WM-Erinnerung Plötzlich neben dem Fifa-Präsidenten

Zweibrücken · 1986 erlebte der VTZ-Fechter Volker Petri die Fußball-WM vor Ort in Mexiko. Nicht nur der Stadionbesuch ist ihm in besonderer Erinnerung geblieben.

 Volker Petri Mexiko 1986

Volker Petri Mexiko 1986

Foto: Volker Petri/Petri

Denkt Volker Petri an den deutschen WM-Gruppengegner Mexiko, dann kommen bei der Fechtlegende der VT Zweibrücken ganz besondere Erinnerungen hoch. Vor mittlerweile 32 Jahren erlebte er bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1986 in dem mittelamerikanischen Land ein Spiel der deutschen Elf live vor Ort. Damit allein war das unvergessliche Erlebnis aber noch lange nicht zu Ende.

Dabei war der Grund für die Mexiko-Reise noch nicht einmal das Fußball-Großereignis selbst. Petri war dort mit einer rund 20-köpfigen Gruppe dienstlich unterwegs. „Zunächst dachte ich noch: Oh je, Mexiko. Denn dort fanden 1985 schwere Erdbeben statt“, blickt Petri zurück. Davon hätten die Touristen und Fußballfans aber nichts mehr zu sehen bekommen. „Die Fassaden waren zugespannt“, erklärt der 74-Jährige. In dem Reisepaket durch Mexiko war auch ein Besuch des Deutschlandspiels gegen Uruguay enthalten. Ein 1:1 bekamen die Zuschauer dort zu sehen. Klaus Allofs hatte den frühen Führungstreffer des Gegners kurz vor Schluss ausgeglichen. Fast mit anhören konnte Petri im Estadio Corregidora Queretaro die Anweisungen von Bundestrainer Franz Beckenbauer. „Wir saßen vielleicht 20 Meter von ihm weg“, erzählt er von seinem Platz in der ersten Reihe.

„Eigentlich hatte es gehießen, wir würden am Abend Franz Beckenbauer auch persönlich treffen, aber kurzfristig hat das dann doch nicht geklappt“, sagt Petri. So wurde die deutsche Gruppe spontan ins Quartier der schottischen Nationalmannschaft eingeladen. Dort war an diesem Abend auch eine Delegation der Fifa zu Besuch, als Ehrengast der damalige Präsident Joao Havelange  (von 1974 bis 1998). „Und plötzlich hat er neben mir gesessen – warum er mich ausgewählt hat, weiß ich nicht“, blickt Petri lachend zurück. Er kann sich auch noch daran erinnern, wie gut Havelange deutsch gesprochen hat. „Er war sehr zugänglich. Er hat mich gefragt, warum ich kein Fußballer bin. Und er hat mir die Visitenkarte  seiner Sekretärin gegeben und meinte, wenn ich mal Tickets für ein Spiel brauche, könne ich mich bei ihr melden.“ Dazu kam es allerdings nie. „Ich hätte vielleicht dazu sagen sollen, dass sie mir dann auch den Flug dazu buchen müssen“, sagt Petri kopfschüttelnd und ergänzt: „So einfach geht das für unsereins ja nicht – einfach um die ganze Welt zu reisen.“

In positiver Erinnerung sind Volker Petri auch die gastfreundlichen Mexikaner geblieben.  „Die Deutschen hatten damals bei den Mexikanern ein sehr hohes Ansehen.“ Deren Fans hätten im Stadion stets für die deutsche Elf gejubelt. „Es war wirklich der Wahnsinn, was auch in der Stadt los war“, ist Petri noch immer fasziniert von all den Eindrücken, die er damals sammeln durfte. „Direkt am Hotel war eine große Fanmeile. Das muss man sich vorstellen, wie eine proppenvolle Champs-Élysées.“ An allen Ecken hätten Gruppen Musik gespielt, stets sei man von Menschen umringt gewesen. Als dann die mexikanische Nationalelf 1:1 gegen Paraguay spielte, „sind alle komplett ausgeflippt. So etwas habe ich noch nie gesehen. Da war wirklich alles auf der Straße. Man hätte meinen können, es wäre das Endspiel.“ Und all das ganz ohne Aggressionen, ohne großes sichtbares Polizeiaufgebot oder Sicherheitsvorkehrungen.  „Es war alles so human und freundlich“, sagt Petri und klingt beim Gedanken an die heute notwendigen Sicherheitsmaßnahmen bei Großveranstaltungen und das mulmige Gefühl, das einen in großen Menschenmengen beschleichen kann, ein wenig wehmütig.

In Mexiko seien plötzlich auch alle Warnungen bezüglich Hygienehinweisen über Bord geworfen worden. An einem Kreisel, erinnert sich Petri, stand eine Gruppe Mexikaner, die Tequila rumreichte. „Anstandshalber musste man doch mitmachen“, erzählt der Zweibrücker. Wildfremde Menschen lagen sich damals in den Armen: „Ich hatte plötzlich sogar ein fremdes Baby auf dem Arm – total verrückt“, so Petri. Er erinnert sich sehr gerne an die „unglaubliche Gastfreundschaft“ der Mexikaner zurück: „Sobald die gehört haben, wir kommen aus Deutschland, waren wir die Könige. Es war ein Wahnsinnserlebnis.“

Dabei ist Petri in seiner aktiven Zeit als Sportler selbst viel herumgekommen in der Welt. Er hat sogar mit IOC-Präsident Thomas Bach, der 1976 mit dem Team Fecht-Olympiasieger wurde, schon einmal die Klingen gekreuzt. „Ich habe 3:1 geführt und dann doch noch verloren“, ärgert sich Petri heute noch über die knappe Niederlage. Doch auch er selbst hat an zahlreichen Welt- und Europameisterschaften teilgenommen, Vizemeisterschaften und Titel gefeiert. Dass die deutsche Fußballnationalmannschaft in Russland auch in diesem Jahr wieder den WM-Pokal in die Höhe strecken wird, bezweifelt Volker Petri. „Unter die besten acht ja, aber zu mehr wird es glaube ich nicht reichen.“ Allerdings habe er auch vor vier Jahren nicht mit dem Titel gerechnet. „Und wie das ausgegangen ist, wissen wir ja“, sagt er augenzwinkernd.

 An jeder Straßenecke sorgten mexikanische Musiker für gute Stimmung. Rechts die Delegation mit dem damaligen Fifa-Präsidenten Joao Havelange (2. v.li.).

An jeder Straßenecke sorgten mexikanische Musiker für gute Stimmung. Rechts die Delegation mit dem damaligen Fifa-Präsidenten Joao Havelange (2. v.li.).

Foto: Volker Petri/Petri
 Volker Petri Mexiko 1986

Volker Petri Mexiko 1986

Foto: Volker Petri/Petri
 Volker Petri verfolgte bei der WM 1986 im Estadio Corregidora Queretaro in Mexiko die Partie zwischen Deutschland und Uruguay. Von seinem Platz aus der ersten Reihe kam er bis auf 20 Meter an Bundestrainer Franz Beckenbauer (unten links) heran.

Volker Petri verfolgte bei der WM 1986 im Estadio Corregidora Queretaro in Mexiko die Partie zwischen Deutschland und Uruguay. Von seinem Platz aus der ersten Reihe kam er bis auf 20 Meter an Bundestrainer Franz Beckenbauer (unten links) heran.

Foto: Volker Petri/Petri

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