die guten Leistungen anknüpfen.

Der Wiedereinstieg in den Trainingsbetrieb war verbunden mit engmaschigen Corona-Tests. Wie funktioniert das und haben Sie sich an die Umstände bereits gewöhnt?

Das ist für die Spieler oder mich als Trainer keine große Sache. Wir werden von unserem Mannschaftsarzt, Dr. Jürgen Knoch, mehrmals in der Woche vor dem Training, beziehungsweise vor einem Spiel getestet. Das kostet den Verein viel Geld und die ehrenamtlichen Helfer eine Menge Zeit. Aber wir Sportler haben sicher keinen Grund zum Jammern.

In fünf Staffeln werden in der 3. Liga zwei Aufsteiger und sechs DHB-Pokal-Teilnehmer ermittelt. Ihr Team trifft in der Gruppe Mitte auf namhafte Gegner. Sind Sie mit dem Modus, der nach langen Diskussionen gefunden wurde, zufrieden?

Absolut! Wir treffen in der Staffel Mitte fast ausschließlich auf ehemalige Zweitligisten mit großer Handballtradition. Die Einfachrunde bis zum 22. Mai passt hervorragend zu unseren Planungen für die neue Saison.

Mit welchem Ziel geht der SV 64 in die anstehende Ligapokal-Runde?

Wir wollen natürlich so viele Spiele wie möglich gewinnen. Zu den Favoriten für die Teilnahme am DHB Pokal zählen wir eher nicht – chancenlos sind wir aber auch nicht. Neben dem Mannschaftserfolg steht die Weiterentwicklung der Spieler mit Blick auf die Zukunft im Vordergrund. Wir haben ein starkes Fundament mit ausbaufähigen Sportlern, die sich ehrgeizig einbringen und mit dem SV 64 Zweibrücken ihre Visionen verwirklichen wollen. Die Jungs, die in der kommenden Saison für den gesamten Verein, die Fans und die Handballregion die Kohlen aus dem Feuer holen sollen, brauchen heute Vertrauen und Unterstützung. Wenn am Ende dieser Saison genau solche Spieler besser geworden sind, haben wir unser Ziel erreicht.

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