Sporthoffnung Ganz junges Talent mit gutem Gespür

Zweibrücken · Viele junge Sporthoffnungen gibt es in der Region. Der Merkur stellt einige von ihnen vor. Im 18. Teil: die zehnjährige Kutschenfahrerin Marie Reinhard.

 Souverän pilotiert Marie Reinhard ihr Ponygespann Tuelator.

Souverän pilotiert Marie Reinhard ihr Ponygespann Tuelator.

Foto: Cordula von Waldow/von Waldow

„Brrrr, langsam“, beruhigt Marie Reinhard ihr Pferd Tuelator. Die zehnjährige Pferdenärrin ist erstmals mit der Einspännerkutsche auf der alten Straße von Zweibrücken nach Contwig unterwegs. Kleine Baustellenabsperrung, blaue Mülltonne, wenden auf der Fahrbahn, sogar ein entgegenkommendes Islandpferd, das sich aufregt, meistert die junge Kutschenfahrerin mit Papa Martin als Beifahrer gelassen. „Marie hat einfach ein unglaubliches Gespür für jedes Pferd“, charakterisiert Mama Stephanie.

Die Hofenfels-Gymnasiastin ist in diesem Jahr endgültig auf den Geschmack des Kutschfahrens gekommen. Anfang Oktober spannte sie bei ihrem ersten Turnier an und fuhr in der Dressur aufs Podest.

Der Niederauerbacher Martin Reinhard fuhr schon als Junge seinen Haflinger in der Kutsche. „Damals hatte ich noch keine Ahnung, doch es ging alles gut“, erinnert er sich schmunzelnd. Als Marie geboren wurde, wechselten er und Ehefrau Stephanie sich mit reiten ab. Damit die Familie gemeinsam Spaß mit Pferden haben konnte, stieg das Ehepaar wieder auf den Kutschbock. Das kleine Mädchen durfte bereits auf dem Schoß die Leinen halten und wuchs so in den Pferdesport hinein. Kaum war sie eingeschult, absolvierte die pfiffige Sechsjährige im Fahrstall Schweickert in Pirmasens ihr Jugendfahrabzeichen. Da sie noch nicht alle Buchstaben lesen konnte, halfen gezeichnete Comics, die Fragen in der Theorie zu verstehen. Seit ihre Eltern zunehmend erfolgreicher sind, Pfalz- und Landesmeister und Mutter Stephanie mit ihrem Pony-Zweispänner sogar im Landeskader aufgenommen, wechselte auch Marie als Beifahrerin zunehmend vom Sattel oder dem Turnen auf dem galoppierenden Pferd an die Leinen.

Dabei lässt sich auch die Schleifensammlung der fast Elfjährigen sehen: 38 Schleifen, die meisten in Gold, zwei Medaillen vom Voltigieren bei der VRG und ein Pokal. „Großer Preis von Zeiskam“, steht darauf. Marie hat ihn vor drei Jahren bei ihrer letzten Führzügelklasse mit der Deutschen Reitponystute Shaleen gewonnen. Nach wie vor ist die elegante Ponystute ihr Liebling. Am liebsten fährt die junge Fahrerin jedoch zweispännig mit dem Senior Baron. „Ich bin ganz auf den Beifahrerposten verbannt“, schmunzelt die Mama. Seit dem Turnierstart im baden-württembergischen Bilfingen hören die Ponys besser auf Marie als auf sie. Das Naturtalent hat sich viel bei ihren Eltern abgeschaut. Sie trainiert hauptsächlich mit ihrer Mama Dressur und Hindernisfahren durch den Kegelparcours. „Vor dem Turnier haben wir richtig angefangen zu üben, mit Zahlen an den Hindernissen und Parcours abgehen. Außerdem die Hufschlagfiguren“, zählt Marie, die auch gerne zum Spaß spazieren fährt, auf. Anfangs hielt Mutter Stephanie noch die verlängerten Leinen in der Hand, um im Notfall eingreifen zu können, doch bald schon überließ sie ihre Ponys ganz entspannt der jungen Nachwuchsfahrerin. Besonders die kreisrunden Zirkel fielen mit der Kutsche deutlich schwieriger als im Sattel. „Beim Turnier waren sie mustergültig“, betont Stephanie Reinhard. Marie erhielt gleich bei ihrem ersten Auftritt in der Einstiegsklasse auf dem breitensportlichen Turnier die Wertnote 7,2 und wurde erst von der letzten Starterin auf den Silberrang verwiesen. Die Sorge ihrer Eltern, ob sie die rasanten, leistungswilligen Ponys im Kegelparcours würde bändigen können, erwies sich als überflüssig. Mit einem Abwurf wurde sie erste Reserve. Ziel der ehrgeizigen Sportlerin, die sich auch für Leichtathletik interessiert, ist es, in den Landeskader zu kommen. „Und bei den deutschen Jugendmeisterschaften zu starten“, ergänzt sie. Als Voraussetzung steht im Frühjahr das erste Fahrabzeichen an.

Im elterlichen Stall hilft die Zehnjährige, deren Lieblingsfächer Deutsch, Mathe und Französisch sind, beim Training der Pferde an der Longe. Besonders beschäftigt sie sich mit dem Reitpony-Jährling Nightlife. „Er kann schon Hufe geben, geht geführt vor- und rückwärts und sogar über Stangen“, freut sie sich. Neben der bilingualen Musikklasse nimmt Marie zusätzlich Gitarrenunterricht. Trotz der vielen Aufgaben mit mehrmals Kutschentraining in der Woche findet sie auch noch Zeit zum Lesen. „Bücher wie Harry Potter“, sagt sie lächelnd.

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