Radlerfreunde Homburg Ungewisse Zukunft für den Aktiven-Radsport

Homburg · Die Radlerfreunde Homburg kämpfen nicht erst seit der Corona-Pandemie mit Nachwuchsmangel. Vor vier Jahren fand zudem letztmals das traditionelle Pfingstrennen statt. Der langjährige Vorsitzende Bernhard Walzer hofft, diese Krise zu überstehen.

 Lange Zeit gehörte das traditionelle Pfingstrennen der RF Homburg fest zum Radsportkalender. Über 300 Fahrer waren stets am Start. Seit 2017 ruht die Veranstaltung jedoch. Corona macht es nicht leichter, Wettkämpfe und Tourenfahrten auf die Beine zu stellen.

Lange Zeit gehörte das traditionelle Pfingstrennen der RF Homburg fest zum Radsportkalender. Über 300 Fahrer waren stets am Start. Seit 2017 ruht die Veranstaltung jedoch. Corona macht es nicht leichter, Wettkämpfe und Tourenfahrten auf die Beine zu stellen.

Foto: HAgen/Markus Hagen

Es ist ruhig geworden um den einstigen Vorzeige-Radsportclub im Saarland: die Radlerfreunde Homburg. Nicht nur durch die traditionellen Radrennen am Pfingstmontag, zahlreiche Nachwuchsveranstaltungen mit Renntagen im Erbacher Gewerbegebiet, sondern besonders durch Andreas Walzer, den Sohn des langjährigen RF-Vorsitzenden Bernhard Walzer, hat sich der Verein einen Namen gemacht. Durch die Erfolge auf der Bahn sorgte Andreas Walzer bundesweit für Schlagzeilen. Mit dem deutschen Bahnrad-Vierer wurde er 1991 Weltmeister in der 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung. Ein Jahr später folgte für den ehemaligen Profi in Barcelona sogar der Olympiasieg in dieser Disziplin.

Nicht erst durch die Corona-Pandemie ist es bei den Radlerfreunden Homburg allerdings zuletzt in sportlicher Hinsicht still geworden. Schon vor drei Jahren musste der Radsportrenntag, bei dem stets über 300 Rennsportler aus dem gesamten Bundesgebiet, aus Frankreich und Luxemburg nach Reiskirchen kamen, abgesagt werden. „Solch ein Großereignis können wir immer nur durch die Unterstützung vieler fleißiger ehrenamtlicher Helfer aus unserem Verein und mit vielen Freunden durchführen“, erklärt Bernhard Walzer. Doch vor drei Jahren fanden sich nicht ausreichend Helfer – und so musste der Verein schweren Herzens den Renntag absagen. Seither wurde der Renntag an Pfingstsonntag auch nicht wiederbelebt. Im vergangenen Jahr kam erschwerend die Corona-Krise dazu, sodass an eine Radsportveranstaltung überhaupt nicht zu denken gewesen sei. Das gleiche Schickal ereilte auch den Nachbarverein RV Blitz Oberbexbach, dessen Radrenntag am Pfingstmontag ebenfalls Corona zum Opfer fiel.

Und dabei habe es der Sport ohnehin schwer. „Der Radrennsport ist ein sehr trainingsintensiver und mit Sicherheit auch kein billiger Sport. Es wird immer schwieriger, junge Menschen dafür zu interessieren“, sagt Berndhard Walzer, seit über 30 Jahren Vorsitzender der Radlerfreunde Homburg. Die Zahl der aktiven Sportler – von der Jugend bis zu den Senioren – im Verein sank von Jahr zu Jahr. Über 30 Fahrer nahmen vor Jahren an den Rennen teil. Inzwischen ist die Zahl auf 15 gesunken. „Nun kam noch Corona dazu. Es gab keine Rennen mehr. Nun bin ich gespannt, wie sich dies nicht nur bei uns, sondern auch bei anderen Vereinen weiterentwickelt.“ Die stark sinkende Zahl an Aktiven bei den Radsportlern gelte nicht nur für die Straßenfahrer, sondern auch für den Bereich Mountainbike.

Die Radlerfreunde Homburg stehen aber nicht nur für den Leistungs-, sondern auch für den Breitenradsport. „Radtourenfahren“, bei dem verschieden lange Strecken abgefahren werden, erfreue sich einer großen Beliebtheit. Auch die RF Homburg boten stets eine Radtouristik-Veranstaltung an. Doch 2020 gab es auch diese Veranstaltung nicht mehr. „Wir stecken schon in einer Krise. Irgendwie müssen wir hier durch“, hofft Walzer mit einem wehmütigen Blick zurück, dass die Radlerfreunde nach Corona wieder aktiv werden können.

Die erfolgreichen Zeiten der Radlerfreunde stützen sich dabei nicht nur auf Andreas Walzer, wie beim Blick in die Geschichte des 1964 gegründeten Vereins zeigt. Schon im ersten Jahr wurde Bernhard Walzer auf der früheren Bahn am Saarbrücker Schanzenberg Saarlandmeister. Der damalige Vorsitzende der Radlerfreunde Homburg hieß Ernst Schröder, der später den RC Endspurt Sanddorf gründen sollte. Bis 1970 sammelte Bernhard Walzer nicht weniger als 32 Titel bei Saarlandmeisterschaften auf Bahn und Straße. Die Mitgliederzahl des Vereins stieg zwischendurch auf über 200 an. Aktuell sind es immerhin noch 160. „Die Mitgliederzahl ist noch stabil, aber es kommen keine neuen mehr nach“, erklärt Walzer.

Die erfolgreichste Zeit der RF Homburg begann ab den 70er-Jahren. 1974 startete Nachwuchsfahrer Andreas Walzer, heute Ehrenmitglied, seine so erfolgreiche Karriere. Schon im Alter von vier Jahren bestritt er sein erstes Rennen. Viele Siege auf Saar- und Südwestebene sammelte er bis zu den größten Erfolgen Anfang der 1990er Jahre bei WM und Olympia. Auch auf der Straße sorgte er für herausragende Leistungen. 1993 wurde Andreas Walzer Vize-Weltmeister mit dem Straßenvierer. 1997 und 1999 zeigte er als deutscher Meister sein Können im Einzelzeitfahren. Dazu kamen Etappensiege bei verschiedenen Rundfahrten, wie bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt, der Tour de Langkawi, der Tour de Mosel oder der Slowakei-Rundfahrt. Als Profi fuhr Walzer unter anderem für Continentale Dortmund und das Team Gerolsteiner. Im Nachwuchsbereich war für die Radlerfreunde Homburg ein Juniorenteam in der Bundesliga aktiv. Viele Siege und Podestplätze fuhren auch die Aktiven- und Seniorenfahrer auf Saarebene sowie bei Rennen über die Landesgrenzen hinaus ein.

 Seit über 30 Jahren ist Bernhard Walzer, Betreiber eines kleinen Radsportgeschäfts in Erbach, Vorsitzender der Radlerfreunde Homburg.

Seit über 30 Jahren ist Bernhard Walzer, Betreiber eines kleinen Radsportgeschäfts in Erbach, Vorsitzender der Radlerfreunde Homburg.

Foto: Hagen/Markus Hagen

Wenn die Homburger an diese Erfolge auch nicht mehr anknüpfen können, so sind sie doch nicht gänzlich von der Bildfläche verschwunden. Sie engagieren sich auch im sozialen Bereich. Seit einigen Jahren gibt es in Erbach eine Werkstatt, in der unter fachlicher Anleitung Räder repariert werden. Das Angebot richtet sich an Menschen, die sich aus finanziellen Gründen kein Auto leisten können, und mit dem Rad mobil sein wollen. „Die Glanzzeiten unseres Vereins sind sicherlich schon einige Zeit her. Es gilt sich auf die Gegebenheiten, wie Corona einzustellen“, sagt Bernhard Walzer. Und wenn es auch ruhig geworden ist um die Radlerfreunde, so denkt der Vorsitzende auch in diesen schwierigen Zeiten keinesfalls daran, den Verein aufzugeben.

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