Sport als Hilfe auf einem schweren Weg

Zweibrücken. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen hat Sport eine positive Auswirkung auf Patienten mit Krebs. In der Nachsorge ist die VT Zweibrücken mit ihrem Sportangebot in der Pfalz ein Vorreiter. Am 8. Juni, dem Welthirntumortag, widmet sich ein gemeinsamer Aktionstag der VTZ und der Uniklinik Homburg nun dem Thema „Sport für Menschen mit Krebs“. Drei Fachvorträgen schließt sich ein Praxisteil mit speziellen Trainingsangeboten an. Im Gespräch mit Merkur-Redakteurin Svenja Kissel erzählt Initiatorin Steffi Urbschat über die Idee und die Ziele dahinter.

 In Sachen Sport in der Krebsnachsorge ist die VTZ in der Pfalz ein Vorreiter. Seit über 25 Jahren leitet Hilde Grigat ihre Gruppe. Durch den Aktionstag am 8. Juni erhofft sich der Verein, auch ein Format für Sport vor und während der Therapie ins Leben rufen zu können. Foto: pma

In Sachen Sport in der Krebsnachsorge ist die VTZ in der Pfalz ein Vorreiter. Seit über 25 Jahren leitet Hilde Grigat ihre Gruppe. Durch den Aktionstag am 8. Juni erhofft sich der Verein, auch ein Format für Sport vor und während der Therapie ins Leben rufen zu können. Foto: pma

Foto: pma

Frau Urbschat, wie kam es zu der Idee, bei der VT Zweibrücken eine Veranstaltung zum Thema "Sport für Menschen mit Krebs" in Kooperation mit der Uniklinik Homburg auf die Beine zu stellen?

Steffi Urbschat: Eigentlich war es das Interesse der Patienten , von dem der Gedanke ausgegangen ist. Die grundsätzliche Idee ist mir auf einer Veranstaltung der Deutschen Hirntumorhilfe in Berlin gekommen. Mir ist aufgefallen, dass vermehrt auch von Patienten die Frage aufgekommen ist, welchen Einfluss Sport auf den Verlauf einer Krebserkrankung hat. Auch, wie darüber diskutiert wird, dass Sport nicht nur als Nachsorge , sondern bereits während der Therapie - wenn die körperliche Verfassung es zulässt - eingesetzt werden kann. Der Grundgedanke, eine solche Veranstaltung bei der VTZ durchzuführen, kam natürlich daher, dass ich sowohl bei dem Verein als auch in der Neurochirurgie der Uniklinik Homburg tätig bin. Darüber hinaus studiert mein Sohn an der Deutschen Sporthochschule in Köln und schreibt seine Bachelorarbeit im Bereich der onkologischen Trainingstherapie. Ich bin demnach sehr eng mit dem Thema verbunden. Aber den Ausschlag gaben die Patienten selbst.

Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach die sportliche Betätigung für Menschen mit Krebs?

Urbschat: Ich bin da nicht die Fachfrau, aber ich persönlich bin der Meinung, dass Sport sehr wichtig ist. Man bekommt die positiven Veränderungen ja mit. Ich bin auch überzeugt davon, dass Sport wichtig ist für die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden. Man sollte wegkommen von der Idee: Ich bin krank, ich muss mich schonen. Natürlich ist das immer abhängig vom körperlichen Zustand. Einige Menschen können auch besser mit der Therapie umgehen, wenn sie gekräftigt sind. Ich sehe daher eine große Zukunft in der Sporttherapie. In der Physiotherapie hat die Krebsnachsorge ein großes Gewicht. Aber was den Zeitpunkt während der Erkrankung angeht, wurde bislang sehr wenig gemacht. Da müsste mehr angeboten werden. In dieser Hinsicht hat die Entwicklung noch viel Luft nach oben.

Wer kann an dem Aktionstag am 8. Juni teilnehmen?

Urbschat: Wir führen die Veranstaltung ja am Welthirntumortag durch - grundsätzlich sind wir aus der Neurochirurgie daher natürlich froh, wenn möglichst viele unserer Hirntumor-Patienten teilnehmen. Aber wir wollen uns auch für die Region einsetzen und hier etwas hinsichtlich von Sportangeboten für Krebspatienten aufbauen. Daher wollen wir die Veranstaltung für alle Patienten öffnen - zumal Hirntumore im Vergleich zu Brust- oder Darmkrebs relativ selten vorkommen. Daher haben wir auch den Gynäkologen Dr. Peter Mayer für einen Vortrag eingeladen. Wir wollen möglichst alle ansprechen, auch, wenn der Welthirntumortag von der Neurochirurgie geprägt ist.

Grundsätzlich ist Sport aber für Krebspatienten möglich, egal, ob sie mit Chemotherapie oder Bestrahlung behandelt werden?

Urbschat: Ja, es gibt Beispiele in beiden Gruppen, die zeigen, dass Sport eine positive Auswirkung haben kann. Das muss bei jedem Patienten natürlich individuell entschieden werden. Jeder muss ein spezielles Training bekommen. Dabei kommt es auch darauf an, ob derjenige bereits vor der Erkrankung Sport getrieben hat oder nicht, wie die Therapieverträglichkeit ist, was sehr unterschiedlich sein kann.

War es Ihnen wichtig, dass an dem Aktionstag neben dem theoretischen Teil mit drei Fachvorträgen auch ein Praxisteil angeboten wird?

Urbschat: Ja, man kann viel reden, aber Sport muss mann machen. So ist das Programm ganz gut zusammengestellt. Morgens finden die Fachvorträge von Dr. Ralf Ketter, Dr. Peter Mayer und Freerk Baumann statt, daran schließt sich nach einem Imbiss der Praxisteil an. Es soll ein Mitmach-Tag werden. Etwa im Trimini mit dem Funktionstraining an den Geräten, zu dem auch mein Sohn Marik nach Zweibrücken kommen wird, um mitzuhelfen. Unter anderem wird auch Hilde Grigat ein Sportprogramm für Frauen nach (Brust-)Krebs anbieten, die dies schon lange bei der VTZ macht. Was ich besonders toll finde, ist, dass alle drei Referenten den Tag für Fragen zur Verfügung stehen. Damit bekommen die Patienten die Chance, ihre ganz individuellen Probleme mit einem Fachmann zu besprechen - egal ob zum Sport oder zur speziellen Therapie.

Wer ist neben Ihnen in die Organisation der Veranstaltung eingebunden?

Urbschat: Es sind bei der VTZ vor allem Winfried Tänzer, Gisela Alt und Otto Graßhoff, die wie immer tatkräftig mit anpacken und die Veranstaltung auf die Beine stellen.

Welche Ziele verfolgt die VT Zweibrücken mit dieser Aktion am 8. Juni?

Urbschat: Ein Ziel ist es sicher, es zu schaffen, dass Patienten hängen bleiben. In Kursen, die durch die Veranstaltung vielleicht auch neu im Verein installiert werden, angelehnt an Freerk Baumanns Onkologische Trainings- und Bewegungstherapie. Das Trimini bietet absolut die Möglichkeit dazu - an den Geräten können Menschen individuell aktiv sein, was abhängig von der körperlichen Verfassung bei Krebspatienten nötig ist.

Was erhoffen Sie sich für die teilnehmenden Patienten ?

Urbschat: Wir wollen ihnen ganz sicher Mut machen, diesen Schritt für sich zu wählen, mit Sport den schweren Weg besser gehen zu können. Schön wäre es zu erreichen, dass der Sportverein sein Angebot dahin gehend verändern kann, dass die Patienten eine Anlaufstelle für die sportliche Betätigung haben.

Zum Thema:

HintergrundAm 8. Juni zum Welthirntumortag stellt die Klinik für Neurochirurgie der Uniklinik Homburg zusammen mit der VTZ eine Veranstaltung in der Zweibrücker Festhalle zum Thema Krebs und Sport auf die Beine. Das Programm setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Morgens ab zehn Uhr finden drei Fachvorträge durch Dr. Ralf Ketter, Facharzt für Neurochirurgie an der Uniklinik Homburg, den Gynäkologen Dr. Peter Mayer sowie Dr. Freerk Baumann, Sportwissenschaftler am Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln statt. Auf der Basis von Baumanns Onkologischer Trainingstherapie (OTT) wird nachmittags ab 14 Uhr der praktische Sportteil in den VTZ-Hallen durchgeführt.Die VTZ war einer der ersten Vereine in der Pfalz mit dem Angebot, vor allem an Brustkrebs erkrankten Frauen zu helfen. Seit über 25 Jahren leitet Hilde Grigat ununterbrochen, die von ihr ins Leben gerufene Nachsorge-Trainingsgruppe. "Am Anfang kamen nur vier Frauen", erzählt sie. Derzeit nehmen 28 Erkrankte teil. Durch vielseitige Bewegungsübungen will Grigat den an Krebs erkrankten Frauen helfen, ihre Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft zu stärken. Sie sollen in die Lage versetzt werden, den Anforderungen von Familie, Beruf und Freizeit wieder voll gerecht zu werden. Weitere Informationen online auf www.vtz.de.ski

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