DFB-Elf spielt in Nordirland „Riesendruck“ für Jogis Jungspunde

Belfast · Nach der 2:4-Heimniederlage gegen die Niederlande darf sich die Nationalelf jetzt in Nordirland keinen weiteren Ausrutscher erlauben.

  Aspirin gefällig? Nach dem schlimmen Kopfweh-Auftritt beim 2:4 gegen die Niederlande treten der in der Abwehr gesetzte Niklas Süle (vorne) und seine Mitspieler mit viel Druck zum EM-Qualifikationsspiel in Nordirland an.

Aspirin gefällig? Nach dem schlimmen Kopfweh-Auftritt beim 2:4 gegen die Niederlande treten der in der Abwehr gesetzte Niklas Süle (vorne) und seine Mitspieler mit viel Druck zum EM-Qualifikationsspiel in Nordirland an.

Foto: dpa/Christian Charisius

Kurz vor dem Abflug zum „Riesendruck“-Spiel wurden Bundestrainer Joachim Löw und seine Mannschaft von Fans mit warmen Worten und viel Zuspruch aus Hamburg verabschiedet. Joshua Kimmich und Co. bedankten sich mit Autogrammen und Selfies, doch dann wollten sie die Hansestadt und die mit ihr verbundene 2:4-Pleite gegen Erzrivale Niederlande nur noch verlassen. Nächstes Ziel: Wiedergutmachung im Windsor Park von Belfast. Im richtungweisenden EM-Qualifikationsspiel an diesem Montag (20.45 Uhr/RTL) bei Tabellenführer Nordirland steht für das Nationalteam viel auf dem Spiel. „Jetzt ist ein Riesendruck da“, sagte Offensivspieler Marco Reus: „Wir müssen die Köpfe oben behalten, positiv bleiben und dann am Montag einen raushauen.“

Nach der Niederlage am Freitag gegen Oranje ist der felsenfest eingeplante Start bei der EURO im kommenden Jahr plötzlich in Gefahr. Ein Worst Case, der nach dem WM-Debakel und dem Abstieg in der Nations League fatale Folgen hätte. Kapitän Manuel Neuer versicherte, das Team würde die Lage nicht unterschätzen: „Wir wissen, dass im Fußball immer alles passieren kann, das haben wir 2018 bei der WM am eigenen Leib erlebt.“

Löw ging nach dem ersten Rückschlag seit dem im Vorjahr eingeleiteten Umbruch mit Optimismus voran: „Am Montag, da bin ich mir sicher, werden wir eine gute Reaktion zeigen.“ Dennoch nutzte der Bundestrainer den freien Samstag und die Anreise am Sonntag, um seine frustrierten Profis um Eigentorschütze Jonathan Tah „ein bisschen aufzurichten und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie es können“, wie er sagte. Doch auch Löw selbst steht unter Druck. Nach der ersten Heimniederlage in einer EM-Qualifikation seit zwölf Jahren war Kritik an Löws schwer nachzuvollziehenden Einwechslungen und der taktischen Marschroute aufgekommen. „Zu wenig Ballbesitz“ – diesen Hauptgrund hatten viele Spieler bereits nach dem Duschen ausgemacht. Die Fünfer-Abwehrkette wackelte gewaltig, die Hoheit im Mittelfeld wurde Oranje überlassen. Doch der Bundestrainer verteidigte sein 5-2-3-System gegen die Elftal: „Ich würde wieder so entscheiden.“

Gegen die tief stehenden Nordiren, die ihre ersten vier Spiele teils mit Mühe gegen die Außenseiter Weißrussland und Estland alle gewannen, dürfte Löw aber auf eine Viererkette setzen. Damit wäre Platz für einen zusätzlichen Mittelfeldspieler frei, der für mehr Kreativität sorgen soll. „Taktisch müssen wir uns etwas ausdenken“, sagte Löw.

Das hatte gegen die Niederländer, die nach dem 2:3 im Hinspiel den direkten Vergleich mit dem DFB-Team für sich entscheiden würden, nicht geklappt. Die deutschen Spieler liefen dem Ball fast nur hinterher. „Mir war das ein bisschen zu wenig Ballbesitz. Das ständige Verschieben hat Kraft gekostet“, erklärte Abwehrboss Niklas Süle die vielen Fehler in der Defensive, die durch den Ausfall von Nico Schulz (Fußverletzung) zusätzlich geschwächt ist. Auch Mittelfeldstabilisator Ilkay Gündogan (grippaler Infekt) fehlt in Belfast.

Verliert Deutschland an diesem Montagabend, werden die Diskussionen an Schärfe gewinnen. Dann würde der dritte Tabellenplatz in der Gruppe C drohen, für den es kein direktes EM-Ticket gibt. Und auch die Nordiren hoffen auf weitere Fehler in der deutschen Abwehr wie gegen Holland. „Dieser Kader hat nicht diese Erfahrung, besonders die drei Spieler hinten“, sagte Teammanager Michael O‘Neill.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort