Leichtathletikzentrum Zweibrücken LAZ geht neuen Weg bei der Talentsuche

Zweibrücken · Rein in die Schulen und raus ins Westpfalzstadion – das LAZ Zweibrücken hält in etwas abgewandelter Form nach der Corona-Zwangspause wieder Ausschau nach großen Leichtathletik-Talenten. Veilleicht war am Dienstagnachmittag schon ein „neuer“ Raphael Holzdeppe oder eine „neue“ Christin Hussong dabei.

LAZ-Athlet Lukas Hell erklärt den Teilnehmern die richtige Stoßtechnik.

LAZ-Athlet Lukas Hell erklärt den Teilnehmern die richtige Stoßtechnik.

Foto: Svenja Hofer

In dem großen Gewusel aus kleinen Talenten in der Dieter-Kruber-Halle könnte sich womöglich der nächste Topsportler des LAZ Zweibrücken verstecken. Ähnlich eines Raphael Holzdeppe, einer Kristina Gadschiew oder Christin Hussong? Das zumindest ist die Hoffnung des Leichtathletikzentrums, das am Dienstagnachmittag in einem neuen Format des Talent-Cups wieder Ausschau nach begabtem Nachwuchs gehalten hat.

Nach der über zweijährigen Corona-Zwangspause – der letzte traditionelle Talent-Cup, bei dem Schüler der Zweibrücker Grundschulen mit ihren Lehrern zum LAZ kamen, fand Ende 2019 statt – „konnten wir das neue Konzept, dass wir vor der Pandemie schon angekündigt hatten, nun umsetzen“, erklärt der LAZ-Vorsitzende Alexander Vieweg, der zufrieden verfolgt, wie die etwas aufgeregten, aber auch motivierten Kids von Vorstandskollege Thomas Beyerlein am Mikrofon, zugleich Präsident des Leichtathletikverbands Pfalz, in der Halle von Station zu Station geschickt werden.

Erstmals hat das LAZ selbst vor dem eigentlichen Talent-Cup eine Sichtung in elf Grundschulen in Zweibrücken und Umgebung durchgeführt. Unter der Federführung von Katrin Krause und Ulrike Beyerlein besuchten von Januar bis März immer mindestens zwei Trainer die insgesamt rund 25 dritten und vierten Klassen im Sportunterricht. Auch Speerwerferin Christin Hussong, die nach dem Abschluss ihres Gesundheitsmanagement-Studiums im vergangenen Sommer mittlerweile in Teilzeit beim LAZ angestellt ist, dort vornehmlich Vieweg im Marketing unterstützt, war in der einen oder anderen Klasse mit dabei. Dort haben die LAZ-Trainer und -Athleten mit den Kindern Sprint-, Sprung- und Wurftests durchgeführt. „Zudem haben wir uns gemeinsam erwärmt, dabei konnten wir die Koordination und Beweglichkeiten der Kinder anschauen“, erzählt Hussong. „Das war sehr zeitaufwendig, wurde von den Lehrern und Schülern aber sehr gut angenommen“, sagt Krause. Rund 500 Kinder haben die LAZler unter die Lupe genommen. In einem nächsten Schritt wolle das Leichtathletikzentrum auch in die ersten und zweiten Klassen gehen. „Wir wissen, dass wir in Zweibrücken, wo die Kinder mit Geburt oft schon in zwei Vereinen sind, eine große Konkurrenz haben“, erklärt Vieweg, dass man bei den Talenten am besten frühzeitig das Interesse für den Sport weckt.

Der neunjährige Jan zeigte nicht nur beim schnellen Rundlauf über die Bananenkisten seine gute sportliche Veranlagung.

Der neunjährige Jan zeigte nicht nur beim schnellen Rundlauf über die Bananenkisten seine gute sportliche Veranlagung.

Foto: Svenja Hofer

Obwohl beim LAZ, was den Jugendbereich betrifft, in den zurückliegenden Jahren eigentlich keine Delle entstanden ist, werden dort gerade in der Spitze doch Probleme sichtbar. „Wen wir über die Coronazeit verloren haben, das sind die Kinder vom Talent-Cup 2019. Das ist echt schade“, sagt Krause, „da waren einige richtige gute Talente dabei, von denen nur drei, vier hängen geblieben sind“. Grundsätzlich aber habe das LAZ „genug Nachwuchsathleten, uns fehlt jedoch so ein Raphael oder eine Christin“, sagt Krause. „Wenn die beiden mal aufhören, haben wir dahinter gerade niemanden“, verdeutlicht auch Vieweg die Lücke vor allem im U20/U18-Bereich. „Wir sind nicht der typische Freizeitsport, wir sind eher leistungsorientiert. Bei gleichbleibenden Mitgliederzahlen ist die Fluktuation da schon recht groß.“ Erfolge bräuchten auch eine gewisse Anlaufzeit – und demnach Motivation und Ausdauer. Über den neuen Weg der Talentsichtung erhofft sich Vieweg, womöglich den einen oder anderen jungen Athleten zu finden, der diese Grundvoraussetzungen mitbringt.

Dass das LAZ diesen großen Aufwand stemmen kann, hänge auch mit der guten Entwicklung der Personalstruktur im Verein zusammen, wie Vieweg betont. Waren es bis vor drei Jahren mit Andrei Tivontchik (seit 2004) und Alexander Gakstädter (seit 2015) lediglich zwei hauptamtlich angestellte Trainer, so sind an dem Bundesstützpunkt und Landesleistungszentrum in Zweibrücken seither mehrere Teilzeitstellen geschaffen worden. Mit Ulrike Beyerlein, Kathrin Krause, mit Viewegs Schwester Janine, die auch beim Landessportbund als Nachwuchstrainerin Wurf arbeitet, mit Christin Hussong und FSJ-lerin Jule Glaßer „haben wir den Luxus, morgens in die Schulen gehen zu können, den andere Vereine vielleicht nicht haben“.

Und so haben aus dieser ersten Sichtung nun etwa die besten 150 Schüler eine Einladung zum Talent-Cup erhalten, rund 50 haben sich letztlich angemeldet. Und sich am Dienstagnachmittag in der Dieter-Kruber-Halle versammelt, um dort einen Vierkampf aus 20-Meter-Sprint mit Anlauf, Weitsprung, Bananenkisten-Rundlauf als Vorstufe zum Hürdenlauf und Kugelstoßen mit kleinen Medizinbällen zu absolvieren. „Leichtathletik ist ein Wettkampfsport. In diesem Format können die Kinder das ausprobieren und sehen, ob das was für sie ist“, erklärt Hussong und fügt an: „Wir hoffen, dass sie die Freude und den Spaß an dem Sport entdecken.“

Mit großem Eifer durfte auch der neunjährige Jan von der Sechsmorgen-Grundschule sein Bewegungstalent in der LAZ-Halle unter Beweis stellen. Der „Weitsprung“ habe ihm dabei am meisten Spaß gemacht, erklärt Jan, der bereits klettert und Fußball spielt – und nun auch in die Leichtathletik reingeschnuppert hat.

Bei LAZ-Trainer Alexander Gakstädter konnten die Kids nach den vier Talent-Cup-Stationen in den Stabhochsprung reinschnuppern.

Bei LAZ-Trainer Alexander Gakstädter konnten die Kids nach den vier Talent-Cup-Stationen in den Stabhochsprung reinschnuppern.

Foto: Svenja Hofer

Nachdem sich die Anspannung des kleinen Mehrkampfes gelegt hatte, die vier Stationen absolviert waren, nutzten viele der Kids die Zeit bis zur Ergebnisverkündung dazu, sich an weitere Disziplinen - wie den Stabhochsprung beim sportlichen Leiter und Trainer Alexander Gakstädter oder an verschiedene Wurfgeräte –heranzutasten.

Und wer weiß, vielleicht entpuppt sich einer der kleinen Talente in ein paar Jahren als der nächste internationale Top-Athlet beim LAZ Zweibrücken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort