LAZ Zweibrücken Motiviert, ehrgeizig — und ein bisschen nervös

Zweibrücken/Bremen · Erst vor zwei Jahren begann Paula Götze mit der Leichtathletik: An diesem Wochenende nimmt sie nun über die 800-Meter-Strecke an der deutschen U16-Meisterschaft in Bremen teil.

 Flott zu Fuß: LAZ-Athletin Paula Götze eilt derzeit von einer persönlichen Bestzeit zur nächsten. Der Lohn: Die Teilnahme an der deutschen U16-Meisterschaft an diesem Wochenende in Bremen.

Flott zu Fuß: LAZ-Athletin Paula Götze eilt derzeit von einer persönlichen Bestzeit zur nächsten. Der Lohn: Die Teilnahme an der deutschen U16-Meisterschaft an diesem Wochenende in Bremen.

Foto: Klaus Klein/LAZ

Der Zug Richtung deutsche Meisterschaft hatte sich schon langsam in Bewegung gesetzt, als Paula Götze im letzten Moment noch aufsprang. Die 15-Jährige vom Leichtathletikzentrum (LAZ) Zweibrücken lief vor zwei Wochen bei den Süddeutschen Meisterschaften in Koblenz über die 800 Meter nicht nur eine neue persönliche Bestzeit (2:19,78 Minuten). Sondern knackte damit kurz vor Toreschluss auch die Norm für die nationalen Titelkämpfe der Altersklasse U16 (2:21,0 min), die an diesem Wochenende in Bremen ausgetragen werden.

„Koblenz war für sie die letzte Chance, die Quali noch zu packen. Klar hat Paula sich total gefreut, es ist ihre erste DM – und ich war auch sehr stolz“, sagt ihr Trainer Klaus Klein. Schon im Mai hatte sich angedeutet, dass Götze die Norm auf der Zielgeraden zur DM noch unterbieten kann. Bei der „Langen Laufnacht“ in Karlsruhe pulverisierte die Wallhalberin ihre damalige Bestzeit um über vier Sekunden – verpasste die Norm aber noch um einen Wimpernschlag. „Das war einerseits ärgerlich. Aber auf der anderen Seite war dann die Gewissheit da: Sie kann es packen“, blickt Klein zurück. Dass seine Athletin in dieser Saison einen Leistungssprung machen würde, habe er erwartet, sagt das LAZ-Gründungsmitglied: „Aber eher, dass sie über 800 Meter eine Zeit im Bereich 2:23 erreicht – eine 2:19 habe ich ihr
– noch – nicht zugetraut.“

Eine Besonderheit an Götzes Entwicklung ist, dass sie erst vor zwei Jahren mit der Leichtathletik begonnen hat. Davor hatte sie Turnen betrieben. Einen Nachteil sieht Klein darin nicht. „Turnen kam ihr für die Sprungkraft beim Hürdenlauf zugute“, sagt der Trainer, der Vielseitigkeit bei seinen Athleten schätzt: „Meine Philosophie ist, dass es in jungen Jahren eine breite sportliche Basis braucht.“ Auch wenn sich Götze nun über die 800 Meter qualifiziert habe, sei noch nicht abzusehen, ob dies auch ihre Spezialstrecke ist. „Ich könnte sie mir auch über die 400 Meter Hürden vorstellen. Oder beim Hindernislauf. In diesem Alter muss das noch offen sein.“ Die B-Norm in einer zweiten Disziplin, die junge Athleten erfüllen müssen, sei für Götze aufgrund ihrer Vielseitigkeit kein Problem gewesen. Abgelegt habe sie diese Norm für die DM über die 300 Meter. Götze sei aber auch eine gute Werferin, Weit- und Hochspringerin, sagt Klein.

Der Trainer wird in Bremen auch dabei sein. Und das, obwohl er sich am Wochenende eigentlich noch im Urlaub auf der nordfriesischen Insel Föhr befinden müsste. Am heutigen Freitag setzt er mit einer Fähre ans Festland über und macht sich dann auf den Weg in die Hansestadt. Anschließend geht es wieder zurück auf die Insel. „Exakt so geplant war das nicht, aber ich hatte im Hinterkopf, dass es so laufen könnte“, erzählt Klein und muss schmunzeln. Die eher unfreiwillige Urlaubspause nimmt er aber gelassen hin. „Ich bin ja sowieso schon im Norden. Wenn die DM jetzt in München stattfände, wäre das nicht so angenehm. Aber ein Trainer sollte einfach da sein, wenn seine Athletin an so einem großen Ereignis teilnimmt.“

 Götze bereitet sich in Abwesenheit des Trainers selbstständig mit LAZ-Kollegin Hannah Schmitz vor. Dass sie sich an die Pläne hält, die er ihr sendet – davon ist Klein überzeugt. „Sie ist motiviert und ehrgeizig“, sagt das LAZ-Urgestein, das sich aber vorstellen kann, dass Götze „schon ein bisschen nervös“ ist.

Auf Selbstständigkeit legt der 54-Jährige, der als Mittelstrecken- und Hindernisläufer 25 Wettkampfjahre in den Beinen hat, ohnehin großen Wert. „Auf verschiedene Rennverläufe müssen die Sportler eigenständig reagieren können. Das erfordert Mut und Selbstbewusstsein.“ Bei den Süddeutschen Meisterschaften in Koblenz, als Götze Siebte wurde und die DM-Norm knackte, habe sie genau das getan. Sie sei in der ersten Runde ein hohes Tempo außerhalb ihrer Komfortzone mitgegangen, um den Anschluss an die Spitze zu wahren. Das sei die richtige Entscheidung gewesen, auch wenn Götze in der zweiten Runde an Tempo einbüßen musste, so Klein.

Ihre erste deutsche Meisterschaft könne die 15-Jährige nun „unbefangen und ohne Respekt“ angehen, sagt er. Und ergänzt: „Sie sollte sich natürlich nicht damit zufrieden geben, dass sie zur DM fährt. Aber sie kann eigentlich nichts verlieren.“ Wenn die Schülerin des Zweibrücker Hofenfels-Gymnasiums die Zeit, die sie in Koblenz lief, wiederholen könne, sei sogar der Endlauf drin, glaubt der LAZ-Trainer. Die Vorläufe der 25 Teilnehmerinnen über 800 Meter beginnen am Samstag ab 14.45 Uhr. Der Endlauf am Sonntag um 13.45 Uhr.

Als große Favoritin geht Julia Rath vom TSV Penzberg ins Rennen. Sie gewann schon die Süddeutschen Meisterschaften in Koblenz. Ihre Bestzeit liegt noch einmal über sieben Sekunden unter der von Götze. „Da weiß Paula, was sie erwartet. Sie wird den Läufen bei dieser Konkurrenz nicht ihren Stempel aufdrücken können, aber das muss sie ja auch nicht“, sagt Klein.

Und wie schätzt er die Chancen ein, dass seine Athletin bei einer DM in Zukunft auch einmal um die Spitzenpositionen mitlaufen kann? „Wir trainieren bisher vier Mal in der Woche – und nicht nur die Laufdisziplinen. Das ist vergleichsweise wenig. Wenn Paula dranbleibt, sehe ich noch viel Potenzial.“

Die Chancen scheinen also nicht schlecht zu stehen, dass Paula Götze in Zukunft nicht mehr bis kurz vor Toreschluss zittern muss, bis sie endlich den Zug zu den sportlichen Großereignissen betreten darf.

 LAZ-Trainer Klaus Klein unterbricht sogar seinen Urlaub, um bei der DM in Bremen dabei zu sein.

LAZ-Trainer Klaus Klein unterbricht sogar seinen Urlaub, um bei der DM in Bremen dabei zu sein.

Foto: Klaus Klein LAZ

Bei den U16-Meisterschaften geht auch noch ein Stabhochsprung-Trio des LAZ Zweibrücken an den Start. Jakob Legner und Julian Schunck bestreiten am Sonntag als Mitfavoriten die Konkurrenz der Jungen. Juliana Schneider geht am Samstag beim Wettbewerb der Mädchen an den Start.

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