Pferdesport in der Corona-Krise Freie Sonntage, aber ungewohnte Sorgen

Großsteinhausen · Pferdesport: Corona trifft Steffen Hauter vom Großsteinhauserhof hart. Er hatte vor der Krise mächtig aufgerüstet.

 Steffen Hauter hat jetzt mehr Zeit, um seine beiden Nachwuchshoffnungen Zadora (rechts) und Queesy Bo auszubilden.

Steffen Hauter hat jetzt mehr Zeit, um seine beiden Nachwuchshoffnungen Zadora (rechts) und Queesy Bo auszubilden.

Foto: cvw/Cordula von Waldow

Auf dem Großsteinhauserhof scheint alles zu sein, wie immer. Pferde werden gepflegt und für die tägliche Arbeit unter dem Sattel vorbereitet. Hofbesitzer Steffen Hauter, sein Bereiter und seine Auszubildenden bewegen und trainieren die Springpferde in der Reithalle und im Gelände. Doch der große, neue Pferde-Lkw, mit dem der Pferdehändler und Profi-Springreiter sonst an rund 40 Wochenenden pro Jahr auf Turniere im In- und Ausland fährt, hat aktuell Pause. Den Unternehmer hat die Absage von Turnieren und das plötzliche Aus für den Pferdesport hart getroffen. „Wir haben mächtig aufgerüstet und wurden jetzt total ausgebremst“, erklärt Steffen Hauter. Erst im vergangenen Jahr hat er gemeinsam mit der Familie Holzer aus dem Saarland die Hauter Horses GmbH gegründet. Als Erstes wurde in eine ausgewählte Kollektion an hoch talentierten jungen und bis zur Klasse S bereits siegreichen Pferden investiert. Der Erfolg zeigte sich umgehend, denn in den Springpferdeprüfungen für Nachwuchspferde war an Steffen Hauter kaum mehr vorbeizukommen.

Mit den 14 neuen Pferden, die auf den größeren Sport vorbereitet und auf dem deutschen wie internationalen Markt, vor allem in den USA, verkauft werden sollten, hatte der 41-jährige Unternehmer in diesem Jahr große Pläne. „Wir hatten viel vor. Turniere sind für mich ja kein Selbstzweck, sondern dienen dazu, das Unternehmen durch Siege und Platzierungen bekannt zu machen, die Pferde auf ihre Aufgaben im Turniersport optimal vorzubereiten.“ Ironie des Schicksals: „Seit ich reiten darf, war ich noch nie so umfassend auf einem so hohen Niveau beritten, wie aktuell.“ Noch im Februar konnte Steffen Hauter auf großen Turnieren in den USA für sich werben und Interessenten gewinnen. Nun ist der Pferdemarkt ist vollständig eingebrochen. „Wer kauft jetzt schon ein Springpferd, mit dem er nirgends starten darf? Zumal die Menschen aktuell ganz andere Probleme haben“, sagt Hauter.

Abgesehen davon, dass keine Kunden auf den Großsteinhauserhof kommen und Steffen Hauter nirgends hinfahren kann, bleibt die Arbeit nahezu identisch. Und damit auch die Kosten: Die Pferde müssen gefüttert, beschlagen, medizinisch versorgt und trainiert werden – der Stall ausgemistet. Nicht einmal die ausgefallen Turniere schlagen zu Buche, da sich die Turnierstarts im Regelfall durch die Preisgelder finanzieren. „Natürlich haben wir ein gewisses Polster, doch lange können wir und mit uns die gesamte Branche diesen Totalausfall nicht kompensieren“, denkt der Diplomkaufmann an Kollegen in der Region wie etwa Melanie Bischoff, Andreas Rubly, Karsten Schäfer oder Hans-Günter Klein. Im Gegensatz zu der Gastronomie, die keinen Umsatztag nachholen kann, geht Steffen Hauter davon aus, dass Kunden ihren Pferdekauf lediglich aufschieben. Er verspricht: „Wenn sie dann kommen, haben wir eine top modernisierte Anlage und bestens trainierte Pferde.“ Denn nachdem in den ruhigen Wintermonaten der Stall bereits luftig ausgebaut, die Boxen vergrößert wurden, um das Wohlbefinden der Pferde zu steigern, wird aktuell der große Springplatz modernisiert und mit dem besten Reitboden versehen: Eine sechsstellige Investition.

Abseits der geschäftlichen Herausforderungen, kann Steffen Hauter den aktuellen Umständen auch etwas Positives abgewinnen. Er habe jetzt tatsächlich sonntags frei und könne sich auf dem großen Gelände in der Natur bewegen, ohne den Hof zu verlassen. Außerdem habe er so viel Zeit für die Aus- und Weiterbildung seiner Pferde, wie noch nie. Entspannung statt Leistungsdruck. Allerdings sei enorm wichtig, dass die Pferde auch andere Plätze zu sehen bekommen, lernten, sich auf eine andere Umgebung einzustellen und dennoch ihre Leistung abzurufen. Seine Hoffnung: „Vielleicht lässt sich ja an einem zentralen Ort, etwa im Landgestüt, ein Trainingsparcour aufbauen, den wir Profis dann nacheinander reiten können.“ Im Rahmen der Berufsausübung sei es ja erlaubt, unterwegs zu sein – und beim Springreiten finde ohnehin kein persönlicher Kontakt statt.

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