Leichtathletik Legners Leistungsexplosion kommt ein paar Wochen zu früh
Rostock/Zweibrücken · Nur zwei deutsche U20-Stabhochspringer waren diese Saison besser als Jakob Legner vom LAZ Zweibrücken. Bei der Europameisterschaft muss der 19-Jährige aber zuschauen – weil er seine Saisonbestleistung zu früh aufgestellt hat. Bei der DM in Rostock wird Legner Sechster. Team- und Disziplinkollegin Livia Könsgen Siebte (U18).
Der Traum von der Reise nach Jerusalem ist für Jakob Legner zu Ende. Der 19 Jahre alte Stabhochspringer des LAZ Zweibrücken übersprang am Sonntag bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der U18 und der U20 in Rostock 4,70 Meter und wurde damit Sechster.
Legner liegt zwar mit seiner Saisonbestleistung von 5,05 Metern, die er vor wenigen Wochen übersprang, weiter auf dem geteilten dritten Platz seiner Altersklasse in Deutschland – und drei Athleten pro Einzeldisziplin darf der Deutsche Leichtathletikverband für die Junioren-Europameisterschaft in Jerusalem (7. bis 10. August) auch nominieren. Doch hinter Hendrik Müller (Bayer Leverkusen, 5,50 Meter) und Hendrik Hohmann (5,10 Meter LG Olympia Dortmund) liegen drei Stabhochspringer mit 5,05 Metern zusammen auf Platz drei. Und mit nach Jerusalem fahren darf derjenige aus diesem Trio, der bei der DM die beste Leistung gezeigt hat. Dies war Marec Metzger vom VfL Sindelfingen, der in Rostock mit 5,05 Metern auf Rang zwei landete. Sieger wurde Hendrik Müller mit 5,10 Metern. Als EM-Ersatzmann wird Joshua Stallbaum (TSV Schmiden) nominiert, der in dieser Saison ebenfalls 5,05 Meter übersprang – und in Rostock zehn Zentimeter höher kam als Jakob Legner.
Dieser konnte mit seiner Leistung in der Hansestadt „absolut nicht zufrieden sein. Das ist kein Geheimnis“, sagte der 19-Jährige am Sonntag, wenige Stunden nach dem Wettkampf, enttäuscht. „Ich habe mich fit gefühlt, ich hatte Bock“, sagte Legner. Was schiefgelaufen sei? „Ganz genau habe ich es noch nicht analysiert. Es waren ein, zwei Ungereimtheiten beim Anlauf“, sagte der LAZ-Athlet. Woran es nicht lag: Am Wetter. „Es hat zwar den ganzen Wettkampf über geregnet. Aber das war definitiv nicht ausschlaggebend. Eigentlich haben sich alle Springer damit arrangieren können. Auch für mich lief es beim Einspringen gut“, rätselte Legner, der nun „definitiv nicht mit nach Jerusalem fahren“ wird, wie er bekräftigte. „Dafür hätte es dann gereicht, wenn ich die 5,05 Meter heute gesprungen wäre, und nicht schon vorher“, haderte der 19-Jährige.
Nachdem Legner in Rostock 4,70 übersprungen hatte, leistete er sich über die 4,80 zunächst einen Fehlversuch. Weil Joshua Stallbaum diese Höhe überwand – und Legner ein Gleichstand aufgrund von mehr Fehlversuchen nicht für das EM-Ticket gereicht hätte – ging er direkt auf die 4,90. Doch diese Höhe übersprang er mit seinen verbleibenden beiden Versuchen nicht.
Direkt im Anschluss an die Titelkämpfe fuhr Legner mit seiner Familie für ein paar Tage Urlaub nach Hamburg. „Da werde ich versuchen, den Wettkampf zu verarbeiten und den Kopf freizubekommen.“ Der 19-Jährige ergänzte: „Ich bin diese Saison das erste Mal über fünf Meter gesprungen, habe die Norm für die U20-Europameisterschaft grundsätzlich geschafft. Aber da fahre ich nicht hin und ich habe auch keine DM-Medaille geholt. So fühlt es sich alles ein wenig unvollendet an.“ Mit eine wenig Abstand werde er aber sicher feststellen, dass „diese Saison grundsätzlich ein Schritt in die richtige Richtung war.“
Mit Livia Könsgen schwang sich auch eine Stabhochspringerin des LAZ Zweibrücken in Rostock in die Lüfte. Mit 3,50 Metern wurde sie in der Altersklasse U18 am Freitag Siebte. Könsgens Höhe war gleichbedeutend mit ihrer bisherigen persönlichen Bestleistung. Siegerin wurde Anna Hiesinger vom LAZ Ludwigsburg mit 3,95 Metern.
Jakob Legner war ebenfalls schon am Freitag zur DM gereist und feuerte seine Teamkollegin bei ihrem Wettkampf an. Er sagte: „Livia springt die 3,50 sehr konstant. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es bei ihr noch höher hinausgeht. Sie war nicht 100 Prozent zufrieden mit sich. Aber sie springt nächste Saison immer noch in der U18. Bei den Teilnehmerinnen in Rostock habe ich bei ihr mit am meisten Steigerungspotenzial gesehen“, lobte Legner
Bitter verliefen die Titelkämpfe für Sprinterin Ksenia Helios aus Homburg. Die 18-Jährige gab bei ihrem Wettkampf über 100 Meter bei der U20 im Halbfinale auf. Ob eine Verletzung vorlag, war zunächst nicht bekannt. Helios‘ Bestzeit von 11,70 Sekunden hätte im Finallauf zu Rang zwei gereicht. Es siegte Chelsea Kadiri vom SC Magdeburg in 11,54 Sekunden. Helios, die in dieser Saison die fünftschnellste deutsche Zeit in der Altersklasse U20 gelaufen ist, konnte sich in der Bestenliste somit nicht mehr nach vorne schieben. Damit sind ihre Chancen, vom DLV für einen Einzelstart bei der U20-EM nominiert zu werden, drastisch gesunken. Ein wenig größer ist die Chance einer Nominierung für die 4x100-Meter-Staffel.