Merkur-Kommentar zum Abstieg des SV 64 Zweibrücken Rechtens ist nicht immer gerecht
Selbstverständlich kann man argumentieren: Der SV 64 Zweibrücken hat sich die Chance auf den Klassenerhalt durch Niederlagen in Günzburg und Coburg selbst verhagelt. Und selbstverständlich kann man anführen: Der kuriose Spielmodus der sogenannten Klassenverbleibsrunde war ebenso bekannt wie der Umstand, dass gleich 26 Mannschaften den Gang nach unten antreten müssen.
Der Abstieg der SV-Handballer aus der 3. Liga entspricht den Regeln, die der Runde zugrunde liegen. Er ist also rechtens. Gerecht fühlt er sich aber nicht an. Dass die Zweibrücker etwa die knüppelharte Hauptrunden-Staffel F fünf Punkte und vier Ränge vor der HSG Friesenheim-Hochdorf II abschlossen, war für die folgende Klassenverbleibs-Runde ohne Bedeutung. Friesenheim wird nach der Saison das identische Programm absolviert – und unabhängig von den Ergebnissen am letzten Spieltag weniger Punkte gesammelt haben als die 64er. Die müssen aber absteigen. Die HSG nicht. Weil sich die Löwen 20 ihrer 22 Hauptrunden-Partien im Grunde hätten schenken können.
Auch die Anzahl der Zähler, die die Teams mit in die zweite Saisonphase nahmen, war mitunter mehr von Glück als Können bestimmt. So schenkte etwa Top-Team SG Leutershausen sein bedeutungsloses letztes Hauptrundenspiel gegen das zu diesem Zeitpunkt 24 Punkte schlechter platzierte Schlusslicht HSG Oftersheim-Schwetzingen mehr oder weniger ab. Bedeutungslos war die Partie aber nur für Leutershausen – nicht für die Löwen, die deshalb statt mit 4:0 Punkten – mit 2:2 Zählern in die Relegationsrunde gingen.
Aller Trauer zum Trotz werden die Zweibrücker in der kommenden Saison einen neuen Anlauf Richtung 3. Liga nehmen. Ein Selbstläufer wird das nicht. Im Gegenteil: Während der SV mit Tim Götz einen Schlüsselspieler verliert, hat der künftige Konkurrent TV Homburg dank eines potenten Sponsors im Rücken eine für Oberliga-Verhältnisse surreale Transfermaschine in Gang gesetzt. Die Zweibrücker werden dagegen ein Team aufbieten, das aus Spielern besteht, die in weitesten Teilen beim SV 64 ausgebildet wurden. Außerdem ihren treuen Anhang – ihre „weiße Wand“. Denn Unterstützung und Stimmung kann man sich mit Geld nicht kaufen. Und schließlich einen Trainer, der sich mit dem Verein identifiziert.
Apropos Trainer: Zwei Übungsleiter wurden in Friesenheim-Hochdorf in dieser Saison vor die Tür gesetzt, ehe die Mannschaft in die Spur fand. Ein Vorgehen, das beim SV 64 Zweibrücken undenkbar ist. Und das ist gut so.