Naturgewalten entgegengestemmt

Kona · Der Zweibrücker Oliver Spurzem hat auch im zweiten Anlauf den Ironman auf Hawaii als Daylight-Finisher beendet. Sein selbst gestecktes Ziel, die Zehn-Stunden-Marke zu knacken, hat der 38-Jährige allerdings verpasst. Der Kampf gegen abnormen Wind und Regen hat ihm sämtliche Energie aus dem Körper entzogen.

Dass es hart werden würde, das hat Oliver Spurzem vorher gewusst. Schließlich hat der Zweibrücker den Ironman auf Hawaii nicht zum ersten Mal in Angriff genommen. Dass es aber noch härter geht als bei der Premiere im vergangenen Jahr mit der abnormen Hitze, das hat er sich nicht auszumalen gewagt. Extrem starken Winden, teilweise gemischt mit Regen , dann wieder den hohen Temperaturen mussten sich die Eisenmänner entgegenstemmen. "Meine Bestzeit konnte ich unter diesen Bedingungen am Samstag nicht verbessern", erklärt der Triathlet der Wassersportfreunde (Wsf) Zweibrücken, der eigentlich eine Zeit unter zehn Stunden anvisiert hatte. Körperlich total ausgepowert kämpfte sich Spurzem nach 3,86 Kilometern Schwimmen im Pazifischen Ozean (1:08,15 std.), 180,2 auf dem Rad (5:26,58 std.) und dem abschließenden Marathon (3:28,45 std.) nach 10:13,03 Stunden auf dem Alii Drive in Kailua Kona über die Ziellinie. Sein Minimalziel, als Daylight-Finisher anzukommen, hat er damit allerdings erneut erreicht.

Kampf gegen den Wind

Richtig gut in Position gebracht hatte sich der Zweibrücker beim Schwimmen. "Da lief es noch recht gut, ich kam fast ohne Tritte und Schläge voran", erzählt der Wsf-Triathlet. Die große Qual begann dann auf der Radstrecke. "Das war der Knackpunkt, das war unvergesslich hart", beschreibt er die Strapazen entlang der Lavafelder. Zwar blieb der ehrgeizige Athlet dieses Mal von technischen Problemen verschont - im vergangenen Jahr bremste ihn nach 30 Kilometern auf dem Rad ein Plattfuß aus - dafür "musste ich aber gegen Naturgewalten in Form eines unerbittlichen Mumuku-Windes, teilweise mit Regen gemischt, ankämpfen". Erbarmungslos kamen die Böen von vorne und saugten die Energie aus Spurzems Körper. "Teilweise trat ich 270 Watt, kam aber nur mit 23 Kilometern pro Stunde voran", schildert der Zweibrücker den Kampf gegen den Gegenwind.

Nach den gut 180 Kilometern endlich wieder in Kona angekommen, fand Spurzem einigermaßen in das Rennen zurück und lief die ersten 15 Kilometer wie geplant. Danach merkte er allerdings, dass ihn der Höllenritt auf dem Rad "sehr viel mehr Kraft gekostet hat als erwartet". Also hieß das Mantra über die restlichen quälend langen gut 27 Kilometer: "Einfach weiterlaufen so schnell es geht - und bloß nicht gehen!" Dennoch kam sich Spurzem vor, als würde er stehen, "auch wenn ich durchgehend andere Teilnehmer überholte".

Schwieriges Jahr verarbeiten

 Stolz präsentiert der Zweibrücker anschließend seine Finisher-Medaille .

Stolz präsentiert der Zweibrücker anschließend seine Finisher-Medaille .

Foto: Spurzem

Insgesamt blieb Oliver Spurzem auch in diesem Jahr im Rennen der 2000 besten Triathleten der Welt unter den Top 500, belegt in der Gesamtwertung Rang 458, in seiner Altersklasse der 35- bis 39-Jährigen Rang 102. "Grundsätzlich bin ich zufrieden, wenn man die Rahmenbedingungen auch über das gesamte Jahr betrachtet", erklärte der Bundeswehr-Hauptfeldwebel mit Blick auf die schwierige Entwicklung in beruflicher Hinsicht sowie die seinem Empfinden nach nicht ganz optimal verlaufene sportliche Saison. "Abgeschlossen habe ich das ganze noch nicht", muss Spurzem das schwierige Jahr noch verarbeiten.

Nach zwei extrem langen und kraftraubenden Saisons ist jetzt aber erst einmal Durchschnaufen angesagt. Nach der Rückkehr am Donnerstag steht Regeneration auf dem Programm. Aber nur, bis im Dezember das Training schon wieder auf Hochtouren in Angriff genommen wird. Denn der Rennkalender für 2016 "ist fast schon wieder fertig geplant". Ganz nach dem Motto: Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf. "Ich weiß, etwas irre", wo die aktuelle Saison für den 38-Jährigen mit den Strapazen von Hawaii gerade erst zu Ende gegangen ist. Ganz ohne - so groß die Qualen und Schmerzen auch sind - kann Oliver Spurzem aber dann doch nicht.

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