LAZ Zweibrücken Hundertprozentige Ausbeute für das LAZ

Zweibrücken/Berlin · Speerwerferin Christin Hussong und Stabhochspringer Raphael Holzdeppe vom LAZ Zweibrücken sind deutsche Meister!

 Christin Hussong warf in Berlin wieder in ihrer eigenen Liga. Sie gewann den DM-Titel mit fast sieben Metern Vorsprung auf Rang zwei.

Christin Hussong warf in Berlin wieder in ihrer eigenen Liga. Sie gewann den DM-Titel mit fast sieben Metern Vorsprung auf Rang zwei.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Einen einzigen Wunsch konnte Christin Hussong Alexander Vieweg, dem sportlichen Leiter des Leichtathletikzentrums (LAZ) Zweibrücken, nicht erfüllen. Einen „spannenden Wettkampf bei den Speerwerferinnen“ hatte sich Vieweg im Vorfeld der deutschen Meisterschaft der Leichtathleten in Berlin erhofft. Doch daraus wurde nichts. Denn LAZ-Athletin Hussong warf bei den nationalen Titelkämpfen – wieder einmal – in ihrer ganz eigenen Liga. Im Olympiastadion, in dem die Herschbergerin letztes Jahr Europameisterin geworden war, krönte sie sich am Samstag mit starken 65,33 Metern erneut zur deutschen Meisterin. Zu ihrer Bestleistung vom EM-Triumph 2018 fehlten Hussong zwar rund zwei Meter. Dennoch lag die LAZ-Athletin mit ihrer Weite fast sieben Meter vor der Zweitplatzierten Annika Marie Fuchs vom SC Potsdam (58,61 Meter). Kurz vor dem Wettkampf hatte Hussong noch für eine Schrecksekunde gesorgt. Sie war während des Einwerfens gestürzt – ein Hindernis, einmal mehr ihre nationale Ausnahmestellung unter Beweis zu stellen, war das kleine Malheur aber nicht. Hussong war als Titelverteidigerin nach Berlin gereist, insgesamt war es der dritte DM-Titel für die 25-Jährige, die auf Instagram stolz ihre Goldmedaille präsentierte und sich mit einem „Danke Berlin“ für die Unterstützung in der Bundeshauptstadt bedankte.

Für die hundertprozentige Zweibrücker Erfolgsquote bei der DM sorgte dann am Sonntag der zweite LAZ-Athlet, der in Berlin an den Start ging. Auch Stabhochspringer Raphael Holzdeppe gewann den deutschen Meistertitel – und feierte die Goldmedaille im Olympiastadion erstmal mit einem gekonnten Rückwärtssalto. Auf dem Weg zu seinem Triumph musste Holzdeppe aber ein paar Mal kräftig Durchpusten. Nachdem der Weltmeister von 2013 die 5,51 Meter problemlos übersprungen hatte, ließ er zwei Höhen aus. Doch bei 5,71 Metern riss er die Latte. Einmal. Zweimal. Da sein größter Kontrahent, U-23-Europameister Bo Kanda Lita Baehre die 5,71 Meter zu diesem Zeitpunkt bereits übersprungen hatte, ließ Holzdeppe die Latte noch einmal fünf Zentimeter höher auflegen – hatte dafür aber nur noch einen einzigen Versuch – und zudem starken Gegenwind. Quälend lange wartete Holzdeppe im Startbereich auf günstigere Bedingungen. Rund 20 Sekunden bevor die Zeit für seinen Versuch ablief, konnte sich der LAZ-Athlet endlich in Bewegung setzen. Holzdeppe flog – und riss die Arme in die Luft, nachdem er 5,76 Meter im entscheidenden Versuch passiert hatte. Bo Kanda Lita Baehre konnte nicht mehr kontern – und das LAZ hatte zwei deutsche Meister. Konzentration und Erfahrung hätten den Ausschlag dafür gegeben, dass er seine Siegeshöhe im letzten Versuch noch gepackt habe, erklärte Holzdeppe anschließend. „Solche Situtationen habe ich ja das eine oder andere Mal in meiner Karriere schon erlebt. Aber alle Erfahrung bringt nichts, wenn im entscheidenden Moment die Konzentration nicht da ist.“

Auch eine ehemalige LAZ-Athletin trug sich in Berlin die Siegerliste ein. Stabhochspringerin Lisa Ryzih, die heute für den ABC Ludwigshafen startet, gewann mit 4,60 Metern.

Der Saisonhöhepunkt für Holzdeppe und Hussong steht mit der Wüsten-WM in Doha (27. September bis 6. Oktober) noch aus. Die Norm dafür haben beide bereits längst in der Tasche.

Auch andere Trümpfe des Deutschen Leichtathletik-Verbandes sollen bei der WM stechen. In Berlin trumpften viele Top-Athleten groß auf. Allen voran „Jahrhunderttalent“ Konstanze Klosterhalfen, die mit einem Rekord über 5000 Meter glänzte. Den weitesten Sprung ihrer Karriere machte zudem die Weltranglistenerste Malaika Mihambo am Sonntag mit 7,16 Metern. Zum starken Finale trug auch Speerwerfer Andreas Hofmann mit einem 87,07 Meter-Siegwurf bei.

„Wir sind sehr zufrieden. Der deutsche Rekord war das Highlight“, bilanzierte Chefbundestrainer Alexander Stolpe. „Wir haben es ganz gut hinbekommen, die Stimmung von der EM 2018 in Berlin hierher zu tragen.“ An zwei Tagen kamen insgesamt 60 550 Zuschauer ins Olympiastadion. Ein Jahr nach der gefeierten Heim-EM in Berlin mit 19 Medaillen, von denen sechs aus Gold waren, geht es im Wüstenstaat Katar um eine Standortbestimmung für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Bei der WM 2017 in London holten die DLV-Asse fünf Edelplaketten. Den einzigen Titel konnte Speerwerfer Johannes Vetter gewinnen.

Ein großer Trumpf im WM-Medaillenkampf könnte Lauf-Hoffnung Klosterhalfen werden, die den 20 Jahre alten deutschen Rekord über 5000 Meter knackte und um 15 Sekunden auf 14:26,76 Minuten verbesserte. „Ich wusste in etwa, wo der Rekord lag“, kokettierte die 22-jährige Leverkusenerin. Den Fragen zum Training im umstrittenen Nike-Projekt in den USA, die Klosterhalfen ein „bisschen sauer und traurig“ machten, entkommt sie nicht. Dagegen könnte sie bei der WM sogar den Afrikanerinnen weglaufen. Mit der Rekordzeit wäre sie 2017 Weltmeisterin geworden.

Von WM-Gold darf auch Malaika Mihambo nach dem Sieben-Meter-Satz träumen. „Beim letzten Sprung habe ich die Chance genutzt“, sagte die Europameisterin. „Das ist eine gute Voraussetzung für die WM.“ Die männliche Speerwurf-Abteilung konnte zwar nicht mit Superwürfen aufwarten, aber mit einem erfolgreichen Titelverteidiger Hofmann, der starke 87,07 Meter schaffte.

Allerdings offenbarten die Titelkämpfe auch, dass einst zuverlässige Kräfte und Medaillenlieferanten (noch) Probleme haben. Einen Startverzicht bei der WM erwägt Ex-Weltmeister David Storl, der nach einer Rückenverletzung mit nur 19,77 Meter gerade noch Dritter im Kugelstoßen wurde. „Mit Ach und Krach 20,70 Meter stoßen, da brauchst du nicht zur WM zu fahren“, meinte der 29-jährige Leipziger. Außerdem fehlen ihm noch 93 Zentimeter zur WM-Norm. Sorgen bereitet zudem Vetter, der erst eine Blessur auskuriert hatte, sich dann aber beim Warmmachen an der Wade verletzte. Immerhin hat er eine WM-Wildcard.

 Nervenstark: Bis zum dritten Versuch musste Stabhochspringer Raphael Holzdeppe vom LAZ Zweibrücken zittern. Dann übersprang er bei der DM in Berlin die 5,76 Meter. Diese Höhe reichte dem 29-jährigen Weltmeister von 2013, um den nationalen Titel zu gewinnen.

Nervenstark: Bis zum dritten Versuch musste Stabhochspringer Raphael Holzdeppe vom LAZ Zweibrücken zittern. Dann übersprang er bei der DM in Berlin die 5,76 Meter. Diese Höhe reichte dem 29-jährigen Weltmeister von 2013, um den nationalen Titel zu gewinnen.

Foto: dpa/Michael Kappeler
 Wahnsinn: Konstanze Klosterhalfen verbesserte den 20 Jahre alten deutschen Rekord über 5000 Meter um 15 Sekunden.

Wahnsinn: Konstanze Klosterhalfen verbesserte den 20 Jahre alten deutschen Rekord über 5000 Meter um 15 Sekunden.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Auch Ex-Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz blieb mit 18,84 Meter beim siebten Titel unter ihrem Können: „Wir üben ja noch, die WM ist erst in acht Wochen.“ An der Beschleunigung muss noch Vize-Europameisterin Gina Lückenkemper arbeiten. In 11,20 Sekunden kam sie hinter Tatjana Pinto (11,09) über 100 Meter nur auf Rang zwei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort