Neuwied zu clever für die Hornets

Zweibrücken · Ein hitziges Duell haben sich der EHC Zweibrücken und der EHC Neuwied am Freitagabend im Finalhinspiel des Rheinland-Pfalz-Pokals geliefert – sowohl auf dem Eis als auch auf den Rängen. Zwischenzeitlich stand die Partie sogar kurz vor dem Abbruch.

 Gleich zwei Neuwieder Spieler nehmen EHC-Stürmer Max Dörr (Mitte) in die Zange. Foto: Wille

Gleich zwei Neuwieder Spieler nehmen EHC-Stürmer Max Dörr (Mitte) in die Zange. Foto: Wille

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Im letzten Heimspiel der Saison zeigten sich die Hornets gegen den favorisierten Oberligisten EHC Neuwied hoch motiviert. Lange Zeit agierte man mit den Bären auf Augenhöhe. Trotzdem zog der EHCZ am Ende mit 3:6 (0:2/1:2/2:2) den Kürzeren. Vor dem Rückspiel am kommenden Freitag hat Neuwied bereits eine Hand am Pott.

Mit klar verteilten Rollen ging es für die Teams ins erste Drittel. Ein Klassenunterschied war zu Beginn allerdings nur schwer auszumachen, beide Mannschaften legten ein hohes Tempo an den Tag. In Person von Josh Myers setzte der Oberligist das erste Ausrufezeichen, sein Schuss in der vierten Minute landete am Außenpfosten. Auch die Hornets versteckten sich nicht. Maximilian Dörr legte ein Zuspiel von Ben Payne knapp am Neuwieder Tor vorbei, Marc Lingenfelser (14.) hatte wenig später das 1:0 auf der Kelle, schlug aber ein Luftloch. Das rächte sich kurz vor der Drittelpause. Mit einem Doppelschlag binnen 15 Sekunden besorgten Felix Köbele und Josh Rabbani die 2:0-Pausenführung der Gäste. "Die beiden späten Gegentore waren bitter. Schließlich hatten wir bis dahin auch unsere Chancen gehabt", ärgerte sich Hornets-Trainer Richard Drewniak.

Tumulte auf den Rängen

Nach dem Wechsel kippte die Stimmung auf der Tribüne. Auslöser waren einige fragwürdige Entscheidungen der Unparteiischen, die immer wieder Zweibrücker Spieler auf die Strafbank schickten. Zu Beginn des Mittelabschnitts verteidigten die Hornets permanent in Unterzahl, minutenlang mit drei gegen fünf. "Wenn du gegen einen Oberligisten und die Schiris spielst, kannst du so ein Spiel nicht gewinnen. Im zweiten Drittel haben die jede Aktion gegen uns ausgelegt", haderte Drewniak mit dem Schiedsrichtergespann. Davon aufgestachelt wurde der Ton zunehmend giftiger. Wiederholt flogen Gegenstände aus dem EHCZ-Fanblock aufs Eis und Richtung Neuwieder Strafbank . Security und Polizei mussten beide Fanlager - rund 30 Anhänger aus Neuwied waren mit nach Zweibrücken gereist - trennen, sogar ein Spielabbruch drohte. "Leider ist das Sportliche heute zu kurz gekommen. Zweibrücken hat sich wie wild auf alles draufgestürzt. Da ging es zu wie im Wilden Westen. Aus meiner Sicht waren unsere Fans hochgradig gefährdet", kommentierte Neuwieds Trainer Arno Lörsch die Vorkommnisse. Nach dem sich die Gemüter wieder etwas beruhigt hatten, erhöhte Brian Gibbons (28.) in Überzahl auf 3:0. Zwar gelang Marc Lingenfelser (34.) im eigenen Powerplay der Anschlusstreffer, aber die Gäste antworteten postwendend durch Jens Hergt (38.), der den alten Drei-Tore-Vorsprung wiederherstellte.

Hektisch und umkämpft blieb das Pokalfinale auch im letzten Drittel. Das 2:4 durch Maximilian Dörr (47.) und das 2:5 durch Dominik Ochmann (48.) wurden zur Randnotiz. Negativer Höhepunkt war das Foul von Christian Köllner an Hornets-Abwehrspieler Tim Essig . Im Zweikampf schlug der Neuwieder seinem Gegenspieler mit dem Schläger ins Gesicht. Mit drei ausgeschlagenen Zähnen und einer gespaltenen Unterlippe wurde Essig zuerst ins Krankenhaus und später in eine Zahnklinik gebracht. Die Begegnung war daraufhin mehrere Minuten unterbrochen, das Eis musste vom Blut gesäubert werden. Unter den gut 600 Zuschauern kochten erneut die Emotionen hoch. Köllner schickten die Unparteiischen mit einer Matchstrafe vorzeitig zum Duschen. Als wieder gespielt wurde, erzielte Myers den sechsten Treffer der Bären . Den Schlusspunkt setzte Lukas Srnka, der den Puck nach feinem Zuspiel von Tomas Vodicka zum 3:6 über die Linie drückte. Und so war Trainer Drewniak mit dem Auftritt seiner Truppe trotz der Niederlage zufrieden: "Insgesamt haben wir uns heute sehr gut verkauft. Wir wollten das Spiel so lange wie möglich offenhalten, leider war unser eigenes Powerplay grottenschlecht. Im Rückspiel werden wir noch mal alles geben, für Zündstoff ist ja ausreichend gesorgt."

Meinung:

Kein Freifahrtschein zum Pöbeln

Von Merkur-RedaktionsmitgliedMartin Wittenmeier

Zwischendurch konnte man nur noch den Kopf schütteln. Was sich am Freitagabend teilweise auf den Rängen in der Zweibrücker Eisarena abgespielt hat, hatte mit Emotionen und Support der eigenen Mannschaft nichts mehr zu tun. Natürlich darf man mal pfeifen oder auch mal seinen Unmut über diese und jene Entscheidung äußern. Wenn aber permanent gepöbelt und beleidigt wird, wenn Gegenstände auf die gegnerische Strafbank fliegen, wenn der Hallensprecher wiederholt mit einem Spielabbruch drohen muss, und wenn schließlich sogar Security und Polizei eingreifen müssen, um Schlimmeres auf der Tribüne zu verhindern, dann werden Grenzen definitiv überschritten. Wieder waren es einige Wenige, die dem EHC Zweibrücken mit ihrem respektlosen Benehmen einen Bärendienst erwiesen haben. Das hat der Verein, der Woche für Woche mit tollem Eishockey begeistert, nicht verdient. Und das haben die vielen Fans, die ihre Hornets friedlich, aber nicht minder enthusiastisch unterstützen, nicht verdient.

Auch beim Eishockey gibt es keine Narrenfreiheit. Für niemanden. Wer sich eine Eintrittskarte kauft, kauft sich noch lange nicht das Recht, andere zu beleidigen und anzugreifen.

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