Schwimmerfolge WSF bringen „Ausnahmetalent“ hervor
Zweibrücken · Nicht nur der starke Nachwuchsschwimmer Michael Raje hat den Zweibrückern zur goldenen Woche bei der Jahrgangs-DM verholfen. Viele weitere Talente nutzten die guten Bedingungen bei den Wassersportfreunden.
Eine nicht nur sprichwörtlich – sondern wortwörtlich goldene Woche haben die Wassersportfreunde (WSF) Zweibrücken gerade in Berlin erlebt. Sechsmal zogen die WSF-Schwimmer bei den fünftägigen deutschen Jahrgangsmeisterschaften das goldene Edelmetall aus dem Becken der Europaschwimmhalle. Dazu kamen drei Mal Silber, ein Mal Bronze – und ein neuer deutscher Altersklassenrekord. „Zufrieden? Mehr als das“, jubelte WSF-Vorstand Matthias Fritzke nach dem Medaillenregen für den Verein, der damit maßgeblich zum erfolgreichen Abschneiden der SSG Saar Max Ritter (8 Gold/6 Silber/2 Bronze) beitrug. Die Startgemeinschaft von Sportschwimmern aus 14 Clubs platzierte sich unter den 104 teilnehmenden Vereinen auf Rang sechs. Fritzke begleitete die Zweibrücker Schwimmer in die Landeshauptstadt und war von der Atmosphäre bei den Titelkämpfen angetan. „Deutschland war ja mal eine Schwimmnation. Das hat man dort spüren können. Sitzplätze gab es keine mehr. Und auf den Stehrängen standen die Leute bis in die dritte und vierte Reihe.“
Die Goldflut für die Zweibrücker war vor allem auf einen Athleten zurückzuführen. Der 13-jährige Michael Raje dominierte in seiner Altersklasse (Jg. 2006) die Brustdisziplinen über 50, 100 sowie 200 Meter und schlug dort mehrere Sekunden vor der Konkurrenz an. Über die 50 Meter Brust knackte er sogar den deutschen Altersklassenrekord, der zuvor 15 Jahre Bestand hatte. Doch nicht nur das: auch über die 50 Schmetterling, für die Raje eigentlich kein Spezialist ist, wurde er Erster. „Ich habe Michael die Leistungen zugetraut. Selbst die in der Schmetterlingsdisziplin. Er ist bereits sehr groß für sein Alter, hat den Wachstumsschub in der Pubertät schon hinter sich. Und im Schwimmen macht die Größe eben sehr viel aus“, sagt Fritzke. Und ergänzt: „Es ist aber nicht nur seine Größe. Er ist auch ein richtig großes Talent.“ Das bestätigt der saarländische Landestrainer Felix Weins, der die Athleten der SSG Max Ritter in Berlin betreute: „Er ist ein Ausnahmeschwimmer“, sagt Weins über den Zweibrücker. Das außergewöhnliche an Rajes Leistungen: Er trainiert nicht wie die meisten anderen großen Talente der Region an der Saarbrücker Hermann-Neuberger-Sportschule. Sondern bisher ausschließlich mit seinem Trainer Thomas Schappe in Zweibrücken. „Kompliment an Thomas Schappe“, lobt Weins, „er macht das sehr gut“.
Sollte Rajes Entwicklungskurve aber weiter so nach oben zeigen, müsste dieser irgendwann in einer stärkeren Gruppe wie in Saarbrücken trainieren. Eine Sicht, die Matthias Fritzke nachvollziehen kann. „Wir sind in Zweibrücken gut aufgestellt, haben engagierte Trainer und im Badeparadies von Montag bis Freitag unsere Trainingszeiten. Aber wir stoßen auch an Grenzen.“ Eine Rundumbetreuung der Sportler könnten die Wassersportfreunde nicht leisten. Auch würden beispielsweise am Saarbrücker Sportgymnasium am Rotenbühl, das mit dem Olympiastützpunkt kooperiert, Trainingseinheiten als Unterricht angerechnet. Dadurch verbringen die Athleten bedeutend mehr Zeit im Becken. Auch sei die Bahn im Zweibrücker Badeparadies nur 25 Meter lang, während sie in Saarbrücken sowie bei allen großen Wettkämpfen 50 Meter lang ist. „Das klingt wie eine Kleinigkeit, aber vor allem, was die Wende angeht, ist es ein Unterschied, ob man auf der Originalstrecke trainiert“, erklärt Fritzke. „Wir wollen hier in Zweibrücken Leistungssport anbieten, leisten finanzielle Unterstützung, indem wir die Meldegelder für unsere Sportler übernehmen. Aber wir wissen, dass wir nicht alles leisten können und müssen nach oben hin durchlässig sein, wenn ein Sportler den nächsten Schritt gehen will.“
Die Jahrgangsmeisterschaften waren aus Sicht der WSF aber nicht bloß die Ein-Mann-Show von Michael Raje. Auch WSF-Schwimmer Timo Sorgius glänzte. Er wurde vom saarländischen Landestrainer Weins auf den Wettkampf vorbereitet und gewann in seiner Altersklasse (2003) zwei Mal Gold (100 und 200 Freistil), drei Mal Silber und einmal Bronze. Nikita Haubrich (Jg. 2006) belegte bei seiner ersten deutschen Meisterschaft über 400 Meter Freistil (Platz 17), 50 Schmetterling (14.) und 50 Meter Rücken (11.) Plätze knapp hinter den besten zehn. Max Strassel wurde über 50 Meter Freistil 26. und 100 Meter Freistil 20.
Zwei große Wermutstropfen gab es bei der Jahrgangs-DM für die WSF-Schwimmer trotz aller Erfolge. Nick Werner (Jahrgang 2001) musste seine Teilnahme krankheitsbedingt kurzfristig absagen. Und Lukas Fritzke (Jahrgang 2006), der Sohn des Vorsitzenden, bekam in seinem ersten Vorlauf über 800 Meter muskuläre Probleme an der Schulter. „Bei den Durchgangszeiten alle 100 Meter war er plötzlich eine Sekunde langsamer, da habe ich gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Nachdem er angeschlagen hat, ist er mit schmerzverzerrtem Gesicht aus dem Becken gekommen“, berichtet Matthias Fritzke. Sohn Lukas, der in dieser Saison zudem am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt war, habe seine Wettkämpfe „trotzdem durchgezogen“. Der junge Schwimmer, der eigentlich in die Medaillenränge hätte vorstoßen können, musste sich über die 200 (Platz 17.), 400 (11.), 800 (12.) und 1500 Meter Freistil mit Plätzen hinter den besten zehn zufrieden geben. Für Nick Werner und Lukas Fritzke sei das eine bittere Erfahrung. „Da leidet man richtig mit. Die Jungs opfern das ganze Jahr im Training so viel, fiebern diesem einen Moment entgegen – und dann verpufft der Traum in Sekunden. Auf diesem Niveau schwimmt man, wenn man nicht richtig fit oder leicht verletzt ist, sofort hinterher.“
Für Lukas Fritzke steht ein weiterer Saisonhöhepunkt aber noch bevor. Vom 27. bis 30. Juni nimmt er wie auch WSF-Schwimmer Moritz Bartels an den deutschen Freiwassermeisterschaften in Burghausen teil.