Nie gekannte Dissonanzen

Düsseldorf · Vor der Wahl des neuen HBL-Präsidenten ist der deutsche Handball gespalten. Erst das Hin und Her um Kandidat Uwe Schwenker, dann die Hängepartie um die Lizenzerteilung für den HSV Hamburg und ihre Folgen.

Der neue Präsident steht noch nicht fest. Doch schon vor der Wahl ist gewiss, dass auf den künftigen Chef der Handball-Bundesliga HBL heikle Aufgaben warten. Im Vorfeld der heutigen Mitgliederversammlung in Düsseldorf offenbarten sich nicht gekannte Dissonanzen unter den Clubs der beiden Profiligen: pro oder kontra Uwe Schwenker - belegt durch einen anonymen Brief an alle Clubs (wir berichteten gestern) - und das Gerangel um die nachträgliche Lizenzerteilung für den HSV Hamburg .

Schon vor der Sitzung erklärte die HBL, dass die Bundesliga mit 19 Teams an den Start gehen wird. Einen Einspruch gegen die einstweiligen Verfügungen der HBW Balingen (Bundesliga-Absteiger) und der HG Saarlouis (Zweitliga-Absteiger) wird es nicht geben. Dies hatte der scheidende HBL-Präsident Witte, der seit 2008 dieses Amt bekleidete, zuvor auch angekündigt: "Es kommt nicht darauf an, ob die Liga Schwierigkeiten mit der Terminplanung hat, sondern dass die Clubs Planungssicherheit haben", sagte Witte. In der Saison 2000/2001 habe die Liga sogar mit 20 Mannschaften gespielt.

Für den HSV Hamburg hat die Rettung in letzter Minute - ermöglicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch Ex-Präsident Andreas Rudolph - ihren Preis. Sie wird den Erfolgstrainer Martin Schwalb wohl das Amt kosten. Mit der Bürgschaftserklärung in Höhe von knapp fünf Millionen Euro hätte der 59-jährige Rudolph beim HSV auch ohne offizielles Amt wieder das Sagen - und mit Schwalb verbindet ihn nicht gerade das, was man eine Freundschaft nennen würde. Schon zu sportlich erfolgreicheren Zeiten, als der HSV die Champions League, den Europapokal der Pokalsieger und den DHB-Pokal gewann und einmal auch deutscher Meister wurde, war der millionenschwere Unternehmer nie vollständig überzeugt von den Fähigkeiten des Ex-Nationalspielers. Jetzt dürfte es Club-intern wohl kaum jemand wagen, dem "Retter" in dieser Personalie zu widersprechen.

HSV-Geschäftsführer Holger Liekefett wich einem Bekenntnis zur weiteren Zusammenarbeit mit Schwalb gestern aus: "Jetzt wollen wir die Zukunft gestalten und einen genauen Plan festlegen, wer was macht." Der im Präsidium kreierte Plan, sich unabhängiger von Rudolph und seinem Bruder Matthias, Hauptgesellschafter und Mitglied des Aufsichtsrats, zu machen, ist zumindest krachend gescheitert.

Aber nur so kann der HSV weiterleben - wenn auch mittelfristig nicht auf sportlichem Top-Niveau. Zwar hatten einige Stars aufgrund des drohenden Lizenzentzugs dem Club schnell den Rücken gekehrt, nun aber herrscht bei den verbliebenen Spielern Aufbruchstimmung. Kapitän Pascal Hens, Torhüter Johannes Bitter , Hans Lindberg, Matthias Flohr, Stefan Schröder und Torsten Jansen werden wohl bleiben.

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