Reitsport Viele helfende Hände schaffen „ein Wunder“

Walshausen · Die Pfalzmeisterschaften der Vielseitigkeitsreiter drohten nach starkem Regen ins Wasser zu fallen. Durch einen Kraftakt des RSC Walshausen und die Hilfsbereitschaft der Reitergemeinschaft fanden die Titelkämpfe aber statt. Besonders mit dem anspruchsvollen Gelände hatte mancher Reiter seine liebe Mühe.

 Wunderschön – aber eben auch anspruchsvoll: Das Gelände auf der Anlage des RSC Walshausen verlangte den Reitern alles ab.

Wunderschön – aber eben auch anspruchsvoll: Das Gelände auf der Anlage des RSC Walshausen verlangte den Reitern alles ab.

Foto: Cordula von Waldow

Um ein Haar wären die Pfalzmeisterschaften Vielseitigkeit, die am vergangenen Wochenende auf der Anlage Müller des RSC Walshausen ausgetragen wurden, buchstäblich ins Wasser gefallen. In der Nacht zum Donnerstag setzte der Regen die Wiese der Geländestrecke so unter Wasser, dass sie aussah, wie ein See. Eine Katastrophe. „Wir haben die Prüfungen für den Donnerstag abgesagt und sofort 60 Tonnen Sand organisiert“, berichtet Hofherr Markus Schwender. Denn für ihn und Ehefrau Kerstin Müller-Schwender stand fest: „Absagen kommt nicht in Frage. Wir ziehen das durch.“ Mit dem Auftreiben des Sandes alleine war es freilich nicht getan. Viele helfende Hände wurden gebraucht. Und die Zahl an Unterstützern aus dem eigenen Verein, aus dem Kreis der Freunde und Kollegen und auch von der Etzenbacher Mühle habe „einem Wunder“ geglichen, schwärmt des Ehepaar.

Pünktlich am Freitagmorgen konnte das Turnier beginnen, die Jungpferdeprüfungen, Springprüfungen und Nachwuchs-Wettbewerbe fanden ebenso planmäßig statt wie die Vielseitigkeitsprüfungen. Die Pfalzmeisterschaft war gerettet.

Bereits für die Springprüfung am Samstagmorgen hielt der Boden und für das Gelände am Sonntag war das Geläuf sogar optimal. Mit einer dritten Koppel bot sich den Military-Reitern, wie die Krone des Pferdesports früher genannt wurde, ein ganz neues Streckenbild. Vom Einstieg mit einem Caprilli-Test mit Geländehindernissen über einen Geländereiterwettbewerb bis zur dreiteiligen Vielseitigkeit aus Dressur, Parcoursspringen und Geländekurs verlagerte sich das Reitgeschehen von Sonntagmorgen bis zum Spätnachmittag vollständig auf die Wiese. Zahlreiche Zuschauer neben den 500 offiziell zugelassenen säumten die Straße. Fahrradfahrer hielten an und erfreuten sich an dem schönen Bild.

„Gut gemacht. Weiter so“, ermunterten viele Reiter ihre Pferde nach jedem Sprung oder warnten mit einem „Pass auf!“ vor einer aus ihrer Sicht besonders kniffligen Aufgabenstellung. Dazu gehören bei vielen vor allem die Wasserpassage und die Gräben. Doch auch die Treppenstufe am Billard oder besonders schmale Hindernisse erforderten höchste Aufmerksamkeit. Während Baumstämme, Kisten, Bürsten, Entenhäuschen oder Tische meist als einfacher empfunden werden. Von Turnierrichter Gerd Olze gab es viel Lob für den Kurs von Stefan Odenbreit. Der langjährige Saarländische Landestrainer befand: „Sehr harmonisch, mit Rittigkeits- und Balanceabfragen. Der richtige Mix und genau die passenden Herausforderungen für jede Leistungsklasse.“ Denn selbst nach der besten Vorleistung auf dem Viereck und im Stangenmikado entschied das Gelände über die Treppchenplätze.

Für die beiden punktgleich Führenden in der Leistungsklasse 6/7 auf E-Niveau, Maike Meyer vom RFV Zweibrücken und Kerstin Hess vom RSC Walshausen, platzte hier der Traum. Während Maike Meyers Oldenburger Stute Filly ihre Reiterin mit zwei Verweigerungen im Gelände noch innerhalb der erlaubten Zeit ins Ziel brachte, verweigerte Darca Lee – das Pferd von Hess – auf halber Strecke komplett die Kooperation mit ihrer angespannten Reiterin und das Paar schied aus.

Noch ärger traf es Linn Sommer vom gastgebenden Verein, die mit ihrem Frechdachs ihren gefürchteten überbauten Graben im zweiten Anlauf gemeistert hatte, dann aber am vorletzten Hindernis aus dem Sattel glitt und damit ebenfalls ausschied. Dem siebenjährigen Sprit‘s Cobactan, Nachwuchspferd der mehrfachen Pfalzmeisterin Sandra Müller-Pröckl vom RFV Pirmasens-Winzeln, fehlt durch die Corona-Pause sowohl das Training als auch die Turniererfahrung. „Das war seit fast zwei Jahren unser erster Start, da fehlt jegliche Routine“, kommentierte sie enttäuscht über die dritte Verweigerung am Wassergraben. Cobactan sei zudem ein sehr sensibles Pferd, das unter Stress einfach gar nichts mehr mache.

Und doch gab es auch in der Region großen Jubel. Auf Rang vier in der Gesamtwertung der E-Vielseitigkeit, wurde Carolin Heinz vom RFV Zweibrücken Pfalzmeisterin der Leistungsklasse 6/7 und zwar mit ihrem Haflinger. Beherzt, mit sichtlicher Freude und großem Vorwärtsdrang, trug er seine Reiterin in nur einer Sekunde über der erlaubten Zeit fehlerfrei ins Ziel, so dass das Paar trotz zweier Abwürfe im Springparcours auf Rang vier der 29 Starter landete. „Er ist einfach total zuverlässig im Gelände“, lobte die 23-Jährige den fast 20-Jährigen glücklich.

Strahlende Augen hatte auch Luis Moser. Bei seinem ersten Start in der Vielseitigkeit überhaupt, pilotierte der in Dressur- und Springen ebenso erfahrene wie erfolgreiche 20-Jährige einer Pirmasenser Familie, der für den RV Lautertal sattelt, seinen „weißen Ferrari“ mit nur einem halben Punkt Rückstand zum Vizemeistertitel. „Es war unser erstes Turnier überhaupt, Ferrari habe ich noch nicht lange“, sagte er über den elfjährigen niederländischen Wallach.

Bei den Jungen Reitern gewann Luca Bengert vom RC Speyer mit Calypso zugleich mit der Vielseitigkeitsprüfung Klasse A** auch die Pfalzmeisterschaft. Pfalzmeisterin Junioren wurde Sophia Stolley (Pferdefreunde Fröhnerhof) mit Heebie-Jeebies. Bei den Reitern erritt sich Beate Hemmer vom RFV Neuhofen mit Get on Top den Titel vor Tochter Lisa Hemmer (25) mit Gentle Herman. Die gebürtige Zweibrückerin Xenia Kaehl-Schmitt, die für die RFG Ilsenhof-Beckingen und damit für das Saarland startet, verpasste bei ihrer ersten A**-Vielseitigkeit mit ihrem Remondo, nachdem sie sich im Gelände von Rang sechs vorgearbeitet hatte, knapp das Treppchen und wurde Vierte. Sophia Treubel vom Pfälzer Pony RFV Thaleischweiler-Fröschen vergoldete sich ihren Wieder-Einstieg nach der Corona-Pause mit ihrem zehnjährigen Chacco‘s Black Sparrow im Geländereiterwettbewerb gleich mit der sehr guten Wertnote 8,6. Auch in den Nachwuchswettbewerben konnten die Gastgeber und die Reiter der Region viele schöne Erfolge feiern (siehe Ergebnisse).

Brigitte Seidler, Präsidentin des Pferdesportverbands Pfalz, bedankte sich bei dem Ehepaar Müller-Schwender nicht nur für den enormen Aufwand an Zeit und Geld, den ein solches Turnier bedeutet: „Ich weiß, dass hier eine phantastische Nachwuchsarbeit an der Basis geleistet wird, was die zahlreichen Starter alleine für den gastgebenden Verein gezeigt haben. Die ersten Früchte können wir heute ernten, denn seit langem gibt es in der Pfalzmeisterschaft Vielseitigkeit wieder gefüllte Treppchen in jeder Altersstufe“, schwärmte sie.

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