„Nicht leicht, auf die Tabelle zu schauen“

Zweibrücken. Eine sehr durchwachsene Vorrunde liegt hinter den Handballerinnen des SV 64 Zweibrücken. Gekennzeichnet von Verletzungspech, Niederlagenserien und einer wachsenden Unsicherheit. Dadurch ist die Oberligamannschaft in der Tabelle weit nach unten gerutscht. Kämpfen als derzeit Zwölfter um den Klassenverbleib. Trainer Rüdiger Lydorf zog im Gespräch mit Merkur -Redakteurin Svenja Hofer eine Bilanz der bisherigen Runde und sprach von der Hoffnung, die der abschließende Sieg vor der Pause dem Team gegeben hat sowie den Zielen für die Rückrunde, die am Sonntag mit dem Spiel gegen den Tabellenzweiten TV Bassenheim beginnt.

 Der Ausfall von Lucie Krein (Mitte) am dritten Spieltag war für die Handballerinnen des SV 64 Zweibrücken nur schwer zu verkraften. Sie kämpfen in dieser Runde um den Oberliga-Verbleib. Foto: Wille/pmz

Der Ausfall von Lucie Krein (Mitte) am dritten Spieltag war für die Handballerinnen des SV 64 Zweibrücken nur schwer zu verkraften. Sie kämpfen in dieser Runde um den Oberliga-Verbleib. Foto: Wille/pmz

Foto: Wille/pmz

Herr Lydorf, die bisherige Runde mit den Handballerinnen des SV 64 Zweibrücken ist bislang sicher ganz anders verlaufen, als erhofft. Wie sieht Ihr Fazit zur Pause aus?

Rüdiger Lydorf: Richtig, es war bislang ziemlich wechselhaft. Die Abgänge von Nadine Zellmer und Marion Weick (beide haben sich freiwillig in die Zweite zurückgezogen, Anm. d. Red.) sowie die Verletzung von Lucie Krein (Kreuzbandriss) am dritten Spieltag waren schon herbe Rückschläge. Es ist dann ein kleiner Selbstläufer geworden, wie es bei Siegesserien eben auch geht. Für unsere junge Mannschaft ist es dann schwer geworden, sich wieder da rauszuarbeiten. Zumal wir in den meisten Spielen über 45 Minuten mitgehalten haben und dann kurz vor Schluss unter die Räder kamen, statt den Sack zuzumachen. Das hat sich dann in eine Richtung entwickelt, die uns unten reinrutschen ließ. Allerdings haben uns die letzten beiden Spiele des abgelaufenen Jahres wieder ein bisschen Aufwind gegeben.

Um dann auf das Verletzungspech noch einen draufzusetzen, hat sich im letzten Spiel vor der Pause auch noch Torhüterin Daphne Huber verletzt. Wie lange wird sie ausfallen?

Lydorf: Dass Daphne sich den Daumen gebrochen hat, ist umso ärgerlicher, da sie in den letzten zwei, drei Spielen konstanter geworden ist. Nach den zuvor schwankenden Leistungen. Das ist auch für sie bitter. Bis Februar wird sie auf jeden Fall noch fehlen. Dennoch hoffe ich, dass wir den Aufwind mitnehmen können. Ebenso hoffe ich, dass Torhüterin Jana Specht, die die komplette Hinrunde ausgefallen ist, wieder zurückkommt und der Mannschaft Rückhalt geben kann.

Welche Rolle hat im Laufe der Saison dann auch die wachsende Unsicherheit gespielt?

Lydorf: Eine große Rolle. Das Selbstbewusstsein, gerade der jungen Spielerinnen, die eine solche Situation noch nicht kennen, war doch angeknackst. Es wurde immer schwieriger für sie, noch an sich zu glauben. Vor allem, weil wir jedes Mal das Spiel offen gestalten konnten, und es dann wegen zwei, drei blöden Entscheidungen oder, weil man es besonders gut machen wollte, doch jedes Mal noch in die Hose ging. Nur, weil man fünf Minuten nicht zu 100 Prozent da war. Man beginnt dann irgendwann, zu viel darüber nachzudenken.

Sie haben schon erwähnt, dass es in den letzten Spielen wieder bergauf ging. Wie wichtig war dabei auch die Rückkehr von Anne Wild nach ihrer Verletzung?

Lydorf: Das war wichtig. Das haben wir nach ihrem Ausfall schon in der Rückrunde der letzten Saison gemerkt. Die verlief relativ schmerzlich nach ihrer Verletzung. Sie ist zwar schon wieder ein paar Partien dabei, hat nun langsam aber wieder zur Stabilität gefunden. Sie hilft extrem, hinten wie vorne die Lücke zu schließen, die Lucie Krein hinterließ. Sie kann helfen, die anderen mitzureißen.

Das ist sicher auch eine Entlastung für Führungsspielerin Katharina Koch?

Lydorf: Ja, Katharina muss nicht nur jedes Mal ihre Leistung abrufen, sondern es auch immer wieder schaffen, die Mannschaft mitzuziehen. Auch nach jeder Niederlage. Es ist sicher positiv, dass der Druck und die Verantwortung nun wieder auf mehrere Schultern verteilt sind.

Wie schafft man es in solchen Phasen, wie die der sieben Niederlagen in Folge, sich nicht unterkriegen zu lassen? Gibt es da Tricks zur Motivation?

Lydorf: An der Motivation hat es eigentlich nie gelegen. Jeder von uns war unzufrieden, weil wir wussten, dass wir es besser können. Das haben wir auch in der Vorbereitung und dem ersten Spiel gegen Mundenheim gezeigt. Es ist wichtig, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, dass jeder weiter an sich arbeitet und sich keinen Stress macht. Wir müssen einfach von Spiel zu Spiel denken. Für die Mädchen war es aber sicher nicht leicht, nach jeder weiteren Niederlage auf die Tabelle zu schauen. Wichtig ist es in dieser Situation, zu vermitteln, dass sie es eigentlich können. Jetzt muss es uns nur noch gelingen, das wieder konstant abzurufen. Tricks haben wir eigentlich keine. Sicher hat man das eine oder andere versucht, aber das ist schwierig. Wichtig war der Sieg vor der Pause und über Weihnachten mal abzuschalten von der bis dahin schwachen Runde, mal etwas ganz anderes zu sehen als Handball.

Wie befreiend war der knappe 29:28-Sieg im letzten Spiel vor der Pause gegen die Spitzenmannschaft aus Mainz-Budenheim, die zuvor über ein Jahr lang zuhause ungeschlagen war?

Lydorf: Dieses Erfolgserlebnis war extrem wichtig. Vor allem, dass der Befreiungsschlag mit Budenheim gegen eine der Spitzenmannschaften gelang. Es war wichtig zu zeigen: Wir stehen zu Unrecht da unten.

Was setzen Sie sich mit Ihrer Mannschaft für die Restsaison zum Ziel?

Lydorf: Wichtig wäre es zunächst, gut in die Rückrunde zu starten. Das ist entscheidend. Mit dem TV Bassenheim (derzeit Tabellenzweiter der RPS-Oberliga, Anm. d. Red.) haben wir gleich einen harten Brocken vor uns. Wir wollen dennoch schnellstmöglich den Anschluss ans Mittelfeld schaffen. Mit Mundenheim und Marpingen kommen auch schnell zwei Gegner, die um uns herum liegen. Da wären zwei Siege wichtig. Noch ist alles so eng, dass man mit zwei Siegen schnell den Anschluss nach oben schaffen kann. Genauso schnell kann es mit zwei Niederlagen aber auch ganz nach unten gehen. Wir müssen es schaffen, an die Leistungen aus den letzten beiden Spielen anzuknüpfen. Hauptziel ist ganz klar, schnell Punkte zu sammeln, um den Nichtabstieg zu erreichen.

Trauen Sie der jungen Mannschaft zu, gut mit dieser Drucksituation im Abstiegskampf umgehen zu können? Viele von ihnen kennen das Gefühl, so weit unten zu stehen ja gar nicht.

Lydorf: Das ist richtig. Vor einigen Jahren hatte die Mannschaft schon einmal so eine durchwachsene Runde, in der sie unten drin hing. Aber das haben die jetzigen Spielerinnen nicht miterlebt. Gerade die jungen sind erfolgsverwöhnt. Das ist nun ein Lernprozess. Wenn es gut ausgeht, können die Mädchen auch aus dieser Saison viel lernen. Auch an solchen Spielzeiten wächst ein Team.

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