Leverkusener siegt in Merzig Holzdeppe zum Saisonstart im Kopf nicht frei

Merzig · Der Zweibrücker scheitert beim Merziger Neujahrssrpingen ebenso wie Piotr Lisek an der Einstiegshöhe. Bo Kanda Lita Baehre siegt mit neuer Bestleistung von 5,65 Metern.

 Mit einem verzweifelten Lächeln quittiert Raphael Holzdeppe einen Fehlversuch: Er scheiterte wie Piotr Lisek bereits bei der Anfangshöhe.

Mit einem verzweifelten Lächeln quittiert Raphael Holzdeppe einen Fehlversuch: Er scheiterte wie Piotr Lisek bereits bei der Anfangshöhe.

Foto: Ruppenthal

Das kleine Jubiläum des Merziger Neujahrsspringens hielt für die großen Favoriten am Samstag derbe Enttäuschungen bereit. Erst legte der amtierende Vize-Weltmeister Piotr Lisek aus Polen mit drei Fehlversuchen zum Einstieg über die 5,31 Meter einen klassischen Fehlstart hin. Wenig später muss auch bereits der große Star der internationalen Stabhochsprung-Konkurrenz im Merziger Zeltpalast die Segel streichen: Als Raphael Holzdeppe erstmals über den schmalen Anlaufsteg dem Zuschauermeer entgegen sprintet, ist der Jubel noch riesengroß. Nur 16 Minuten später geht ein lautes Raunen durch den ausverkauften Zeltpalast: Der Weltmeister von 2013 und zweifache Merzig-Sieger reißt ebenfalls dreimal seine Anfangshöhe von 5,41 Metern. Der Zweibrücker verabschiedet sich mit einem „Salto Nullo“ von den gut 1000 Zuschauern auf den Rängen.

Wer soll jetzt bloß noch für die ganz große Flugschau sorgen, fragen sich die Besucher. Die Antwort: Bo Kanda Lita Baehre. Der 19-Jährige vom TSV Bayer Leverkusen schwang sich beim dritten Start in Merzig zu ungeahnten Höhen auf und krönte sich mit im ersten Versuch übersprungenen 5,65 Metern überlegen zum Sieger.

„Ich hatte den Sieg schon irgendwo anvisiert. Mein Ziel ist inzwischen nicht mehr nur die Teilnahme – mein Ziel ist es zu gewinnen. Dazu muss man die Leistung im Wettkampf auf den Punkt bringen. Ich freue mich, dass das so gut geklappt hat“, sagte Lita Baehre, nachdem er seine persönliche Hallen-Bestleistung um fünf Zentimeter gesteigert und zudem die Hallen-EM-Norm erfüllt hatte.

Wie schwer es sein kann, das eigentliche Potenzial abzurufen, davon konnte am Samstag Raphael Holzdeppe ein Lied singen: „Körperlich habe ich mich sehr gut gefühlt. Leider hatte ich ein paar Konzentrationsschwierigkeiten. Das liegt wohl auch daran, dass ich gerade umgezogen bin und im Kopf nicht ganz frei bin“, suchte der 29-Jährige vom LAZ Zweibrücken nach Ursachen für den mauen Auftritt: „Es ist echt schade, weil ich immer sehr gerne in Merzig springe. Ich lebe ja in Saarbrücken, daher ist es quasi um die Ecke. Zudem herrscht hier eine ganz besondere Stimmung. Aber gut, so ist der Sport eben manchmal“, sagte Holzdeppe.

Für die weitere Saison ist ihm trotz des missglückten Neujahrsspringens nicht bange: „Wenn ich das, was ich im Körper habe, umsetze, kann es definitiv hoch hinausgehen. Heute hat es nicht ganz gereicht. Ich denke aber, das sieht in zwei Wochen in Cottbus und dann beim Istaf in Berlin schon anders aus.“ Das frühe Aus hätte aus seiner Sicht auch ein früherer Einstieg in den Wettkampf nicht verhindert: „Wenn die Konzentration nicht stimmt, ist es egal, ob drei oder sechs Meter aufliegen – du kommst trotzdem nicht drüber“, erläuterte Holzdeppe.

Lita Baehre scheiterte erst beim Versuch, mit 5,71 Metern einen neuen „Zelt-Weltrekord“ aufzustellen. Er glaubt, dass selbst das für ihn nicht das Ende der Fahnenstange sein muss: „Ich habe noch einige Jahre vor mir. Ich hoffe, dass ich verletzungsfrei bleibe und mich auf allen Ebenen weiter verbessere“, betonte der deutsche Meister der beiden Vorjahre: „Der Einstich ist eine der größten Baustellen. Ich arbeite viel im Training daran. Aber Wettkampf ist halt noch mal was anderes“, weiß Lita Baehre.

Dennoch sieht Holzdeppe den jungen Herausforderer sogar besser als sich selbst in dem Alter: „Er erinnert mich ein wenig an mich vor zehn Jahren. Wobei er es offenbar besser hinbekommt. Als ich im Abiturstress war, habe ich es jedenfalls nicht geschafft, sogar noch Bestleistung zu springen. Er scheint mir da einen Schritt voraus“, so Holzdeppe.

Neben Lita Baehre machte beim Neujahrsspringen ein Debütant gehörig von sich reden: Ex-Zehnkämpfer Torben Blech (Bayer Leverkusen) begann mit vier blitzsauberen Sprüngen, schraubte seine persönliche Bestleistung auf 5,41 Meter und wurde Zweiter vor den höhengleichen Robert Sobera (Polen), Clubkollege Karsten Dilla und Ben Broeders (Belgien). „Wirklich geil“, lautete Blechs Fazit.

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