Schwere Aufgabe der Talentsichtung

In der Serie „Talente aus der Region“ stellt der Pfälzische Merkur in loser Folge junge Sporttalente aus der Region vor. Was aber zeichnet ein Sporttalent überhaupt aus und wie erkennen Vereine und Trainer diese? Merkur -Mitarbeiterin Katja May sprach darüber mit dem langjährigen Trainer und Mitbegründer des Leichtathletikzentrums (LAZ) Zweibrücken, Karl-Heinz Werle.

 Bei seinem Talent-Cup versucht das Leichtathletikzentrum Zweibrücken, Nachwuchs zu sichten. Eine schwere Aufgabe im Leistungssport, wie Karl-Heinz Werle betont. Foto: Marco Wille/pmd

Bei seinem Talent-Cup versucht das Leichtathletikzentrum Zweibrücken, Nachwuchs zu sichten. Eine schwere Aufgabe im Leistungssport, wie Karl-Heinz Werle betont. Foto: Marco Wille/pmd

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Herr Werle, was versteht man unter dem Begriff Sporttalent?

Karl-Heinz Werle: Sportliche Talente zeichnen sich dadurch aus, dass sie, aufgrund ihres Trainingsverhaltens, ererbter oder erworbener Voraussetzungen, für sportliche Leistungen eine Begabung besitzen. Bei zielstrebigem Training, in der für sie optimalen Sportart oder Disziplin einer Sportart zeigen Talente schnelle Anpassungsreaktionen.

Wie stehen Sie zu dem Begriff Talent?

Werle: Ich finde, dass die Bezeichnungen Begabung , Anlage oder auch Stärke den Sachverhalt treffender beschreiben als Talent, obwohl sie natürlich alle eigentlich das gleiche bedeuten.

Wann spricht man in der Leichtathletik von einem Talent?

Werle: Ein Talent ist besonders begabt oder befähigt, eine bestimmte sportliche Tätigkeit erfolgreich ausüben zu können. Bei uns in der Leichtathletik sind das schnell oder ausdauernd laufen, weit oder hoch springen, weit werfen oder auch stoßen zu können. Normalerweise geht das einher mit einer natürlichen erfolgreichen Bewegungsqualität. Ein talentierter Sportler kann also eine bestimmte Bewegungstechnik schnell erwerben und dann auch schnell weiter verbessern.

Wie erkennt man als Trainer oder Verantwortlicher ein sportliches Talent schon in jungen Jahren?

Werle: In erster Linie natürlich dadurch, dass es sich durch seine Leistung in den oben genannten Bereichen von Gleichaltrigen abhebt. Mit unseren geringen diagnostischen Möglichkeiten beim Leichtathletikzentrum sind wir also auf einfache Testverfahren und Beobachtungen angewiesen. Diese orientieren sich an den zuvor genannten Qualitätsmerkmalen leichtathletischer Disziplinen. Auch eine großzügige Auswahl der Testpersonen und die Abgrenzung der Inhalte auf das uns Mögliche ist geboten.

Was bedeutet das für einen Verein wie das LAZ Zweibrücken?

Werle: Wir versuchen, junge talentierte Sportler zu gewinnen, um ihre Begabung im Sinne der Leichtathletik zu fördern. Diese Zielsetzung setzt aber erst einmal voraus, dass genügend begabte Kinder und Jugendliche überhaupt den Weg in unsere verschiedene Trainingsgruppen finden und dort fachkompetent betreut werden. Das gelingt nur dann, wenn gezielt nach potenziellen Talenten gesucht wird und wir die Möglichkeit haben, die Kinder zu sichten und zu kontaktieren. Für mich gehört diese Aufgabe zu den schwierigsten im Leistungssportalltag! Das LAZ hat sich seit seiner Gründung, mithilfe verschiedener Talentsichtungsaktionen, wie zum Beispiel unserem Talentcup mit mehr oder weniger großem Erfolg, dieser Aufgabe gestellt.

Sie haben als Trainer schon viele junge Sportler wie Heiko Heintz oder Sina Meyer zu großem Erfolg verholfen. Wie wirkt sich ihr Verständnis von 'Talent' auf ihre Arbeit als Trainer aus?

Werle: Ob man von Talent, Begabung oder Anlage spricht, ist völlig wurst. Tatsache ist, dass es Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten im Sport gibt. Sie zu entdecken und zu fördern ist das Anliegen des Trainers. Dabei gilt es neben einer sachgerechten Ausbildung, die Infrastruktur zu schaffen, die Leistungssport erst möglich macht und die Motivation beim Athleten zu erhalten. Das LAZ orientiert sich in seiner Trainingsarbeit dabei an den Erfordernissen des Leistungssports und eines leistungsorientierten Breitensports.

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