Spurzem trotzt den Qualen

Kona/Zweibrücken · Keine noch so große Hitze, kein Gegenwind, kein platter Reifen konnte Oliver Spurzem aufhalten. Der Triathlet der Wassersportfreunde Zweibrücken lief bei seiner ersten WM-Teilnahme auf Hawaii nach 10:07:21 Stunden durchs Ziel.

 Der Zweibrücker Oliver Spurzem quält sich bei tropischer Hitze auf der Laufstrecke (oben). Geschafft: Ohne Blessuren glücklich am Ziel angekommen (unten). Fotos: Spurzem

Der Zweibrücker Oliver Spurzem quält sich bei tropischer Hitze auf der Laufstrecke (oben). Geschafft: Ohne Blessuren glücklich am Ziel angekommen (unten). Fotos: Spurzem

Der tropischen Hitze, Wind und Wettkampfstrapazen hat Oliver Spurzem erfolgreich getrotzt. Nach 10:07:21, 3,86 Kilometern Schwimmen im Pazifischen Ozean, 180,2 Kilometern Radfahren und einem Marathonlauf erreicht er abgekämpft, aber "körperlich nicht zerstört" die Zielrampe in Kailua Kona. Gerade hat der Zweibrücker seinen ersten Ironman auf Hawaii hinter sich gebracht.

"Dieser Wettkampf ist eine echt krasse Hausnummer und mit keiner Langdistanz in Deutschland oder sonst wo vergleichbar - es ist eben Hawaii ", erzählt der 37-Jährige, gerade wieder auf deutschem Boden gelandet, lachend. "Es war deutlich heißer als in den vergangenen Jahren, zudem hat pünktlich am Wettkampf ein enormer Wind eingesetzt."

Als Spurzem nach 1:05:01 Stunden aus dem Wasser steigt, kämpft er auf dem Rad nicht nur gegen die Kilometer, sondern auch den starken Gegenwind, der ihm fast auf der gesamten Strecke ins Gesicht bläst. "Das ist sehr zermürbend", beschreibt der Zweibrücker die Qualen. "Nach 30 Kilometern hatte ich dann zu allem Überfluss einen Platten und musste den Reifen wechseln. Das hat Zeit und Kraft gekostet." Zeit, die ihm am Ende fehlt, um bei der ersten WM-Teilnahme eines seiner Ziele, unter der Zehn-Stunden-Marke zu bleiben, zu erreichen. "Aber ich war wie geplant unter den Daylight Finishern." Unter den Top 500 - Spurzem landete auf Rang 465 - sei auch okay, zeigt sich der Athlet der Wassersportfreunde zufrieden. Bedingt durch die Panne und den Wind nicht unter zehn Stunden geblieben zu sein, wurmt den ehrgeizigen Sportler dennoch. "Es ist aber schön zu wissen, dass man es körperlich drauf hat." Einen prominenten Leidgenossen hat Spurzem in Sachen Plattfuß in Olympiasieger Jan Frodeno . "Ich habe nach dem Wettkampf mit ihm gesprochen", erzählt der 37-Jährige: "Er sagte: Glaub mir, ich kenne das nur zu gut."

Grundsätzlich hat Oliver Spurzem den Höllenritt aber gut überstanden. Bedingt auch dadurch, dass er durch die frühe Anreise knapp zwei Wochen Zeit hatte, sich zu akklimatisieren. "Die ersten paar Tage war es körperlich und schlafmäßig wirklich schwierig. Da muss man sich quälen können, mittags um 15 Uhr - in Deutschland drei Uhr nachts - laufen zu gehen. Der Körper ist das einfach nicht gewöhnt." Aber von Tag zu Tag habe das Training besser funktioniert. Spurzem: "Ich habe ganz klein angefangen, war morgens schwimmen und in der Mittagshitze ein bisschen laufen und Rad fahren - am Ende hat's gepasst."

Der Wunsch auf Wiederholung drängt sich gleich nach dem Ironman zwar nicht direkt auf, "aber mein Körper ist überraschend gut damit zurechtgekommen. Durch das Training und die Erfahrung gewöhnt er sich scheinbar daran". Klar spüre er kleine Wehwehchen, ein bisschen Muskelkater, aber das wars auch schon. "Warum also nicht noch mal?", fragt Spurzem mit einem Lachen.

So verhältnismäßig reibungslos es bei der Premiere auf Hawaii auch lief, sei dem Triathleten durchaus bewusst, dass auf der Strecke immer auch Unkalkulierbares passieren könne. "Ich habe unglaubliche Bilder gesehen: Läufer, die auf der Strecke zusammengebrochen sind und in der brütenden Hitze mitten auf dem Highway lagen, einige hat es auf der Radstrecke bei dem Sturm regelrecht vom Sattel gehauen", beschreibt Spurzem seine Eindrücke von dem Ironman .

Solche Schicksale sind dem 37-Jährigen erspart geblieben. Nach 5:30:47 Stunden auf dem Rad bewältigt er auch den Knackpunkt im abschließenden Marathon am obersten Punkt der Laufstrecke, "den Höllenbackofen". Denkt nicht ans Aufgeben. Spurzem läuft mit "brennenden Beinen" den Berg hinunter in die Stadt. "Unten angekommen, darf man endlich durchs Ziel laufen", sagt er mit Stolz in der Stimme.

Einen großen Auftritt hatte Oliver Spurzem bereits vor dem Sprung ins Wasser: Als Fahnenträger führt er das deutsche Team auf Hawaii an. "Das war ein wirklich tolles Gefühl für mich."

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