Zweibrücken feiert Stabhochsprung-Legende Der letzte Höhenflug von Weltmeister Raphael Holzdeppe
Zweibrücken · Nach 25 Jahren Stabhochsprung neigt sich die Karriere von Raphael Holzdeppe dem Ende zu. Am kommenden Donnerstag wird der Weltmeister von 2013 beim LAZ-Meeting auf dem Herzogplatz seinen letzten offiziellen Wettkampf bestreiten. Mit dabei ist auch einer seiner größten Konkurrenten.
Alexander Vieweg wirkt am späten Donnerstagnachmittag im sonnigen Westpfalzstadion recht entspannt. Dabei gibt es knapp eine Woche vor dem nächsten Sky‘s-the-Limit-Meeting des LAZ Zweibrücken am 15. August (Mariä Himmelfahrt) noch genug zu tun.
Sky‘s-the-Limit-Meeting des LAZ Zweibrücken wieder in der Innenstadt
Zumal der Wettbewerb nach zehn Jahren wieder aus dem Stadion in die Innenstadt zurückkehrt. Was mit deutlich größerem logistischem Aufwand für Vieweg (Vorstand Marketing/Spitzensport) und sein Orga-Team um Alexander Gakstädter (Sportlicher Leiter und Trainer) verbunden ist. Doch die „schöne“ Atmosphäre vor dem Rathaus sowie die Zuschauerkulisse in der Innenstadt seien einfach ein würdiger Rahmen für das letzte Springen von Raphael Holzdeppe.
„Alles Gute hat mal ein Ende“ - Raphael Holzdeppe beendet seine Karriere
Hier, wo das LAZ 2012, kurz nach Olympia-Bronze von Holzdeppe in London, sein erstes Meeting (damals noch Himmelsstürmer-Cup) auf die Beine stellte und wo der heute 34-Jährige 2013 zudem als Weltmeister begrüßt wurde, schließt sich demnach ein Kreis. „Alles Gute hat mal ein Ende“, schreibt Holzdeppe vor seinem letzten offiziellen Wettkampf seiner so erfolgreichen Karriere auf Instagram: „Ich freue mich darauf, dies bei meinem Heimmeeting mit vielen alten Weggefährten zu feiern und schaue auf wahnsinnige 25 Jahre Stabhochsprung zurück.“
Sky‘s-the-Limit-Meeting 2024 ohne Christin Hussong
Als sich in der Anfangsplanung des diesjährigen Meetings im November herauskristallisierte, dass es dieses Mal ohne Speerwurfkonkurrenz wieder auf dem Herzogplatz stattfinden würde, sei das auch für Christin Hussong absolut okay gewesen. „Bei Raphi war noch die Hoffnung da, bei Christin war schon absehbar, dass sie bei Olympia dabei sein und es für sie mit dem Termin ohnehin schwierig werden würde“, erklärt Vieweg. Die LAZ-Speerwerferin habe bis kurz vor Paris als seine „rechte Hand“ dann auch noch in der Orga des Meetings mitgeholfen. „Jetzt geht es an dem Tag aber um Raphi“, sagt er und fügt an: „Wir verdanken ihm als Verein so viel.“ Auch bei seinem zwischenzeitlichen Trainingswechsel nach München war er seinem Heimatverein immer treu geblieben. „Er hat uns – mir und Bernhard Brenner, als wir die Vereinsführung damals übernommen haben – immer den Rücken frei gehalten und er hat immer Wort gehalten.“ Und so bekommt der 34-Jährige zum Abschluss seiner Karriere, „das, was er verdient“.
Es geht vor allem um Weltmeister Raphael Holzdeppe
Knapp eine Woche vor dem Meeting, so schätzt Vieweg, wird es in den Startlisten wie üblich sicher noch Bewegung geben, „aber die Felder sind auf jeden Fall Bombe“. Von der Meldeleistung her habe es das noch nie gegeben. „Wir hätten bei den Männern 35 Leute springen lassen können“, erklärt er: „Das ist absolut verrückt. So viele haben uns erzählt: Der Termin geht gar nicht.“ Denn am Vortag findet das „City Jump“ in St. Wendel statt, samstags das Meeting in Jockgrim. „Wir haben uns schon kurz Gedanken gemacht, ob niemand kommen wird. Aber wir haben gesagt, Olympia ist davor gerade um die Ecke in Paris – und vor allem geht es für uns um den Rahmen für Raphael“, erklärt Vieweg.
Für den es sicher besonders sein wird, sich noch einmal mit seinem langjährigen Kontrahenten Renaud Lavillenie messen zu dürfen. Viele enge Duelle haben sich die beiden in ihrer Karriere geliefert. 2012 bei den Olympischen Spielen in London etwa sicherte sich Lavillenie Gold vor Björn Otto und Holzdeppe. Ein Jahr später bei der WM in Moskau triumphierte der Zweibrücker als erster und bislang einziger deutscher Stabhochsprung-Weltmeister vor dem ehemaligen Weltrekordhalter (6,16 m) aus Frankreich. Gerne wäre auch der polnische Sechs-Meter-Springer Piotr Lisek nach Zweibrücken gekommen. „Er hat aber einen Wettkampf in Polen. Er hat sich 1000 Mal entschuldigt“, erzählt der LAZ-Vorsitzende. Dennoch werde es eine sehr starke Konkurrenz – mit im besten Fall zwölf Springern – geben.
Zehn Frauen treten bei dem Sky‘s-the-Limit-Meeting in Zweibrücken an
„Wenn ich hart bleibe, werden bei den Frauen zuvor zehn Athletinnen antreten“, sagt Vieweg: „Und ich muss hart bleiben. Denn sonst wird es hinten raus zu lang.“ Mit dabei sein werden Springerinnen wie Holly Bradshaw aus Großbritannien, die eine Bestmarke von 4,90 stehen hat, die Französin Juli Bonnin (PB: 4,70 m) und Anjuli Knäsche vom VfB Stuttgart (PB: 4,55 m), die frisch von den Olympischen Spielen anreist. „Es ist ein cooles Feld. Ich hoffe bei diesen tollen Namen, dass wir auch entsprechend Zuschauer haben.“
Riesige Nachfrage, auch wegen einer Änderung
Vieweg und Gakstädter sehen gleich mehrere Gründe für das große Interesse der Athleten. „Natürlich zieht Raphis letztes Springen. Zudem ist es ein schönes Meeting zum Ausklang der Saison“, sagt Vieweg und ergänzt: „Zudem dürfte es auch eine Rolle spielen, dass wir erstmals den Bronzestatus der ‚World Althletics Challenge Tour‘ haben.“ In den Vorjahren sei es häufig so gewesen, dass Athleten gerne nach Zweibrücken gekommen wären, hier aber zu wenig Punkte für die Weltrangliste erhalten hätten. Durch den WA-Bronzestatus ändert sich das.
Riesig war die Nachfrage für das Sky‘s the Limit auch im Nachwuchsbereich. Von den 60 Anfragen kann das LAZ nur 40 erfüllen. Um auch möglichst vielen Talenten aus Zweibrücken und Umgebung die Möglichkeit zu bieten, sich vor Familie und Freunden zu zeigen, wurde der Start der Wettkämpfe von zwölf auf zehn Uhr vorverlegt. In zwei Blöcken, gestaffelt nach den Vorleistungen, werden je 20 Athletinnen und Athleten aus ganz Deutschland antreten.
Mit dabei ist hier die FSJlerin des LAZ, Tamineh Steinmeyer (WGL Schwäbisch Hall), die Ende des Monats bei der U20-WM in Lima an den Start gehen wird. „Wir nehmen das nochmal als Testwettkampf“, erklärt Gakstädter. Zudem werden in der späteren Gruppe unter anderem die LAZler Lars Urich, Ben Silas Kribelbauer (13. der U18-EM) und Jakob Legner zum Stab greifen. Bevor es dann nach den Frauen (16 Uhr) für Lokalmatador Raphael Holzdeppe zu seinen letzten Höhenflügen kommen wird.