Handball-Oberliga „Es werden noch 28 Punkte vergeben“

Trotz einer (fast) perfekten Vorrunde in der Handball-Oberliga rechnet der SV 64-Trainer mit einem spannenden Titelrennen.

 Vor der Runde wurde der SV 64 Zweibrücken von vielen Ligakonkurrenten als Titelfavorit genannt. Bislang bestätigt die Truppe von Trainer Stefan Bullacher die Vorschusslorbeeren auf ganzer Linie.

Vor der Runde wurde der SV 64 Zweibrücken von vielen Ligakonkurrenten als Titelfavorit genannt. Bislang bestätigt die Truppe von Trainer Stefan Bullacher die Vorschusslorbeeren auf ganzer Linie.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Herr Bullacher, hätten Sie Ihrer Mannschaft vor der Saison zugetraut, dass sie mit nur zwei Verlustpunkten als Tabellenführer überwintert?

Stefan Bullacher: Das ist auf jeden Fall mehr, als wir uns in unseren kühnsten Träumen vorstellen konnten. Wir wussten, dass wir seit 2018 ein gutes Team aufgebaut und für die aktuelle Saison gezielt verstärkt haben, aber wir haben mit einer breiten Spitze mit mehreren Vereinen gerechnet.

Was sind die Gründe für die fast perfekte Vorrunde?

Bullacher: Wir haben unsere Hausaufgaben im Vorfeld gut gemacht. Damit meine ich nicht nur die Vorbereitung zur Saison, sondern auch die strategische Ausrichtung im gesamten Verein. Wir haben den Unterbau gestärkt und die Nähe zu den Menschen gesucht. Mit Marc-Robin Eisel, Kian Schwarzer, Sebastian Meister und mir selbst, engagieren sich vier Gesichter der ersten Mannschaft in ihrer Freizeit bei den Kindern und Jugendlichen des SV 64. Das wird unglaublich honoriert und angenommen. Wir schwimmen gemeinsam auf dieser Welle des Erfolgs. Wir schöpfen unser Potenzial aus, werden von den Fans optimal unterstützt und hatten auch das nötige Glück.

Die Niederlage in Budenheim hat eine perfekte Vorrunde und somit einen Rekord verhindert. Ärgert Sie das, oder denken Sie Sich: Früher oder später mussten wir ja wieder verlieren. Wie war die Stimmung in der Mannschaft nach der Niederlage?

Bullacher: Mich ärgert jede Niederlage. Ich bin ein ganz schlechter Verlierer. In Budenheim war ich allerdings schon nach dem Spiel sehr gefasst, weil eine gewisse Tendenz schon einige Wochen zuvor erkennbar war. Ich denke, den Jungs ging es nicht viel anders.

Gibt es einen Spieler, der in der ersten Halbserie einen besonders großen Sprung gemacht oder Sie besonders überrascht hat?

Bullacher: Wir haben ein Team, das von seinem starken Kollektiv lebt – Berti Vogts würde sagen: „Der Star ist die Mannschaft.“ Ich beurteile die Jungs nach ihren Entwicklungsschritten seit 2018. Da stechen natürlich Tim Schaller, Christopher Huber, Niklas Bayer und Philipp Hammann heraus, weil diese vier Spieler vorher eine eher kleinere Rolle gespielt haben.

Was war Ihr persönlicher Höhepunkt der Saison?

Bullacher: Der gleiche Höhepunkt, wie für wohl alle Menschen mit einem SV-Herzen. Da braucht ein 64er nicht lange darüber zu grübeln. Natürlich der Derbysieg gegen die VTZ Saarpfalz.

Ihre Mannschaft steht zur Saison-Halbzeit ganz oben, hat die meisten Tore erzielt, die wenigsten Gegentore kassiert – Ihr Team muss damit leben, dass es nun für den Rest der Liga Titelkandidat Nummer eins ist, oder?

Bullacher: Wir sind ja Gott sei Dank nicht für die Meinung der anderen Vereine verantwortlich. Bei einer Umfrage vor der Saison wurden zu 90 Prozent der SV 64 Zweibrücken und die VTZ Saarpfalz als Topfavoriten auf den Titel genannt. Also, da hat sich für uns jetzt auch nicht so viel geändert.

Gab es ein spezielles Schlüsselerlebnis in der Saison, bei dem Sie gemerkt haben: Ja, wir können in dieser Runde ganz oben mitspielen?

Bullacher: Ja, das war unser Auswärtssieg in Saulheim am zweiten Spieltag. Wer dort gewinnt, hat eigentlich ein Wunder vollbracht. Und zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch lange nicht, dass Saulheim mit uns Kopf an Kopf durch die Liga nageln würde.

Gab es auch ein Spiel oder einen Moment, zu dem Sie richtig sauer auf Ihre Jungs waren?

Bullacher: Nein, ich bin nie sauer auf die Jungs, weil sie immer die besten Absichten haben. Leider lassen sie sich immer mal wieder ablenken und zum Leichtsinn – im wahrsten Sinne des Wortes – verführen. Das ist aber einfach nur fehlende Erfahrung im Umgang mit Erfolg.

Wie wichtig war es psychologisch, dass Sie nach der Niederlage gegen Budenheim im letzten Heimspiel des Jahres gegen Mundenheim sofort wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden und einen Sieg gefeiert haben?

Bullacher: Wichtig war auf jeden Fall, dass wir das Spitzenspiel gegen Mundenheim gewonnen haben. Die Niederlage gegen Budenheim war eigentlich auf der Heimfahrt schon abgehakt.

Saulheim hat vier Verlustpunkte auf dem Konto, Budenheim sieben, Mundenheim schon zehn. Entscheidet sich das Titelrennen zwischen Ihnen und Saulheim? Oder glauben Sie, dass noch andere Mannschaften ganz oben anklopfen können?

Bullacher: Es werden im neuen Jahr noch 28 Punkte vergeben. Wir haben gerade mal zwei Pünktchen Vorsprung auf die SG Saulheim, die am 18. Januar zum Spitzenspiel in die Westpfalzhalle kommt. Budenheim hat auch nur fünf Zähler Rückstand auf uns und Mundenheim acht. Meister und Aufsteiger wird ein Team aus diesem Quartett.

In knapp einem Monat empfangen Sie mit Saulheim Ihren ärgsten Verfolger. Was macht den Gegner stark? Und nach der Erfahrung Ihres Sieges in Saulheim: Wie kann man die SG knacken?

Bullacher: Saulheim hat eine ganz starke und erfahrene Mannschaft mit einigen ehemaligen Zweit- und Drittligaspielern. Das wird auf jeden Fall die härteste Nuss, die wir knacken müssen. Das ist zwar kein Endspiel, aber der Ausgang wird den weiteren Verlauf im Meisterschaftsrennen ganz erheblich beeinflussen. Das sind Spiele, in denen man Big Points einsammeln kann.

Wann starten Sie in die Vorbereitung? Werden Sie in Sachen Spielsystem in der kurzen Zeit noch etwas Neues ausprobieren, um die Gegner in der Restrunde zu überraschen? Oder ist das jetzt nicht die Zeit für Experimente?

Bullacher: Wir haben nach dem Spiel gegen die VTV Mundenheim am 14. Dezember eine Pause eingelegt und starten jetzt am 2. Januar wieder ins Training. So sind alle Jungs wieder gut erholt und auch frisch im Kopf. Pausen und Regeneration sind bei den heutigen Belastungen unglaublich wichtig geworden. Wir bestreiten von September bis Mai 30 Saisonspiele in 36 Wochen. Deshalb haben wir uns auch gegen eine Teilnahme am Landespokal entschieden, weil sonst noch bis zu sieben Partien zusätzlich absolviert werden müssten.

Was muss alles passen, damit Ihre Mannschaft auch am Saisonende ganz oben steht?

Bullacher: Glaube, Fleiß, Konzentration, Leistung, Unterstützung der Fans, Gesundheit und ein bisschen Glück.

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