Qualität und Charakter entscheiden

Zweibrücken. In den letzten Minuten der der Saison hat sich der SV 64 Zweibrücken in der Handball-RPS-Oberliga noch die Meisterschaft und den Aufstieg in die Dritte Liga gesichert.

 Nach der Haßlocher Niederlage schreien die SV-Spieler ihrer ganze Freude heraus. Foto: Marco Wille

Nach der Haßlocher Niederlage schreien die SV-Spieler ihrer ganze Freude heraus. Foto: Marco Wille

Foto: Marco Wille

Voraussetzung war die Niederlage des Tabellenführers TSG Haßloch. Merkur-Redakteur Werner Kipper sprach nach dem Triumph mit dem Trainer des SV 64, Stefan Bullacher.

War die spontane Meisterfeier noch bewegender als vor zwei Jahren, als Ihre Mannschaf vorzeitig als Meister feststand?

Stefan Bullacher. Vor zwei Jahren gab es ja durch den Sieg der VTZ-Saarpfalz gegen Haßloch am vorletzten Spieltag auch eine tolle Spontanparty. Allerdings hatten wir damals die Gewissheit, dass wir am letzten Spieltag zu Hause gegen den Tabellenletzten Moselweiß selbst alles klar machen können. Der Moment in der Halle in Illtal, als wir vom Haßlocher Ergebnis hörten, war deshalb wesentlich bewegender und emotionaler. Da haben sich erwachsene Männer weinend vor Glück in den Armen gelegen.

Haben Sie insgeheim noch mit dem Titel gerechnet, noch an einen Patzer von Haßloch geglaubt?

Bullacher: Ich bin mit dem Trainer der SF Budenheim befreundet, und er hat mir nach unserem Sieg gegen Haßloch versprochen, dass, wenn wir keine Punkte mehr liegen lassen, sie am letzten Spieltag das Ding für uns entscheiden. Er ist ein völlig verrückter und besessener Taktikfuchs.

Was hat Ihre Mannschaft in der Rückrunde so stark gemacht?

Bullacher: Wir sind nach den Ausfällen von Thomas Zellmer, Torben Rixecker, Nils Kawolus, Daniel Sorg und Dominik Schweizer nicht verzweifelt, sondern noch enger zusammengerückt. Die Situation mit nur noch sieben Aktiven und fünf Jugendspielern im Kader hat schon sehr an das Aufstiegsjahr 2012 erinnert. Es gab eine klare Hierarchie mit Führungsspielern, die wussten, was sie wollten. Neben der Qualität spielte hier der Charakter des Teams eine ganz entscheidende Rolle.

Wie haben Sie Ihre Spieler ständig motiviert, oder war der Ein-Punkt-Rückstand schon Nervenkitzel genug?

Bullacher: Es war für uns ab Dezember ein Neuanfang. Da spielte Haßloch nur eine untergeordnete Rolle. Der Rückstand hat niemanden interessiert. Wir waren bis dahin mit uns nicht zufrieden und wollten einfach nur das Maximale aus der verkorksten ersten Saisonhälfte machen.

Was war für Sie der Schlüssel zum Erfolg?

Bullacher: Natürlich haben uns die Topleistungen der einzelnen Feldspieler, wie Tim Burkholder, Kubo Balaz, Benni Zellmer, Jerome Müller und anderen, den Weg zum Erfolg geebnet. Der Kopf, das Herz und der Antreiber dieser Truppe war aber immer Aris Wöschler. Er hat in jedem Training und Spiel Leistung gefordert und erbracht. Dass Marian Müller nach seiner vierjährigen Verletzungsodyssee wieder zu alter Stärke gefunden hat und Jonas Denk nach langem Leistungstief wieder zur Stütze wurde, war ein Segen für die Mannschaft.

Ohne die Leistungen der übrigen Spieler zu schmälern: Gehörte Torhüter Ladislav Kovacin zu den Erfolgsgaranten?

Bullacher: Ladi war der überragende Torwart der Oberliga. Er hat unserer Abwehr Stabilität verliehen und ist somit der Vater des Erfolgs. Er ist sicherlich der beste Torwart, den ich in den vergangen 19 Jahren trainieren durfte. Ein sportlich, wie menschlich absoluter Glücksfall für unseren Verein. Von ihm können unsere sehr talentierten Nachwuchskeeper viel lernen.

Welche Genugtuung beschleicht Sie nach dem erneuten Aufstieg?

Bullacher: Dass man sich mit Geld nur bedingt Erfolg kaufen kann. Ich zitiere da gerne den Manager der TSG Haßloch nach dem verpassten Aufstieg: "Wen sollen wir denn noch verpflichten, um aus dieser Liga rauszukommen?"

Haben Sie schon insgeheim im Kopf die Dritte Liga schon eingeplant?

Bullacher: Die Planungen für eine Saison beginnen im Dezember, und zu diesem Zeitpunkt war die Dritte Liga weit weg. Es war uns wichtig, dass wir Spieler für uns begeistern, die an das Projekt "SV 64" und an dessen Zukunft glauben. Wir wollten keine Spieler, die nur Zusagen für eine Spielklasse und nicht für die Menschen und den Verein geben können. Deshalb war unser Plan für die Dritte Liga und die RPS-Oberliga der gleiche. In Michael Mathieu (TV Homburg), Florian Enders (TV Bitburg) und Dorian Vallet (HF Merzig/Brotdorf) haben wir diese Spieler gefunden.

Mit dem Aufstieg haben Sie sich eine gute Verhandlungsposition mit neuen Spielern geschaffen. Welche Verstärkungen oder Ergänzungen streben Sie an?

Bullacher: Wir zocken nicht mit der Dritten Liga. Es kann zwar durchaus sein, dass uns noch ein oder zwei Spieler verstärken werden. Aber das hat nichts mit dem Aufstieg zu tun. Wir sind zwar in Gesprächen, aber wir würden auch dem jetzigen Kader unser volles Vertrauen schenken.

Welche Lehren ziehen Sie aus der ersten Drittliga-Saison?

Bullacher: Dass Erfahrung Gold wert ist. Sowohl wir als auch die VTZ-Saarpfalz haben in der Rückrunde mehr Punkte geholt als in der Hinserie. Wir nehmen unsere Erkenntnisse aus dem vorletzten Jahr mit. Die kann uns keiner nehmen. Wenn die Zweibrücker Zuschauer weiterhin unsere Heimspiele zur Festung machen, dann schaffen wir es.

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