Leichtathletik Nach Olympia 2024 ist „definitiv Schluss“

Zweibrücken  · Stabhochspringer Raphael Holzdeppe vom LAZ Zweibrücken will seine Karriere bis zu den Sommerspielen in Paris fortsetzen. Der 31-Jährige stellt aber bereits die Weichen für die Zeit nach dem Sport.

  Die noch immer währende Faszination für den Stabhochsprung soll Raphael Holzdeppe bis zu den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris tragen. 

Die noch immer währende Faszination für den Stabhochsprung soll Raphael Holzdeppe bis zu den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris tragen. 

Foto: dpa/Bernd Thissen

Raphael Holzdeppe will weiterfliegen. Bis 2024. Bis zu den Olympischen Sommerspielen in Paris. „Danach ist definitiv Schluss“, bestätigte der Stabhochspringer vom Leichtathletikzentrum (LAZ) Zweibrücken gegenüber der Onlinesendung „Webtalkshow“.

Olympia soll für den heute 31-Jährigen also der Abschied vom Leistungssport werden. Diesen will Holzdeppe aber nicht alleine erleben. „Aus meinem Wohnort Saarbrücken fährt ein TGV in einer guten Stunde nach Paris. Dann wäre auch meine Familie dabei. Und meine Freunde. Das wäre auch für sie ein schöner Abschluss“, sagte der LAZ- Athlet Moderator Nico Gutjahr.

Dreieinhalb Jahre sind es noch bis zu den Sommerspielen. Holzdeppe wäre dann fast 35 Jahre alt. Eine lange Zeit für die körperlich extrem intensive Sportart, die der Zweibrücker betreibt. „Ich liebe Stabhochsprung – aber ja, eine beschissenere Sportart für den Körper gibt es eigentlich nicht“, räumte Holzdeppe ein. „Bei jedem Sprung werden die Schulter und der untere Rücken extrem in Mitleidenschaft gezogen. Da wirkt das acht- bis zehnfache des Körpergewichts auf die Sportler.“ Dennoch sei er zuversichtlich, im Olympia-Jahr 2024 an den Start gehen zu können. „Ich weiß, was meinem Körper gut tut, habe in den letzten zwei Jahren mein Training umgestellt und fühle mich sogar besser als vor vier oder fünf Jahren“. Risiken möchte der Weltmeister von 2013 aber keine eingehen. „Nach dem Ende meiner Karriere habe ich wenn es gut läuft noch 50 Jahre zu leben. Und die möchte ich uneingeschränkt verbringen. Ich will unbeschadet aus dem Leistungssport ausscheiden.“

Ob Holzdeppe bis Paris sein Leistungsniveau wird halten können, sei schwer abzuschätzen absehbar. Allerdings sieht er das Ende der sportlichen Fahnenstange bei sich auch mit 31 Jahren noch nicht erreicht. „Es ist wichtig, ehrlich mit sich zu sein. Man sollte sich keine Ziele setzen, die der Körper gar nicht mehr erreichen kann. Das führt nur zu Frust. Was ist noch möglich – ist die Frage, die ich mir zu Beginn jeder Vorbereitung stelle“, erklärte der LAZ-Athlet. Und wie lautet seine Antwort. „Ich muss heute anders trainieren als mit Anfang 20. Aber ich habe auch zehn Jahre mehr Erfahrung. Mein Ziel ist definitiv, meine persönliche Bestleistung nochmal anzugreifen.“ Diese liegt bei 5,94 Metern, aufgestellt bei den deutschen Meisterschaften 2015 in Nürnberg.

Der Zweibrücker glaubt, dass er seine Bestmarke bereits in diesem Jahr hätte knacken können. „Bis Ende März war ich mir sicher, dass es funktioniert, dann kam Corona und es sah mit der Form nicht mehr so rosig aus“, haderte Holzdeppe. Doch die Trainingsleistungen zuvor hätten ihm gezeigt, „dass es noch in meinem Körper steckt. Dass ich mindestens so hoch springen kann wie vor ein paar Jahren.“

So stand für den LAZ-Athleten 2020 eine Bestleistung von 5,76 Metern zu Buche. Sein größter und zehn Jahre jüngerer nationaler Konkurrent, Bo Kanda Lita Baehre, übertrumpfte ihn um fünf Zentimeter.

Auch wenn das Ende seiner sportlichen Laufbahn erst langsam am Horizont auszumachen ist, bereitet sich Holzdeppe bereits gewissenhaft darauf vor. Sein Bachelorstudium (Marketing) sei in der Corona-Pause gut vorangeschritten. Aktuell absolviert er ein dreimonatiges Praktikum beim Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05. „In akademischer Hinsicht hat mich die Corona-Krise vorangebracht. Normalerweise wäre ich im Dezember im Trainingslager in Südafrika“, sagte der Zweibrücker. Weil sich früh abzeichnete, dass daraus nichts wird, habe er in Absprache mit seinem Trainer Andrei Tivontchik Bewerbungen geschrieben „und glücklicherweise war Mainz 05 verrückt genug mich anzunehmen“ erklärte Holzdeppe mit einem Schmunzeln. Von seinen Erfahrungen in der Geschäftsstelle des Fußball-Bundesligisten versuche er „das eine oder andere mitzunehmen für die Leichtathletik“, aber auch „etwas von meinen Erfahrungen aus der Leichtathletik in den Fußball zu geben“.

Mit Moderator Gutjahr plauderte Holzdeppe aber auch über seine frühesten Anfänge in der Leichtathletik – und welche Rolle seine Mutter dabei spielte. Nachdem Holzdeppe als Grundschüler beim Talentcup des LAZ Zweibrücken dritten Platz belegt habe, habe er das Angebot des Vereins, dem LAZ beizutreten nämlich zunächst „kurz und knapp mit Nein beantwortet“. Ein halbes Jahr habe ihn die Mama anschließend bearbeitet, um ihn umzustimmen. „Da war glaube ich auch eine Menge Eigennutz dabei. Ich war ein sehr aktives Kind, habe Judo und Kunstturnen betrieben. Aber trotzdem hatten meine Eltern ihre liebe Mühe mich auszupowern. Sie haben wohl gedacht: Wenn er jetzt noch mit Leichtathletik anfängt haben wir abends mehr Ruhe“, erzählte Holzdeppe lachend. Dass er sich dann auf den Stabhochsprung fokussieren würde, habe sich indes schnell herauskristallisiert: „Ich war kein guter Langläufer und konnte noch schlechter werfen. Alles was ich wegwerfe, landet praktisch vor meinen Füßen. Aber ich konnte gut springen und sprinten“. Vom Stabhochsprung sei er dann „vom ersten Mal als ich es ausprobiert habe fasziniert“ gewesen. Und diese Faszination soll Raphael Holzdeppe noch lange tragen. Bis zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris.

Das komplette Interview mit Rafael Holzdeppe gibt es im Internet unter www.webtalkshow.de und auf dem Youtube-Kanal der Sendung.

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